Erntehelfer gesucht

Eine App bringt Landwirte und solidarische Helferinnen und Helfer zusammen

Zwei Studierende der Uni Hohenheim eröffnen mit der neu entwickelten App „SoliD – solidarisches Deutschland“ einen Ausweg aus drohenden Ernteausfällen aufgrund der Corona-Pandemie.

01.04.2020

Erdbeeren und Co. vergammeln auf den Feldern, wenn sich nicht rasch viele Erntehelfer finden. Eine App soll Betriebe und Helfer zusammenführen. Archivbild: Klaus Franke

Erdbeeren und Co. vergammeln auf den Feldern, wenn sich nicht rasch viele Erntehelfer finden. Eine App soll Betriebe und Helfer zusammenführen. Archivbild: Klaus Franke

Erdbeeren, Spargel und andere Lebensmittel müssen in den kommenden Wochen geerntet werden, andernfalls verdirbt die Ernte auf den Feldern. Doch seit vergangenem Mittwoch dürfen die jährlich knapp 300 000 ausländische Saisonarbeitskräfte wegen verschärfter Infektionsschutzregeln nicht nach Deutschland einreisen.

Hilfe in der Not verspricht die Entwicklung zweier Studierenden der Universität Hohenheim in Stuttgart: Die App „SoliD – solidarisches Deutschland“ soll Landwirte in Not mit Menschen zusammenbringen, die ihren gewohnten Tätigkeiten wegen der Coronakrise nicht nachkommen können.

Eine Jury prüft, ob das Projekt im Rahmen des „Hackathon #WirVsVirus der Bundesregierung“ offiziell gefördert wird. Der Hackathon ist vielleicht das größte digitale Beteiligungsprojekt gegen das Coronavirus und seine Auswirkungen: Fast 40 000 Menschen beteiligten sich mit kreativen Ideen, Programmier- und Design-Lösungen, um einen Beitrag zur Bewältigung der Krise zu leisten.

Unter ihnen sind die Hohenheimer Agrarstudenten Timo Grupp und Christian Bidlingmaier, denen das Landwirtschafts-Dilemma keine Ruhe ließ. Ihr Gedanke: Durch die Kontaktsperre gibt es in Deutschland zahlreiche Menschen, die ihren gewohnten Tätigkeiten nicht nachkommen können. Darunter sicher genug, die gerne einen Beitrag leisten möchten, um die gesellschaftliche Krise zu überwinden. Per Video-Chat erweiterten sie ihr Team um ihre Mitstreiter Michel Meier, Marco Walz und Vytautas Macionis, die über das notwendige Knowhow in Software-Entwicklung und IT verfügen. Über die Hackathon-Community holten sie in den folgenden Tagen noch weitere Unterstützung ein. Das Ergebnis mehrerer Nachtschichten ist der Prototyp für die mobile App „SoliD – solidarisches Deutschland“, den das Hackathon-Team in einem Youtube-Video präsentiert. Der guten Idee kann ein jeder mit einem Like Rückenwind verschaffen unter:

youtube.com/

watch?v=6qISsRWOMqw.

Und so funktioniert die App: Landwirtinnen und Landwirte können sich über die App kostenlos registrieren und wichtige Angaben zur Art, Umfang und Rahmenbedingungen der Arbeit machen: Etwa zu Stundenlohn, Übernachtungs- und Abholmöglichkeiten oder zur Mindestarbeitszeit, weil sich für viele Betriebe eine Hilfstätigkeit erst lohnt, wenn diese für einen bestimmten Zeitraum durchgeführt wird. Aber auch die Art der Kulturen spielt eine Rolle, um etwaige Allergien zu berücksichtigen.

Hilfswillige können zunächst ohne Registrierung nach Betrieben in ihrer Umgebung suchen und Gesuche über Social Media-Kanäle teilen. Um ihre Hilfe konkret anzubieten, registrieren sie sich mit ihrer Handynummer. TA

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Erstellt:
01.04.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 07sec
zuletzt aktualisiert: 01.04.2020, 01:00 Uhr

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