Wenn der Akku explodiert

Elektronikschnäppchen aus Fernost können zur Feuerfalle werden

Man muss es in vielen Fällen wohl als fahrlässig bezeichnen, wenn Elektrogeräte zweifelhafter Herkunft eingesetzt werden – das Risiko übersteigt den Preisvorteil erheblich, warnt der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft.

27.11.2019

Wenn schlechte Qualität zum Großbrand führt: Manche Prüfsiegel auf Ladeakkus halten nicht, was sie versprechen. Archivbild: Patrick Seeger / dpa

Wenn schlechte Qualität zum Großbrand führt: Manche Prüfsiegel auf Ladeakkus halten nicht, was sie versprechen. Archivbild: Patrick Seeger / dpa

Der Akku eines E-Bikes hat in Mainz ein Wohnhaus in Brand gesetzt. So war es Mitte September zu lesen. Immerhin: Es sei niemand verletzt worden, das Wohnhaus sei nun allerdings vorerst unbewohnbar.

Steht ein solcher Akku erst einmal richtig in Flammen, hat das viel von einem Feuerwerk: Von „Rocketing“ sprechen Fachleute. Dabei blähen sich die Zellen des Energiespeichers in der Hitze auf, sie platzen mit lautem Knall, setzen Gase frei und es regnet Funken.

In einer Abfolge chemischer Reaktionen zwischen den vielen Substanzen, die in einer Lithium-Ionen-Batterie verbaut sind, steigen die Temperaturen bis über 600 Grad Celsius. Die gute Nachricht: Grundsätzlich sind solche Akku-Brände versichert. Die Hausratversicherung schützt das gesamte bewegliche Eigentum, das in der Wohnung und in dazugehörigen Nebenräumen untergebracht ist. Schäden an fest eingebauten Gegenständen sind durch die Wohngebäudeversicherung abgesichert.

Hinzu kommt ein weiteres Problem: Immer mehr Elektrogeräte genügen nicht den hiesigen Sicherheitsnormen. China scheint nahezuliegen und der Einkauf übers Internet befördert so manches unkomplizierte Elektronikschnäppchen aus Fernost nach Deutschland, das aus guten Gründen hier gar nicht zugelassen ist. Die möglichen Folgen: Unfälle, Brände, Explosionen. Einige Logos und Siegel sind das Papier nicht wert, auf welches sie gedruckt werden. Manchmal sind Kennzeichen auch gefälscht.

Den Aufwand technischer Prüfungen durch unabhängige Stellen sparen sich einige asiatische Hersteller. Das hält manchen natürlich nicht davon ab, trotzdem Qualitätssiegel zu verwenden. Solche Produkte finden sich zehntausendfach auf den einschlägigen Online-Marktplätzen. Und die Kunden greifen nur allzu gerne zu.

Natürlich ist nicht alles minderwertig oder gar gefährlich, was auf diesem Wege nach Europa kommt. Manches aber eben doch. Man kann in vielen Fällen wohl bereits von Vorsatz sprechen, wenn wissentlich Elektrogeräte solch zweifelhafter Herkunft eingesetzt werden. Dies kann auch Folgen für den Versicherungsschutz haben. Der Schutz vor Flammen war immerhin eine Keimzelle des Versicherungswesens. Gegen kaum eine andere Gefahr sind die Deutschen so gut abgesichert, die Schutzstandards so hoch.

Dennoch steigen die Feuerschäden signifikant: Gut 1800 Euro betrug der durchschnittliche Feuerschaden in der Hausratversicherung im Jahr 2018, das sind 16 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Mangelhafte Elektronik aus Fernost ist einer der Gründe. TA

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27.11.2019, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 27.11.2019, 01:00 Uhr

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