Der Kommentar

Auf Katastrophen vorbereitet

12.01.2022

Von Stefan Zibulla

Endlich habe ich meinen Notfallrucksack gepackt! Das habe ich schon Jahre vor mir hergeschoben. Immer waren andere Dinge und Termine anscheinend wichtiger. Dabei bin ich längst für das breite Spektrum möglicher Katastrophen sensibilisiert, die auch über Tübingen hereinbrechen und mich zwingen können, plötzlich meine Wohnung zu verlassen.

Der entscheidende Ruck zur Vorbereitung des Rucksacks für alle Notfälle kam von meinem Bruder. Mit ihm teile ich nicht nur die Überzeugung, dass globale Pandemien sowie der Anstieg verheerender Erdbeben und anderer Naturkatastrophen seit dem Ersten Weltkrieg auf die Aktualität alter Vorhersagen aus den Evangelien verweisen. Er hat aus dieser Perspektive auf das Weltgeschehen auch eine praktische Konsequenz gezogen und mir sowie meiner Mutter einen Notfallrucksack mit Basisausstattung geschenkt. Ein Unternehmen mit Sitz in Solingen verschickt dieses Überlebensgepäck – bestückt mit einer Isomatte, einem Hygieneset mit FFP2-Masken, Zahnbürsten und Reinigungstüchern sowie einem kleinen Radioempfänger, einem Taschenmesser, einer Taschenlampe mit Dynamo, Verbandszeug und einer proteinhaltigen Notverpflegung, die fast 20 Jahre haltbar ist. Dieses Sortiment musste ich jetzt nur noch mit Flüssigkeit und Nahrung für etwa zwei Tage ergänzen.

Auch wer sich nicht an religiösen Prophezeiungen orientiert, kann vor dem Hintergrund des Klimawandels und den Schreckensmeldungen aus dem Ahrtal vom vergangenen Sommer die Zeichen der Zeit erkennen. Weshalb das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mit Blick auf mögliche Großbrände, Hochwasserkatastrophen oder Terroranschläge zum Notgepäck rät und auf seiner Homepage eine Checkliste mit dem Inhalt eines solchen Rucksacks veröffentlicht. Dazu gehören auch der Personalausweis sowie die Gesundheitskarte der Krankenversicherung und der Impfpass. Mein Notfallrucksack ist zwar schon richtig voll und schwer. Doch die entsprechenden Kopien dieser Dokumente finden darin auch noch Platz.

Zwischen Getränkeflaschen, Fischdosen, Wurstkonserven, Schokolade, Nüsse, Trockenfrüchte und Geldscheine werde ich auch noch eine Bibel klemmen. Denn die ist an finsteren Tagen, an denen das Stromnetz zusammenbricht, eine zuverlässige Energiequelle, die den seit Beginn der Corona-Krise in den Medien inflationär publizierten und für viele Menschen angsteinflößenden Begriff der „Apokalypse“ mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft positiv auflädt.