Kollektive Spielfreude

Foaie Verde stellt ihr neues Album in Gomaringen vor

Weltmusik nicht als reine Folklore, sondern als etwas musikalisch Eigenständiges abseits des Mainstreams: Diesen Anspruch verfolgt das Tübinger Ensemble Foaie Verde auf ihrem neuen Album „Phoenix – Balkans and Beyond“, das die fünfköpfige Band selbst komponiert und arrangiert hat.

16.11.2022

Die Tübingerin Katalin Horvath ist die herausragende Sängerin von Foaie Verde. Bild: Jürgen Spieß

Die Tübingerin Katalin Horvath ist die herausragende Sängerin von Foaie Verde. Bild: Jürgen Spieß

Sie stammen aus vier verschiedenen europäischen Ländern und verschmelzen ungarische und rumänische Folkmusik, rasanten Balkansound sowie mazedonische und albanische Melodien zu einem eigenwilligen Sound. Diese Mischung unterschiedlicher Stile und Nationalitäten, diese emotionsgeladene Musik geht nach vorne, sehr direkt, kraftvoll, mit Biss. Sie ist verspielt, vorwitzig, lautmalerisch und mit bald direkten, bald versteckten Anspielungen auf die traditionelle Roma- und Hochzeitsmusik des osteuropäischen Sprachraums.

Manche der 14 Songs des neuen Albums von Foaie Verde legen los, als sei es der ultimative Sommerhit. Innerhalb eines auf kollektive Spielfreude gepolten Ensembles erweisen sich der Geigenvirtuose Sebastian Mare und die Tübinger Sängerin Katalin Horvath als herausragende Solisten des fünfköpfigen Ensembles. Ihr Gespür für eingängige Melodien geben den Stücken erst den nötigen Drive.

Die längst überfällige Neuentdeckung der Sinti-, Roma- und Balkan-Folklore und das Erinnern an die gemeinsamen Wurzeln machten die teilweise in Ungarn aufgewachsene Katalin Horváth und der ehemalige Geiger Sebastian Klein zu ihrem Programm und gründeten 2013 mit vier weiteren Bandmitgliedern die Gruppe Foaie Verde, was auf rumänisch „Grünes Blatt“, aber auch ein Ausruf der Entzückung bedeutet.

Rumänische Folklore und Gypsy-Musik treffen auf dem neuen Album auf sehnsuchtsvolle Balladen. Gleichzeitig bilden Lieder und Tänze aus verschiedenen osteuropäischen Ländern die Grundlage der facettenreichen Arrangements. Außerdem haben Foaie Verde mit Mulo Francel von der Band Quadro Nuevo einen Saxofonisten und Klarinettisten als Gast dabei, der dem Sound bei einigen Titeln eine zusätzliche Note verleiht.

Auch tanzbar sind sie, diese Lieder, von einem magischen Reiz, an dessen Entfachung die Musiker Sebastian Mare (Geige), Vlad Babro (Akkordeon), Groove-Spezialist Frank Wekenmann (Gitarre) und der Stuttgarter Kontrabassist Veit Hübner einen beträchtlichen Anteil haben. Dabei stehen Katalin Horvaths Gesang und die Ausdruckskraft der ungarischen und teilweise auch rumänischen und albanischen Sprache, in denen sie singt, meist im Vordergrund. Die akustischen Instrumente der sie begleitenden vier Musiker unterstreichen noch die Stimme der Sängerin.

Aufgenommen, gemastert und gemixt wurde das Album im Jörg Orlamünders Jamedia Studio in Ludwigsburg. Die Kompositionen stammen von Mare, Wekenmann, Vladimir Trenin oder sind von traditionellen Melodien entlehnt. Vor allem einnehmende Linien und das rückhaltlose Bekenntnis zur schönen Melodie sind auf der neuen CD vorherrschend. Stücke wie das von Sebastian Mare arrangierte „No. 24“, eine Caprice-Variation von Nicolo Paganini, das pfeilschnell gespielte „Cut to the chase!“ von Frank Wekenmann oder das leidenschaftliche „Hoj“ werden ausnahmslos durch einen homogenen Gruppenklang bestimmt. Und der zeichnet sich aus durch einen Mix aus verwegenen Rhythmen und atemberaubenden Läufen auf Violine, Bajan-Akkordeon, Gitarre und Kontrabass – rhythmisch komplex, mit einer verblüffend musikalischen Offenheit.

Zudem zeigen Foaie Verde in ihrer Musik, dass die Gemeinsamkeiten der gesellschaftlich und religiös so verschiedenen Balkanländer kulturell sehr groß sind, dass ihre Musik und ihre Lieder häufig ähnliche Wurzeln haben. Jürgen Spieß

Foaie Verde spielen

am kommenden Freitag,

18. November, um 20 Uhr in

der Sport- und Kulturhalle

Gomaringen, Haydnstraße 22.

Das neue Album kann man auf www.foaie-verde.de bestellen.