Quelle der Energie

Gabriele Haar bietet Waldbaden für Hochaltrige und Menschen mit Demenz an

Angebote zum Waldbaden gibt es in der Region viele. Die Bestatterin Gabriele Haar aus Mössingen hat sehr spezielle Zielgruppen.

07.06.2023

Den Wald neu erfahren: Baumrinde und Moos erfühlen. Gabriele Haar zeigt es. Bild: Jutta Garber

Den Wald neu erfahren: Baumrinde und Moos erfühlen. Gabriele Haar zeigt es. Bild: Jutta Garber

TAGBLATT ANZEIGER: Wie sind Sie zum Waldbaden gekommen?

Gabriele Haar: Mein Beruf als Bestatterin ist überaus fordernd. Auf der Suche nach einem Ausgleich habe ich das Waldbaden für mich entdeckt und darin meine Passion gefunden. Spontan habe ich mich dann auch zur Kursleiterin ausbilden lassen. Ich liebe es, mit den Menschen in den Wald zu gehen und ihnen die Natur auf andere Art und Weise nahezubringen und sie in den Bann der Atmosphäre des Waldes zu ziehen.

Was unterscheidet Ihr Angebot zum Waldbaden von dem anderer Anbieter?

Neben dem klassischen Waldbaden biete ich Waldbaden in der Sterbe- und Trauerbegleitung an, sowie für Hochaltrige und Menschen mit Demenz. Als Bestatterin habe ich häufig mit diesem Personenkreis zu tun und stelle fest, dass diese Menschen emotional oft zu kurz kommen und hier ein großer Bedarf vorhanden ist. Ihnen tut es unglaublich gut, in die Natur zu gehen und bei sich anzukommen. Sie können mir dabei die Verantwortung übertragen für die Zeit, die wir zusammen im Wald sind und sich ganz auf sich selbst besinnen.

Kommen eher Einzelpersonen oder Gruppen zu diesen speziellen Veranstaltungen?

Bei der Trauerbegleitung hatte ich bislang Gruppen, sowohl Erwachsene als auch Kinder, mit denen ich unterwegs bin. Bei der Demenz ist es eine kleine Gruppe mit 3 bis 4 Personen und den jeweiligen Begleitern. Man muss sehr vorsichtig sein, welche Menschen zusammengeführt werden. Der Kontakt mit Anderen tut ihnen aber immer gut und regt ihre verbliebenen Fähigkeiten an. Das kommt ja bei Menschen mit Demenz oft zu kurz. Allerdings ist das Waldbaden hierbei deutlich kürzer. Da die Konzentration meist nicht sehr ausgeprägt ist, dauert das Waldbaden unter Berücksichtigung der Erkrankung in der Regel zwischen 30 bis maximal 60 Minuten.

Inwieweit unterscheidet sich der Ablauf beim Waldbaden für an Demenz Erkrankte von dem Waldbaden für Gesunde?

In einem Vorgespräch werden die Art und die Ausprägung der Demenz abgeklärt. In Abhängigkeit der Möglichkeiten gestalte ich den Ablauf individuell. Theorie spielt hierbei keine Rolle. Es geht darum, die Sinne anzusprechen, indem man die Teilnehmer beispielsweise einen Fichtenzapfen anfassen oder an einem Zweig riechen lässt. So können sie sich mit der Natur verbinden und Erinnerungen und Stimmungen aus der Jugend werden wach. Oft führt das zu einer Entspannung und zaubert ein Lächeln in das Gesicht dieser Menschen.

Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit weitergeben?

Naturschutz ist mir ein wichtiges Anliegen. Ich habe schon oft erlebt, dass Menschen nach der Teilnahme am Waldbaden sagen, dass sie nun den Wald mit anderen Augen sehen. Sie wollen künftig achtsamer mit dem Wald und der Natur umgehen.

Am 21. Juni gibt es die Veranstaltung „Deutschland geht Waldbaden“. Machen Sie mit?

Ja. Zur Sommersonnwende bieten über 60 Personen in ganz Deutschland ein Waldbaden an. Die kompletten Einnahmen werden an die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und an das Bergwald Projekt e. V. gespendet. Von dem Geld werden neue Bäume gepflanzt. Die Benefizveranstaltung „Deutschland geht Waldbaden“ gibt es seit vier Jahren und wird sehr gut angenommen. Ich bin seit drei Jahren mit dabei. Es gehört zu den Aktionen, an denen mein Herz hängt, weil ich so dem Wald etwas zurückgeben kann. Er gibt uns ja so viel an Energie, an Ruhe und an allem, was wir beim Waldbaden aufnehmen.

Die Fragen stellte Jutta Garber.

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Erstellt:
07.06.2023, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 44sec
zuletzt aktualisiert: 07.06.2023, 01:00 Uhr

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