Der Kommentar

Landläufige Sommergrippe

11.07.2018

Von Angelika Brieschke

Gerade hatte man die vergangene Winter-Grippesaison fast vergessen, schon zücken um einen herum wieder – gefühlt – alle ihr Taschentuch. Wenn sie nicht gleich ganz daheim bleiben mit total verschnupfter Nase, schlimmem Halsweh, bellendem Husten oder bohrenden Kopfschmerzen. Die Sommergrippe ist im Anmarsch und man befürchtet Schlimmes.

Ein vorsorglicher Anruf beim zuständigen Gesundheitsamt lieferte leider nichts wirklich Beruhigendes: Das, was landläufig als Sommergrippe bezeichnet werde, sei eigentlich gar keine echte Grippe, erklärte die Pressesprecherin. Sondern nur „meist virale, fieberhafte Infekte, gegen die es auch keine Impfung gibt“. Da diese Infekte im Gegensatz zur echten Influenza nicht meldepflichtig sind, hat das Gesundheitsamt dazu weder Zahlen noch Informationen.

Da merkt man mal wieder, wie sehr einen die „gefühlte“ Wirklichkeit in die Irre führen kann. Natürlich fühlen sich diejenigen, die derzeit an einem Infekt leiden, sehr elend. Aber mit der Grippewelle des vergangenen Winters kann man das nicht vergleichen: Die war nämlich ungewöhnlich stark verlaufen, wie das dafür zuständige Robert-Koch-Institut vermeldete.

Zwischen Ende Dezember 2017 und Anfang April 2018 erkrankten in Deutschland nachweislich über 333 567 Menschen an der Grippe, über 1600 starben daran. Da vermutlich nicht alle Erkrankten beim Arzt waren, dürften die tatsächlichen Zahlen weit darüber liegen. (Zum Vergleich: Im Jahr vorher waren es 112 594 Erkrankte gewesen, also gerade mal ein Drittel.)

Wer jetzt immer noch eine Ansteckung mit der landläufigen Sommergrippe fürchtet – einen Tipp hatte das örtliche Gesundheitsamt doch parat: „Empfohlen wird vor allem gute Basishygiene, also häufiges Händewaschen.“ Diesen Rat befolge ich – und zwar gründlich.