Die Ästhetik alter Wissenschaft

Gerhard Groebe veröffentlicht handkolorierte Buchillustrationen als Grußkarten

24.08.2022

Gerhard Groebe entdeckt in Archiven und Bibliotheken detaillierte und kunstvolle Illustrationen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Bild: Angelika Brieschke

Gerhard Groebe entdeckt in Archiven und Bibliotheken detaillierte und kunstvolle Illustrationen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Bild: Angelika Brieschke

Viele Bibliotheken und Archive verwahren einzigartige Bilderschätze: Handkolorierte Buchillustrationen früherer Jahrhunderte von einzigartiger Schönheit, die die ursprüngliche Leuchtkraft ihrer Farben bis heute bewahrt haben. Einige dieser Werke hat nun der Ammerbucher Gerhard Groebe – der viele Jahre für das TAGBLATT als Fotograf gearbeitet hat – in seinem Verlag an die Öffentlichkeit geholt – als wunderschöne Grußkarten in seiner Edition „Ars aeterna“ (Ewige Kunst).

TAGBLATT ANZEIGER: Wie bist Du denn auf diese Buchillustrationen aufmerksam geworden?

Gerhard Groebe: Ich habe schon vor Jahrzehnten eine Serie über Gewürzpflanzen mit historischen Abbildungen gemacht, in der IWZ, der früheren Fernsehzeitung vom SCHWÄBISCHEN TAGBLATT. Damals bin ich auf diese handkolorierten Bücher in der Tübinger Universitätsbibliothek gestoßen und habe überlegt, dass man da was draus machen sollte.

Das sind ja unglaublich detaillierte, künstlerisch wertvolle Bebilderungen zu Pflanzen und Tieren, die im 17. und 18. Jahrhundert bei Expeditionen und Forschungsreisen in Südamerika, Asien oder Afrika gefunden wurden. Die Zeichner – und auch Zeichnerinnen – waren im Grunde richtige Künstler: Die Illustrationen sind wunderschön gestaltet. Dabei wollten die Illustratoren gar keine Kunstwerke schaffen, sondern in erster Linie möglichst genau die neu entdeckten Pflanzen oder Tiere für Forschungszwecke festhalten. Als Fotograf und Biologe hat mich das natürlich fasziniert.

Ganz besonders attraktiv an diesen handkolorierten Prachtbänden ist, dass die Farben auch nach Jahrhunderten noch in einem so frischen Zustand sind, als wären sie gerade gemalt worden. Im Grunde waren das Nachschlagewerke, da schaut sich einer so eine Seite ja nicht stundenlang an. Die Illustrationen sind die ganze Zeit optimal geschützt, ohne Licht zwischen den Buchdeckeln und sicher aufbewahrt in den Bibliotheken.

Einerseits ist das gut für die Erhaltung der Bilder, aber andererseits auch sehr schade, dass diese Schönheiten von fast niemandem angesehen werden.

Und da bist Du vor ein paar Jahren dann auf die Idee gekommen, die Motive für Grußkarten zu verwenden?

Zuerst habe ich einige in einem Buch verwendet. Ich hatte wieder an diese handkolorierten Bildbände gedacht, als ich zusammen mit Ulrich Kischko, einem befreundeten Physiker, ein etwas ungewöhnlicheres Tübingen-Buch machen wollte. Ich habe ja einen kleinen Verlag, den NeckarAlb-Verlag, und da veröffentliche ich immer mal wieder Bücher, die was mit unserer Region zu tun haben. Ulrich hat zwei historische Tübingen-Romane geschrieben, die in meinem Verlag erschienen sind.

Und weil wir nun nicht noch ein Stadtbuch mit den bekannten und üblichen Tübingen-Ansichten machen wollten, sind wir auf die Idee für ein Buch über das „Geheimnisvolle Tübingen“ gekommen. „Versteckt – verborgen – vergessen“ war das Motto und wir haben 12 Kapitel zusammengestellt, in denen es um Orte oder Dinge geht, an denen man nicht so einfach in der Stadt vorbeiläuft. Also zum Beispiel der Säbelzahntiger in der Paläontologischen Sammlung, oder der Universitätskarzer, in den man gar nicht mehr reinkommt, oder die „Weiße Maus“, ein echter Rennwagen im Museum Boxenstop. Und eben auch diese alten handkolorierten Buchillustrationen in der Unibibliothek.

Und man darf solche Illustrationen einfach verwenden. Also zum Beispiel für Bücher oder Postkarten, die man verkaufen will?

Na ja, da gibt es natürlich keine direkten Urheberrechte mehr, weil die Künstler schon lange tot sind. Bei den Motiven aus der Tübinger Unibibliothek (UB) habe ich sogar extra eine schriftliche Erlaubnis bekommen, die nutzen zu dürfen.

In unser Buch „Geheimnisvolles Tübingen“ haben wir dann nur ein paar wenige Illustrationen aufnehmen können. Aber das Thema hat mich von da an nicht mehr losgelassen. Eine Mitarbeiterin der Universitätsbibliothek Tübingen hat für mich nach noch mehr derartigen Motiven recherchiert. Da bin ich einige Stunden im Historischen Lesesaal gesessen und habe diese wunderschönen Bildbände durchgesehen. Die UB hat die ausgewählten Illustrationen dann für mich hochaufgelöst eingescannt. Diese Dateien sind natürlich ideal für Grußkarten geeignet. Und die habe ich dann layoutet und als Grußkarten drucken lassen – mittlerweile sind es 48 Motive geworden.

Und wo kann man die Grußkarten kaufen?

Nur in Geschäften, hier in der Region zum Beispiel in Tübingen im Fairen Kaufladen in der Marktgasse und im LiLA Laden in Hirschau. Ich will die Postkarten nicht online verkaufen.

Aber es gibt eine Homepage von mir über diese historischen Illustrationen, mit vielen Informationen zu den Künstlern und Künstlerinnen, zu den Motiven und so weiter. „Ars aeterna“ – „ewige Kunst“ habe ich die Edition genannt.

Interview: Angelika Brieschke

www.ars-aeterna.de

Aus den Tiefen der Tübinger Universitätsbibliothek hat Gerhard Groebe diese Seekröte von Marcus Élieser Bloch (1723 - 1799) herausgefischt. Die Illustration stammt aus dem Buch „Naturgeschichte der ausländischen Fische“, das 1784 in Berlin veröffentlicht wurde. Kartenmotiv: Verlag Ars Aeterna

Aus den Tiefen der Tübinger Universitätsbibliothek hat Gerhard Groebe diese Seekröte von Marcus Élieser Bloch (1723 - 1799) herausgefischt. Die Illustration stammt aus dem Buch „Naturgeschichte der ausländischen Fische“, das 1784 in Berlin veröffentlicht wurde. Kartenmotiv: Verlag Ars Aeterna

Karte Apfelblüte kartenmotiv Verlag Ars Aeterna

Karte Apfelblüte kartenmotiv Verlag Ars Aeterna

Zum Artikel

Erstellt:
24.08.2022, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 15sec
zuletzt aktualisiert: 24.08.2022, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen