Debatte um Heiztemperatur

Haus & Grund ist pro, der Mieterbund contra gedeckeltes Heizen im Zuhause

Ist die Absenkung der Mindesttemperatur eine sinnvolle Maßnahme zum Energie sparen? Eigentümer und der Deutsche Mieterbund sind verschiedener Meinung.

22.06.2022

Die Bundesnetzagentur schlug niedrigere gesetzlich vorgeschriebene Mindesttemperaturen vor, um Heizenergie zu sparen. Die Idee ruft ein geteiltes Echo hervor. Bild: gpointstudio/Fotolia.com

Die Bundesnetzagentur schlug niedrigere gesetzlich vorgeschriebene Mindesttemperaturen vor, um Heizenergie zu sparen. Die Idee ruft ein geteiltes Echo hervor. Bild: gpointstudio/Fotolia.com

Der Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland befürwortet die jüngsten Äußerungen des Präsidenten der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, zu der aktuell unsicheren Gasversorgung. „Wir müssen uns jetzt auf alle Eventualitäten vorbereiten. Die privaten Vermieter werden alles in ihrer Macht Stehende tun, um ihren Mietern im Herbst und Winter warme Wohnungen zu ermöglichen“, sagte Verbandschef Kai Warnecke dieser Tage in Berlin.

Der Vorschlag, die Mindesttemperatur abzusenken, sei sinnvoll. Denn schon ein Grad weniger Raumtemperatur bedeute sieben Prozent weniger Energieverbrauch. „Alle Verbraucher, ob Mieter oder selbstnutzende Eigentümer, sind aufgefordert, ihren Heizverhalten zu optimieren, wo immer es möglich ist“, so Warnecke. Eine gesetzlich vorgeschriebene Drosselung der Heizungstemperatur für den Wohnungsbereich ist jedoch aus Sicht des Deutschen Mieterbundes (DMB) der völlig falsche Weg.

Denn sie treffe insbesondere diejenigen Bürger, die etwa aufgrund ihres Alters oder einer Erkrankung auf höhere Wohnungstemperaturen angewiesen sind, da sie sonst frieren müssen. Das sei unsozial und unzumutbar. Zudem wird eine solche Maßnahme dem heterogenen Gebäudebestand in keiner Weise gerecht.

Nach wie vor müssen diejenigen am meisten Energiekosten tragen, die in den Häusern mit dem schlechtesten energetischen Zustand wohnen, sich aber bessere Wohnungen schon wegen der zu hohen Grundmiete nicht leisten können.

„Wir wissen nicht, wer die Bundesnetzagentur auf diese Schnapsidee gebracht hat. Es wirkt so, als habe das vorgesetzte Wirtschaftsministerium mal austesten lassen wollen, woher der Wind weht. Die verheerende Reaktion selbst aus der Wohnungswirtschaft zeigt, dass der Vorschlag schleunigst zurückgezogen werden sollte“, kommentiert der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten, den gestrigen Vorstoß des Präsidenten der Bundesnetzagentur zur staatlich vorgeschriebenen zeitweisen Senkung der Heizvorgaben. „Wenn man zuallererst bei den Mieterinnen und Mietern mit einem staatlich verordneten ‚Wärmedeckel‘ ansetzt, könnte man dahinter auch die Unterstellung vermuten, sie würden Energie verschwenden. Dies ist jedoch grundfalsch. Gerade Mieterinnen und Mieter achten sehr wohl auf ihre Energiebilanz, schon deshalb, weil ihre Energiekosten sonst allein aufgrund der durch die Decke schießenden Preise immer weiter steigen.“ TA

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Erstellt:
22.06.2022, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 22.06.2022, 01:00 Uhr

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