Das Alter spielt keine Rolle

Helga Kröplin hat in den vergangenen 20 Jahren 15 Produktionen mit dem Generationentheater „Zeitspru

Seit 20 Jahren leitet die Theaterpädagogin und Regisseurin Helga Kröplin das Tübinger Generationentheater „Zeitsprung“. Menschen zwischen 8 und 92 Jahren haben in dieser Zeit 15 Theaterproduktionen erarbeitet, seit 2014 auch Open-Air-Stücke. Am 5. Mai und 6. Mai wird im Landestheater (LTT) Geburtstag gefeiert.

26.04.2017

Helga Kröplin mit Laura, Theo und Noemi bei der Theaterprobe. Bild: Bachmann

Helga Kröplin mit Laura, Theo und Noemi bei der Theaterprobe. Bild: Bachmann

TAGBLATT ANZEIGER: Was ist das Besondere am Generationentheater? Dass alte und junge Menschen gemeinsam Theater spielen ist doch gar nicht ungewöhnlich.

Helga Kröplin: Nein, eigentlich nicht. Bei den Profis schon gar nicht. Laientheater sind altersmäßig oft homogener, wie zum Beispiel Schultheatergruppen, aber auch da geht es anders: Diese ganzen Freilichtbühnen und Naturtheater sind meistens gut durchmischt, was das Alter der Mitspieler angeht. Wir gehen da noch drüber hinaus und machen das bewusst zu einem Thema. Konflikte und Begegnungen zwischen Alt und Jung spielen auch in unseren Stücken eine Rolle. In „Peer Gynt“ zum Beispiel verlässt der Protagonist als junger Mann sein Zuhause und kommt als alter Mann zurück.

Wirkt sich das auch auf die Gruppe aus?

Natürlich. Während der Proben kommt es immer wieder zu sehr guten und ehrlichen Gesprächen und es gibt schöne Begegnungen, aus denen auch schon Freundschaften entstanden sind. Das kreative Potenzial der einzelnen Ensemblemitglieder wird gefördert, indem sie sich mit Dingen auseinander setzen müssen, mit denen man sich in einem bestimmten Alter normalerweise nicht auseinander setzt.

Andererseits gibt es auch Momente, da hocken die Alten bei den Alten und die Jungen bei den Jungen. Das darf dann auch einmal sein, dass man sich von der Gruppe, zu der man gehört, stärken lässt. Nur so kann man sich auch wieder anderen öffnen. Eine Mitspielerin hat mal gesagt: „Hier darf jeder sein wie er will und auch ein bisschen verrückt.“ Das Alter wird bei uns zum Thema, spielt aber keine Rolle.

Wie kommt Ihr zu Euren Stücken?

„Herz eines Boxers“ war bislang das einzige „fertige“ Theaterstück, das wir so gespielt haben, wie es geschrieben worden ist. Sonst entwickeln wir viel selbst: Manchmal haben wir einen Stoff, wie bei Peer Gynt oder Goethe, aber es gibt auch Stücke, die sind komplett auf unserem Beet gewachsen. Manchmal suche ich eine Autorin oder einen Autor, der für uns ein Stück schreibt, aber auch da entsteht dann viel aus der Improvisation heraus.

Habt Ihr ein festes Ensemble?

Einige Mitspieler/innen sind schon sehr lange dabei. Anneliese Goth ist von Anfang an dabei, sie hat mit 72 Jahren angefangen und ist jetzt 92 und vermutlich die älteste Laienschauspielerin der Welt. Andere verbringen ihre komplette Schulzeit bei uns und gehen dann. Aber es kommen auch immer wieder neue Leute dazu, das funktioniert über Mundpropaganda und über offene Proben vor jeder neuen Produktion, zu denen man einfach kommen und ausprobieren kann, ob man Lust hat, da mitzumachen. Und in diesem Jahr gibt es außerdem unser Jubiläumsevent.

Da wird ja einiges geboten . . .

Ja, wir haben ein großes Programm: Eine Fotoausstellung, ein Film mit Ausschnitten aus all unseren Stücken und wir zeigen unser Jubiläumsstück „Immer wieder barfuß!“, ein Potpourri aus allen 15 Produktionen, in denen das Ensemble seine Geschichte erzählt. Außerdem gibt es ein Publikumsgespräch, eine Führung durch’s LTT und mehrere Workshops. In denen geht es um Regiearbeit und Schauspielarbeit, man kann lernen, aus einfachen Alltagsbewegungen Choreographien zu entwickeln und ich führe in das Fitzmaurice Voicework ein, bei der es darum geht, die Authentizität der eigenen Stimme zu finden. Die Workshops sind sowohl für Leute geeignet, die Gruppen anleiten oder unterrichten und neue Impulse suchen als auch für Theaterneulinge oder Interessierte.

Und dann wird natürlich gefeiert: mit Kaffee und Kuchen und Party und am Freitagabend spielt die Band „Cabanáz“ aus Freudenstadt, da kann man dann auch tanzen.

Wie seid Ihr zu dem Namen „Zeitsprung“ gekommen?

Das haben wir irgendwann einmal erfunden. Mit unserer Generationenthematik springen wir ja immer wieder von einer Zeit in eine andere.

Fragen von Andrea Bachmann

Am Freitag 5. Mai und am Samstag, 6. Mai, findet das große Jubiläumsevent im LTT statt. Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung findet man unter www.generationentheater-zeitsprung.de und

www.facebook.com/

generationentheater.zeitsprung.

Der Anmeldeschluss für die Workshops ist der 27. April

unter http://formular.generationentheater-zeitsprung.de

In Bebenhausen probte das Generationentheater Zeitsprung 2015 den Eulenspiegel. Archivbild: Bachmann

In Bebenhausen probte das Generationentheater Zeitsprung 2015 den Eulenspiegel. Archivbild: Bachmann