Noch einmal an den Sehnsuchtsort

Hilfsorganisationen erfüllen schwerkranken Patienten einen Herzenswunsch

15.03.2023

2021 konnte der schwerkranke Karlheinz Kost mit seiner gehbehinderten Frau Marion noch einmal nach Wismar an der Ostsee reisen. Bild: Malteser Hilfsdienst

2021 konnte der schwerkranke Karlheinz Kost mit seiner gehbehinderten Frau Marion noch einmal nach Wismar an der Ostsee reisen. Bild: Malteser Hilfsdienst

Das Meer, die Berge, der Bodensee – Sehnsuchtsorte gibt es viele. Gerne kehrt man immer wieder dorthin zurück. Doch was passiert, wenn das aufgrund einer Krankheit auf einmal nicht mehr möglich ist? Hierfür gibt es einen besonderen Dienst. „Der Wünschewagen“ des Arbeiter-Samariter-Bunds, das „Glücksmomente-Fahrzeug“ des Deutschen Roten Kreuzes oder der „Herzenswunsch-Krankenwagen“ des Malteser-Hilfsdienstes bringen schwerkranke Menschen noch einmal an Orte, an die sie aus eigener Kraft oder mit Hilfe von Verwandten nicht mehr gelangen könnten. Die Nutzung ist für Palliativpatientinnen und – patienten und eine Begleitperson kostenlos. Das Projekt finanziert sich allein aus Spenden.

„Die Initiative gibt es seit fünf Jahren“, sagt Thomas Linhart, Pressesprecher der Malteser Neckar-Alb. „Das Projekt wurde auf Bundesebene ins Leben gerufen, wir haben uns angeschlossen.“ In den Landkreisen Reutlingen, Tübingen, Esslingen und Zollernalb wird der besondere Service an jedem Standort angeboten. „Wir möchten gerne diesen letzten Wunsch der Palliativpatienten erfüllen.“

Der letzte Wunsch kann ganz unterschiedlich aussehen. So wollte sich eine Dame, die im Seniorenheim lebte, von ihrem Ehemann auf der Intensivstation des Krankenhauses verabschieden. Da die Fahrt medizinisch nicht notwendig war, übernahm die Krankenkasse sie nicht und selbst konnte die Seniorin es nicht schaffen. „Wenn jemand einen solchen Wunsch äußert, werden wir sofort aktiv, es geht schnell“, sagt Linhart. „Wir freuen uns, wenn unser Dienst auch in Anspruch genommen wird. Denn für viele, vor allem für Senioren, erscheint es unvorstellbar, dass andere Menschen so etwas kostenfrei für einen tun.“

Ein anderer sterbenskranker Patient wünschte sich, noch einmal beim VfB Stuttgart die Stadionatmosphäre genießen zu dürfen. „Da haben wir alle unsere Kontakte spielen lassen und konnten ihn mit der Trage in die Ehrenloge bringen. Wenn Vereine oder Organisationen angesprochen werden, können sie schon viel möglich machen.“ Gemeinsam wird besprochen, wer mitfährt und was man im Krankenwagen benötigt. Dies wird jeweils individuell auf den Kranken abgestimmt, manchmal wird Rücksprache mit dem Hausarzt gehalten. Mit im komplett ausgestatteten Wagen ist medizinisches Fachpersonal und ein Rettungssanitäter.

Andere Patientinnen und Patienten wünschen sich, ein letztes Mal an einer Familienfeier oder einem Ostergottesdienst teilnehmen zu können. Die bisher weiteste Fahrt ging an die Ostsee. Wismar war der Sehnsuchtsort des schwer an Krebs erkrankten Karlheinz Kost. Die Malteser brachten ihn und seine gehbehinderte Ehefrau Marion für einen Tag dorthin.

Die Freude auf den Gesichtern, das Glück und die Dankbarkeit, seinen Sehnsuchtsort aufsuchen und im Notfall schnell versorgt werden zu können, sei jedes Mal wie ein Geschenk, sagt Linhart.

Silke Löser ist Projektmanagerin bei den Samaritern und bringt Patienten und „Wünschewagen“ zusammen. „Die Palliativpatienten möchten noch einmal gerne ihr Zuhause sehen, an der Beerdigung eines nahestehenden Menschen teilnehmen oder einen Freizeitpark besuchen.“ Ein Mädchen habe sich einen Besuch des Musicals Aladdin gewünscht. „Da wird für einige Stunden die Krankheit zur Nebensache“, berichtet Silke Löser. Zusammen mit der Vorfreude und dem Nachklang sei es eine geraume Zeit, die die Kranken von dem schönen Erlebnis zehren könnten.

Auch die Samariter decken ganz Baden Württemberg ab. Als besonderen Service haben sie einen Krankenwagen mit einer Panoramascheibe, so dass Patienten auch die Fahrt selbst genießen können. „Wünschewagen“, das stehe auch dafür, letzte Wünsche zu wagen.

Auch das DRK unterstützt mit seinem „Glücksmomente-Fahrzeug“ und seinen ehrenamtlichen Helfern den letzten Wunsch. Das Fahrzeug ist so konzipiert, dass die Reise so sicher und angenehm wie möglich ist. „Von einer Absaugpumpe über einen DVD-Player bis zum Campingstuhl – wir haben (fast) alles dabei“, heißt es im Flyer. Gabriele Böhm

Arbeiter-Samariter-Bund Baden-Württemberg e. V.

Der Wünschewagen

Telefon: 0 71 41 / 4 74 71 50.

wuenschewagen@asb-lb.de

Deutsches Rotes Kreuz-Kreisverband Zollernalb e. V.

Glücksmomente-Fahrzeug

Telefon: 0 74 33 / 9 09 98 43

gluecksmomente@drk-

zollernalb.de

Malteser Hilfsdienst e. V.

Herzenswunsch-Krankenwagen

Telefon: 0 70 22 / 24 33 90

Rettungsdienst.neckar-alb@

malteser.org