Kreuze, Steine, dicke Bäume

Hinaus ins Grüne: Entdeckerrunde im Schönbuch um Kirnberg und Langen Rücken

29.12.2021

Bei der Entdeckerrunde im Schönbuch kommt man bei der Forsthütte mit alter Linde vorbei.

Bei der Entdeckerrunde im Schönbuch kommt man bei der Forsthütte mit alter Linde vorbei.

Der Schönbuch ist neben einem Naturparadies mit seinen uralten Wegen und Denkmälern auch ein lebendiges Geschichtsbuch. Auf dieser Schönbuchrunde gibt es einiges zu entdecken, was uns in die düsteren und beschwerlichen Zeiten unserer Vorfahren zurück versetzt. Gleichzeitig streifen wir durch eine recht urtümliche Naturlandschaft und bekommen auf dem Geologischen Lehrpfad im idyllischen Kirnbachtal interessante Einblicke in die Erdgeschichte.

Die Wege sind gut begehbar, aber gutes Schuhwerk und dem Wetter angepasste Kleidung und eventuell eine Taschenlampe sind empfehlenswert. Ein Abschnitt des Hauptwanderwegs 5 nach dem Kirnbachtal erfordert eine gewisse Trittfestigkeit. Außerdem können in dieser Jahreszeit bei nasser Witterung und besonders nach Waldarbeiten die Wanderpfade auch matschig sein. Es wird auch eine kürzere Variante beschrieben.

Wir beginnen diese Tour in wunderschönen Bebenhausen an der Bushaltestelle „Bebenhausen Waldhorn“. Wir wandern von hier auf dem uralten Pilger- und Handelsweg (Jakobsmuschel und Wanderzeichen des HW3 mit grünem Baum und rotem Strich) links hoch Richtung Hofgut Einsiedel. Der sogenannte Spötterweg verläuft erst oberhalb der Straße und wir sehen linker Hand den imposanten König-Wilhelm-Stein, der anlässlich des 25. Thronjubiläums von König Wilhelm II. von Württemberg hier am 27. August 1916 aufgestellt wurde.

Unser Weg schwenkt nach rechts und mündet in den „Dianaweg“, dem wir in die gleiche Richtung folgen. Nach dem Wanderparkplatz „Pfeifferstein“ folgen wir dem „Einsiedlersträßchen“ geradeaus in den Wald. Nach rund 350 Meter kommen wir an eine kleine Waldkreuzung an der wir rechts die Schilder des Jakobsweges (Muschelsymbol) sowie eine gelbblaue Tafel für Mountainbiker sehen. Folgen wir dem aufgelassenen, teilweise sumpfigen Grasweg circa 150 Meter rechts hoch, entdecken wir an einer alten Eiche den „Pfeifferstein“. Das Steinkreuz erinnert an den hier am 26. Februar 1822 mit einer Axt ermordeten 16-jährigen Forstlehrling Wilhelm J. Pfeiffer. Der Jugendliche wurde eine Woche später im Beisein seines Vaters hier gefunden. Der oder die Täter wurden nie gefasst.

Wir folgen erst weiter dem Einsiedlersträßchen und dann dem „Langer-Rücken-Sträßchen“. Vor einem Linksschwenk des Weges gibt es die Möglichkeit zu einer kürzeren Variante, in dem man dem Einsiedlersträßchen (Jakobsweg und HW3) nach rechts ins Kirnbachtal folgt und sich auf dem Kirnbachsträßchen wieder rechts hält. Ansonsten folgen wir dem Wanderzeichen „blaues Kreuz“ schräg links weiter und kommen auf den „Langen Rücken“.

Mächtige alte Eichen wie die Bärlocheiche neben der Bärlochhütte säumen wie schon zuvor den Weg. Nach einer idyllisch gelegenen Forsthütte sehen wir rechts den Stumpf der einst mächtigen Kreuzbuche mit einem Steinkreuz.

Das sogenannte „Schwedenkreuz“ an den Wurzeln der Buche erinnert an den Ausgang der Nördlinger Schlacht im August 1634, wo während des 30-jährigen Krieges die kaiserlich-habsburgischen Truppen über die Schweden und ihre protestantischen, deutschen Verbündeten siegten. In den Tagen darauf zogen die siegreichen Soldaten plündernd und auch mordend durch das Land. Einer Chronik aus Weil ist zu entnehmen, dass auch etliche der im Schönbuch ansässigen Protestanten umgebracht wurden.

Nach 100 Metern folgen wir der Heuallee rechts runter ins Kirnbachtal. Nun gehen wir das „Kirnbachsträßchen“ am lauschig dahinplätschernden Kirnbach talwärts und kommen an der oberhalb liegenden Mauterswiese vorbei. Diese große Lichtung wurde 1815 für einen Tiergarten erworben, der aber bereits zwei Jahre später von König Wilhelm I. wieder aufgelöst wurde.

Weiter unten stoßen wir auf den Geologischen Lehrpfad. Auf dem mit kleinen Dinosauriern markierte Weg beschreiben Schautafeln anschaulich die Geologie des Tübinger Raums. Wer den gesamten Lehrpfad über den lauschigen Olgahain abwandern möchte, macht dies am besten in einer Extra Tour und startet dafür am Wanderparkplatz Kirnbachtal. Wir wandern am Bach entlang bis zum Waldrand, folgen vor dem Wanderparkplatz dem Hauptwanderweg 5 (HW5), markiert mit dem roten Balken, nach rechts zurück bis Bebenhausen. Arndt Spieth

Länge: 11 / 7,3 Kilometer

Höhenunterschied: 188 /140 Meter

Gehzeit: 3,5 /2,5 Stunden

ÖPNV: Buslinien 826, 826A, 828, Bushaltestelle Bebenhausen Waldhorn

Einkehrmöglichkeiten: Sonne und Hirsch in Bebenhausen

GPS-Track: https://out.ac/IGsPKa

wanderwerkstatt.com

Hinaus ins Grüne: Entdeckerrunde im Schönbuch um Kirnberg und Langen Rücken
Der König-Wilhelm-Stein im Schönbuch in Bebenhausen. Bilder: Arndt Spieth

Der König-Wilhelm-Stein im Schönbuch in Bebenhausen. Bilder: Arndt Spieth