Talheimer Bergwelten

Hinaus ins Grüne: Naturwanderung um die Bergkirche und den Riedernberg

23.06.2021

Die Talheimer Bergkirche liegt idyllisch auf einer Bergzunge des Kirchkopfs. Von dort oben hat man wunderschöne Blicke auf das obere Steinlachtal und die Alb. Bilder: Arndt Spieth

Die Talheimer Bergkirche liegt idyllisch auf einer Bergzunge des Kirchkopfs. Von dort oben hat man wunderschöne Blicke auf das obere Steinlachtal und die Alb. Bilder: Arndt Spieth

Diese wunderschöne Rundwanderung bei Mössingen-Talheim bietet immer wieder herrliche Ausblicke auf das obere Steinlachtal mit Talheim und den umliegenden Höhenzügen der Schwäbischen Alb. Alle Steigungen verlaufen im schattigen Wald, weshalb diese Wanderroute auch in den Sommermonaten zu empfehlen ist. Start- und Zielpunkt ist die weithin sichtbare Talheimer Bergkirche, die idyllisch auf einer Bergzunge des Kirchkopfes oberhalb von Talheim thront. Sie erreicht man am besten über die Kirchstraße, die durch das Talheimer Ortszentrum in nordöstliche Richtung führt. Alle Wanderwege sind gut begehbar, Trittsicherheit und gutes Wanderschuhwerk sind aber zu empfehlen!

Wir wandern vom Parkplatz bei der Kirche die Kirchstraße weiter hoch, passieren das CVJM-Heim und kommen dann nach 30 Metern an eine Wegeinfahrt von links. Wir folgen dieser kurz und biegen dann gleich wieder rechts in einen Wanderpfad, der uns in einem Bogen nach links am Waldrand entlang führt. Dieser Panoramaweg am Hang des Kirchkopfs zählt mit seinen schönen Ausblicken auf Talheim und die umliegende Alb zu meinen Lieblingspfaden im Steinlachtal. Auf den eher mageren Wiesen am Weg gedeiht eine artenreiche Pflanzenwelt, die wiederum Lebensraum für viele Schmetterlinge und andere Insekten bietet. Immer wieder sieht man kleinere Viehweiden und man fühlt sich fast wie im Allgäu.

Wir wandern auf diesem Weg weiter, kommen in den Wald und folgen bald einem breiteren Weg „Geitsch“ bergauf. An der nächsten Wegkreuzung biegen wir nach links, immer in die ungefähr gleiche Richtung. Der geschotterte Kirchkopfweg führt anfangs leicht bergab und schwenkt dann aber nach rechts ins Seebachtal, wo er wieder ansteigt. Schließlich erreichen wir den Seebach und spazieren für eine Weile den bachbegleitenden Seebachweg bergauf. Nach rund 700 Metern kommen wir an die nächste Wegkreuzung und halten uns hier rechts.

Der geschotterte Weg führt kurz an einem plätschernden Bächlein entlang, dessen Quelle wir bald erreichen. Blicken wir hier nach links, so erkennen wir im Fels ein sogenanntes „Mundloch“. Das ist die Quellöffnung des „Willmandinger Bröllers“, einer periodischen Karstquelle, die besonders während der Schneeschmelze mit Getöse ihr Wasser ausspuckt. Solche „intermittierende Quellen“ findet man am Albtrauf immer wieder und einige werden wegen ihrer gurgelnden Geräusche gerne als Bröller („Brüller“) bezeichnet.

Wir gehen weiter und folgen nach wenigen Metern dem „Mühlewegle“ links hoch. Dieser herrliche Trailpfad führt uns durch eine urige Trauflandschaft zu den oberhalb liegenden Streuobstwiesen von Willmandingen. Wer lieber auf dem Schotterweg bleiben möchte, folgt oben wie die anderen nach dem Mühlewegle auch dem mit einem roten Dreieck gekennzeichneten Hauptwanderweg 1 (HW1) nach rechts. Der auch als Albsteig bekannte HW1 verläuft auf seiner Strecke zwischen Donauwörth und Tuttlingen immer wieder durch die schönsten Ecken des Albtraufs und er enttäuscht uns auch auf diesem Abschnitt bis zur Talheimer Bergkirche nicht.

Nach der Kreuzung gehen wir erst auf breitem Waldweg. Nach der Abzweigung zum Buchbrunnen sind es noch rund 400 Meter, bis der HW1 links hoch durch die felsige Nordflanke des Riedernbergs ansteigt. Oben bei der Riedernberghütte (852 Meter) angekommen, lädt uns ein Grillplatz mit Ruhebänken und Tischen zu einer Vesperpause ein. Das Panorama am Aussichtspunkt Heidenburg ist herrlich: An klaren Tagen sieht man hier auf die höchsten Berge der Alb, den Albtrauf und – rechts im Hintergrund – die Höhenzüge des mittleren und nördlichen Schwarzwald. Irgendwo dazwischen erkennt man die Wurmlinger Kapelle. Wir folgen nun weiter dem HW1 und kommen über die Eichhalde allmählich wieder runter zur Steinlach, die in diesem Seitentälchen ihren Ursprung hat. Der HW1 verläuft nun etwas oberhalb der Landesstraße und ist deshalb durch Verkehrslärm beeinträchtigt. Zum Glück schwenkt er bald wieder nach rechts, steigt nochmals kurz an und führt nach 300 Metern links hinunter zum lauschigen Waldrand.

Auf diesem herrlichen Wegabschnitt bis zur Talheimer Bergkirche bekommen wir wieder wunderschöne Ausblicke auf das obere Steinlachtal mit Talheim. Gegenüber erhebt sich der knapp 821 Meter hohe Farrenberg mit seinem Segelflugplatz und links davon der Hirschkopf, der seit 1983 durch seinen Bergrutsch bekannt ist. Am Naturdenkmal „Dicke Buche“ und dem gleichnamigen Wanderparkplatz mit Grillstelle schwenkt der HW1 links runter zur Bergkirche, wo unsere Wanderung endet. Arndt Spieth

Wallfahrtsziel und Beginen-Kirche: Bergkirche Talheim

Das ursprünglich den Heiligen Cyriacus und Pancratius geweihte Gotteshaus wurde bereits im Jahr 873 erstmals urkundlich erwähnt. Die mittelalterliche Kirche mit imposantem Turm wurde als einschiffige Saalkirche erbaut und später erweitert. Neben dem beachtlichen Alter dieses Kirchenortes war die Bergkirche vor allem durch ihren prachtvollen Flügelaltar von 1518/19 berühmt, ein Meisterwerk des Ulmer Bildhauers Niklaus Weckmann. Daneben befand sich eine aus Lindenholz geschnitzte Pietà, die trotz Reformation in Talheim noch weit ins 19. Jahrhundert hinein Wallfahrer aus dem katholischen Umland anzog. Vermutlich auch um diesem „katholischen Treiben“ ein Ende zu setzen, veräußerte die ev. Kirchengemeinde den Hochaltar 1844 an das Stuttgarter Landesmuseum, wo er heute zu den kostbarsten Exponaten zählt. 1865 wurde die Pietà vom Pfarrverweser („für ihn war es ein Götzenbild“) für eine Handvoll Kreuzer an das Schloss Lichtenstein weggegeben, wo sie heute im Museum bewundert werden kann. Hinter der Kirche stand ein 1331 erstmals erwähntes Beginenkloster, das noch nach der 1534 eingeführten Reformation Nonnen aus einem Pfullinger Kloster aufnahm. Im Jahr 1610 starb die letzte Klosterfrau Veronika. Das Kloster wurde daraufhin aufgelöst und 1776 abgebrochen.

Länge: 10,3 Kilometer

Gehzeit: 3,15 Stunden

Höhenunterschied: 363 Meter

ÖPNV: Buslinie 152 (von Mössingen), Haltestelle Farrenbergstraße/Schwanen, von dort der Kirchstraße bergauf folgen

Die Bergkirche Talheim ist von April bis Oktober immer einen Sonntag im Monat von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Die Termine am besten beim Pfarramt erfragen.

GPS-Track: https://out.ac/IIfwBe

Grillplätze: Riedernberghütte, Wanderparkplatz „Dicke Buche“

www.wanderwerkstatt.com

Kalktuff am „Willmandinger Bröller“: Der Bröller ist eine periodische Karstquelle, die besonders während der Schneeschmelze mit Getöse ihr Wasser ausspuckt – daher der Name „Brüller“.

Kalktuff am „Willmandinger Bröller“: Der Bröller ist eine periodische Karstquelle, die besonders während der Schneeschmelze mit Getöse ihr Wasser ausspuckt – daher der Name „Brüller“.

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Erstellt:
23.06.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 56sec
zuletzt aktualisiert: 23.06.2021, 01:00 Uhr

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