Klosterromantik und Bruderhöhle

Hinaus ins Grüne: Rundtour um Hirsau und seine einzigartige Naturlandschaft

13.02.2019

Von Arndt Spieth

Die Ruinen der weitläufigen Klosteranlage Hirsau sind beeindruckend. Bilder: Arndt Spieth

Die Ruinen der weitläufigen Klosteranlage Hirsau sind beeindruckend. Bilder: Arndt Spieth

Diese abwechslungsreiche Rundwanderung durch diesen Teil des Nordschwarzwaldes mit seinen Moosen und Felsen ist zu allen Jahreszeiten wunderschön, auch jetzt im Winter. Wir starten am Bahnhof von Hirsau, das seit 1975 ein Stadtteil von Calw ist. Wer nicht so weit wandern möchte, kann am Steinbrückle einfach umkehren und auf dem wildromantischen Schweinbach-Trail zuwandern. Im und am Kloster gibt es gute Einkehrmöglichkeiten.

Vom Bahnhof aus wandern wir Richtung Westen und kommen zuerst an den Resten des ersten Hirsauer Klosters, dem Aureliusklosters vorbei, von dem noch große Teile der 1071 geweihten Aureliuskirche (tagsüber geöffnet) erhalten geblieben sind. Daneben befinden sich das hochinteressante Klostermuseum in einem ebenfalls romanischen Gebäude und ein hübsches Klostergärtchen.

Von hier geht es über die Nagoldbrücke hoch zur Kloster- beziehungsweise Ruinenanlage St. Peter und Paul. Unser Weg führt erst durch das Untere Tor und dann zwischen den Ruinen der Konventsgebäude mit Kreuzgang auf der rechten Seite und den erhaltenen mittelalterlichen Stein- und Fachwerkbauten mit dem netten „Café im Kloster“ linker Hand hoch. Oben am (im Winter mit Brettern eingepackten) Dreischalenbrunnen halten wir uns links und verlassen die Anlage wieder durch das Obere Klostertor.

Wir überqueren die Fahrstraße und gelangen, der blauen Raute folgend, zu einem Wildgehege, wo wir Rotwild beim Äsen beobachten können. Nun spazieren wir das Schweinbachtal bergauf. Zuerst kommen wir durch das Betriebsgelände der Firma Seuffer und erreichen dann eine Weggabelung, an der wir den rechten Weg wählen und nun für längere Zeit der gelben Raute folgen. Nach dem Passieren einer alten Mühle verengt sich der Weg, und wir tauchen in das wildromantische Schweinbachtal ein. Für einen kurzen Abschnitt verläuft unsere Wanderung noch auf einem breiteren Weg, dann queren wir den Bach und folgen dem mit der gelben Raute gekennzeichnete Pfad Richtung Oberreichenbach. Bach und Pfad winden sich zwischen moosbewachsenen Steinen, Wurzeln und alten Bäumen. Überall hört man das Murmeln des klaren Wassers und wir entdecken immer wieder kleine Wasserfälle. Ein wunderbares Naturschauspiel, das auch im Winter in das erfrischende Grün der Moose, Algen und Flechten eingetaucht ist, falls nicht gerade Schnee liegt. Schmale Brücken und Stege lassen uns mehrmals die Bachseite wechseln. Schließlich gelangen wir wieder auf einen breiteren Weg und biegen am Wegweiser „Steinernes Brückle“ nach rechts ab.

Am derzeit gesperrten alten Steinbogen kommen wir hier über den Bach mittels einiger großen Steinquader und gehen bergauf zur Fahrstraße. Wir queren sie und folgen der blauen Raute, vorbei am sogenannten Eberspieler Felsenmeer, den Berg rechts hoch Richtung Oberkollbach. Mit Verlassen des Waldes haben wir schöne Ausblicke auf die freie Hochebene und wandern auf dem mit der blauen Raute gekennzeichneten Weg bis ins Ortszentrum von Oberkollbach. Das Dorf wurde bereits 830 als Cobelbach erwähnt und gehörte lange dem Kloster Hirsau. Seit 1975 ist es ein Ortsteil von Oberreichenbach.

Wir folgen nun erst der Alten Badstraße nach rechts, biegen bald in den Tiroler Weg links ein und folgen weiter der blauen Raute durch den Wald hinunter ins Kollbachtal. Unten schwenkt der Weg in einem langen Bogen nach rechts, bis uns ein wieder mit gelber Raute gekennzeichneter Wanderweg mit schönen Ausblicken hoch zur Ernstmühler Platte leitet. Von diesem Aussichtspunkt mit Schutzhütte haben wir an klaren Tagen einen herrlichen Blick ins Nagoldtal.

Wir folgen nun weiter der gelben Raute und erreichen schließlich die etwas unterhalb des Wanderweges liegende Bruderhöhle. Die Höhle ist rund 12 Meter lang und 3 Meter hoch und für Besucher ohne Einschränkung zugänglich. Der Name der Höhle erinnert vermutlich an einen Einsiedler, der um 1480 hier lebte und es wird auch erzählt, dass sich hier in Kriegszeiten Hirsauer Mönche in Sicherheit gebracht haben sollen. Die markanteste menschliche Veränderung in der Höhle ist ein kleiner gemauerter Schornstein. Außerdem steht im Eingangsbereich eine Bank aus Sandstein vor einer kleinen gemauerten Wand. Nach unserer Erkundungstour in und um Bundsandsteinhöhle mit ihren markanten Felsformationen folgen wir dem Weg mit der gelben Raute weiter talwärts, verlassen den Wald und erreichen wieder die ersten Häuser von Hirsau mit seinen verschiedenen Einkehrmöglichkeiten. Von hier ist es auch nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt. Arndt Spieth

Kloster Hirsau

Die Benediktinerabtei Hirsau stieg in kurzer Zeit zu einem der bedeutendsten Zentren der cluniazensischen Reformbewegung auf und so wurde bereits 1082 mit dem Bau der weitläufigen Klosteranlage jenseits der Nagold auf hochwassersicherem Gelände begonnen. 1092 wurden die neuen Konventsgebäude bezogen. Die Reliquien des hl. Aurelius wurden ebenfalls in die neue Klosterkirche St. Peter und Paul überführt und gelangten von dort im Zuge der Reformation ins Kloster Zwiefalten. Das Langhaus von St. Aurelius blieb erhalten und überdauerte die Jahrhunderte als Stall, Scheune und Lager. Hirsau war im 11. und 12. Jahrhundert das bedeutendste deutsche Reformkloster nördlich der Alpen. Bereits im Jahre 1091 wurde die dreischiffige, außergewöhnlich lange Kirche St. Peter und Paul geweiht. Sie zählte damals zu den größten romanischen Kirchen Deutschlands. Nach der Reformation wurde Hirsau eine evangelische Klosterschule und die württembergischen Herzöge ließen daneben ein schmuckes Renaissanceschloss errichten. 1692 wurden die Konventsgebäude samt Kirche und herzoglichem Schloss im Pfälzischen Erbfolgekrieg von französischen Truppen unter General Mélac angezündet und zerstört. Lediglich die Marienkapelle und der Eulenturm blieben unbeschadet. Die bedeutenden Ruinenanlagen sind heute Relikte aus unterschiedlichen Baustilen: die Reste der romanischen Säulenbasilika mit dem noch erhaltenen Eulenturm, der gotische Kreuzgang, die spätgotische Marienkapelle und die Ruine des Renaissanceschlosses, in deren Mauern bis 1989 die von Ludwig Uhland besungene Ulme zu Hirsau stand. In den Klosteranlagen findet alljährlich die Klosterspiele ‚Calwer Klostersommer‘ statt.

Länge: 12,5 Kilometer

Höhenunterschiede: . 450 Meter

Gehzeit: rund 4 Stunden

Einkehrmöglichkeiten:

(Hirsau) Café im Kloster, Hotel Kloster Hirsau, Löwen

Gastronomie in Oberkollbach

ÖPNV: Kulturbahn Tübingen-

Pforzheim 744 (über Rottenburg)

Aus- und Einstieg Bahnhof Hirsau

Die Bruderhöhle ist 12 Meter lang und für Besucher zugänglich.

Die Bruderhöhle ist 12 Meter lang und für Besucher zugänglich.

Wildromantischer Schweinbach.

Wildromantischer Schweinbach.

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Erstellt:
13.02.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 00sec
zuletzt aktualisiert: 13.02.2019, 01:00 Uhr

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