Dem Frühling entgegen

Hinaus ins Grüne: Rundwanderung durch die Weinberge am Hirschauer Berg

Im März wandert man gerne an Orten, die von der Sonne verwöhnt sind und wo der beginnende Frühling schon so richtig spürbar ist.

13.03.2019

Blick von der Blumbergsteige mit einer atemberaubenden Aussicht auf die uralte Weinberglandschaft rund um den Hirschauer Berg. Bilder: Arndt Spieth

Blick von der Blumbergsteige mit einer atemberaubenden Aussicht auf die uralte Weinberglandschaft rund um den Hirschauer Berg. Bilder: Arndt Spieth

Ein besonders frühlingshaftes Fleckchen im Landkreis sind die Weinberge am Hirschauer Berg und um die Wurmlinger Kapelle. Unsere Rundtour führt uns diesmal hoch zum Hirschauer Berg und über das an einigen Abschnitten fast alpine Blumbergsteigle mit traumhaftem Ausblick wieder hinunter ins Tal. Für diesen Abstieg sind rutschfestes Schuhwerk und eine gewisse Trittsicherheit notwendig. Es wird auch eine etwas längere Variante ohne diesen Abstieg beschrieben, die bei nasser Witterung gewählt werden sollte.

Wir beginnen die Wanderung in Hirschau in der Kingersheimer Straße bei der katholischen Kirche St. Ägidius und spazieren die stark befahrene Straße kurz Richtung Westen. Nach wenigen Schritten sind wir am Kapellenweg, der von rechts einmündet. Er führt uns im Bogen durch ein neueres Baugebiet. Am Ortsrand folgen wir an der Kreuzung mit der Riedstraße dem Kapellenweg schräg rechts hoch und kommen durch Streuobstwiesen und teils verwilderte Gärten. Oben angekommen, halten wir uns bei einem Wegekreuz links. Wir gehen erst an einer kleinen Imkerei vorbei, passieren dann ein steinernen Mühlespieltisch und folgen dem geschotterten Wein-, Obst- und Naturlehrpfad mit interessanten Infotafeln.

Die Ausblicke über die alten Weinbergmauern hoch zur Kapelle und auf das unten liegende Neckartal mit der Schwäbischen Alb im Hintergrund sind einmalig. Die Infotafeln geben immer wieder interessante Einblicke in die umfangreiche Arbeit der Hirschauer Wengerter im Laufe der Jahreszeit. An der nächsten größeren Kreuzung wandern wir den asphaltierten Kreuzweg bergauf und verlassen ihn am oberen Ende des neuen Wurmlinger Friedhofes wieder, wo wir dem Schotterweg Richtung Wurmlinger Kapelle (Wanderschild) rechts hoch folgen. Direkt über uns thront die Wurmlinger Kapelle, unten das Neckartal und das weite Land bis zum blauen Band der Schwäbischen Alb, eine Landschaft wie im Bilderbuch. Oben angekommen, sind es nur noch ein paar Schritte hoch bis zur Aussichtsplattform, dem alten Wurmlinger Friedhof an der Kapelle St. Remigius. Von hier oben am Kapellenberg haben wir bei guter Fernsicht einen weiten Rundblick, auch auf den Nordschwarzwald mit der im März oft noch schneebedeckten Hornisgrinde.

Die 1685 geweihte Wurmlinger Kapelle war und ist ein beliebtes Wallfahrtsziel, vor allem von Jakobspilgern auf dem Weg Richtung Santiago de Compostela. Berühmt wurde sie vor allem durch Ludwig Uhlands Gedicht „Droben stehet die Kapelle“, und sie gilt heute als Wahrzeichen des Landkreises Tübingen. Wir wandern nun rechts, in östliche Richtung, hinunter. Nach einer Grillstelle erreichen wir den Sattel zwischen Spitzberg und dem Kapellenberg und folgen dem neuen Premium Spazierwanderweg „Hirschauer Spitzbergwegle“ Richtung Ammersteige und Holzbergsteige. Rechts gibt es immer wieder kleine Aussichtpunkte mit Blick zur Wurmlinger Kapelle. Unterhalb von uns erstreckt sich das Naturschutzgebiet Hirschauer Berg. Es finden sich auf den uralten Weinbergterrassen viele seltene Pflanzen- und Tierarten, die durch die steile Südhanglage und die Aufwärmung an den Steinmauern fast mediterrane Klimabedingungen haben. Einige Arten wie die Zottige Fahnenwicke (Oxytropis pilosa) oder die Ungarische Platterbse (Lathyrus pannonicus) konnten hier die letzte Eiszeit überdauern und sind sonst fast nur südlich oder östlich der Alpen zu finden. Schon der Mediziner und Botaniker Leonhart Fuchs (1501-1566), nach dem die Fuchsie benannt wurde, war von dem Artenreichtum hier fasziniert. Die Flächen sind streng geschützt und dürfen nicht betreten werden.

Schließlich erreichen wir bei einem Gebäude den mit 478 Meter höchsten Punkt des Hirschauer Bergs mit einer Infotafel zu dieser faszinierenden Naturlandschaft. Direkt vor der Infotafel führt uns die Blumbergsteige mit einer atemberaubenden Aussicht auf die uralte Weinberglandschaft hinunter. Es geht zuerst bis an die Traufkante zu einer derzeit teilweise abmontierten Aussichtsbank. Wer den steilen Weg nicht hinuntersteigen möchte oder kann, sollte spätestens hier umdrehen und weiter dem Hirschauer Spitzbergwegle Richtung Osten folgen. Nach rund 700 Metern, vorbei am „Aussichtspunkt Ammersteige“ erreicht man eine weitere Infotafel. Dort biegt das gut ausgeschilderte Spitzbergwegle nach rechts und verläuft auf einem Panoramaweg etwas oberhalb von Hirschau. (Siehe Karten auf den Infotafeln). Bei nasser oder eisiger Witterung sollte man auf jeden Fall diese längere, ebenfalls wunderschöne Variante wählen.

Beim Abstieg über die Blumbergsteige kommen wir am Hischauer Hirsch vorbei. Das Wappentier der Hirschauer wurde vom Pfäffinger Künstler Wilfried Rexze aus rostigem Stahl geschaffen und verblüfft immer wieder Wanderer, die meinen, hier einen echten Hirsch entdeckt zu haben. Wieder auf dem Hischauer Spitzbergwegle alias „Blumbergweg“ angekommen, biegen wir nach rechts und haben weitere schöne Ausblicke auf das Naturschutzgebiet in den alten Weinbergterrassen, deren Mauern heute erhalten oder in mühevoller Handarbeit wieder aufgebaut werden. Auch die Magerwiesen unterliegen besonderen Pflegemaßnahmen, damit sie nicht verbuschen, wodurch viele Tier- und Pflanzenarten verschwinden würden.

Bald erreichen wir, noch immer auf dem Hirschauer Spitzbergwegle, wie etwas später die Wanderer der längeren Variante, eine Kreuzung mit einer weiteren Infotafel. Dort halten wir uns links und folgen der Ausschilderung hinunter in den Ort. Am Ortsrand angekommen, wandern wir auf dem Kreuzlinger Weg weiter hinunter bis wir wieder den Ausgangspunkt an der Kingersheimer Straße mit der Kirche erreichen. Hier an der Hirschauer Hauptstraße gibt es auch mehrere gute Einkehrmöglichkeiten wie das Café Bäckerei Mayer (Nr. 10) oder das Gasthaus Löwen (Nr. 18). Arndt Spieth

Länge: rund 4,6 Kilometer / längere Variante 6,4 Kilometer

Höhenunterschied: 210 Meter

Gehzeit: 2 Stunden /2,5 Stunden

Einkehrmöglichkeiten: Café Mayer, Löwen

ÖPNV: Stadtbuslinie 18, Haltestelle Kirchplatz

Arndt Spieth ist Autor des Wanderführers „Kreuz und quer durch Tübingen“.

Hinaus ins Grüne: Rundwanderung durch die Weinberge am Hirschauer Berg