Rundblick bis zur Alpenkette

Hinaus ins Grüne: Rundwanderung von Öschingen zum Roßberg und zurück

13.09.2017

Einen so tollen Ausblick über die Alb hat man vom Quenstedt-Denkmal aus. Bilder: Arndt Spieth

Einen so tollen Ausblick über die Alb hat man vom Quenstedt-Denkmal aus. Bilder: Arndt Spieth

Diese herrliche Rundwanderung beginnt in der Reutlinger Straße in Öschingen, genauer gesagt an der Bushaltestelle „Reutlinger Straße“ etwas oberhalb des Ortszentrums.

Wir folgen zuerst der von Norden her einmündenden Schönbergstraße und biegen nach wenigen Schritten in die Gartenstraße. Im Auchtertweg halten wir uns links und wandern nun eine Weile geradeaus bergauf. Der Weg ist mit einem blauen Dreieck markiert. Die Straße verengt sich bald zu einem Treppenweg, über den wir durch ein beliebtes Öschinger Wohngebiet mit wunderschönen Ausblicken auf die Alb kommen. Problematisch ist jedoch in einigen Bereichen der Untergrund des hier anstehenden Braunen Jura, was wir an dem schon seit Jahren abgesperrten Haus im Lembergweg 11 erkennen.

Wir erreichen die Panoramastraße, halten uns hier kurz links und folgen dann an einem Wegstein mit dem blauem Dreieck rechts bergauf. Der Wanderpfad schlängelt sich nun stetig nach oben durch ein Naturschutzgebiet und einen schönen Buchenwald und wir erreichen nach ein paar vergossenen Schweißperlen den rund 800 Meter hohen Schönberger Kapf.

Der weiter mit dem blauen Dreieck markierte Weg führt uns nun über eine karge Hochfläche, die Roßbergwiesen und das Roßfeld (siehe kleines Bild rechts) mit herrlichen Ausblicken auf den Albtrauf und den Roßberg mit seinem markanten Aussichtsturm. Durch die trockenen, mageren Böden und die regelmäßige Schafbeweidung hat sich hier eine besondere Flora mit vielen seltenen Pflanzenarten ausgebildet. Im Frühjahr blühen hier beispielsweise die Frühlingsenziane in einem intensiven Blau und die Küchenschelle. Ab August, nach der Mahd, entdecken wir an einigen Stellen den violett blühenden Deutschen Enzian und den blauen Fransenenzian.

Schließlich erreichen wir am Waldrand eine Kreuzung von zwei geschotterten Wegen. Wir wählen keinen von beiden, sondern wandern den schmalen Fußweg geradeaus durch den Wald hoch. Etwas weiter oben gelangen wir an eine weitere Kreuzung von zwei Waldpfaden. Hier folgen wir dem mit einer blauen Gabel gekennzeichneten Weg rechts hoch. Er führt uns durch ein felsiges Gebiet und wir erreichen oben den Fahrweg, der zum Wanderheim Roßberg führt. Wir folgen ihm ein paar Schritte bergauf. Wer hier einen schönen Blick genießen und nicht unbedingt den Turm besteigen möchte, der hält sich an der nächsten Rechtskurve kurz links und geht vor zum Denkmal des berühmten Tübinger Geologieprofessors Friedrich August Quenstedt. Quenstedt hatte sich einst sehr um die geologische Erforschung der Schwäbischen Alb verdient gemacht. Unterhalb des 1893 eingeweihten Obelisken kann man den Blick wunderbar über den Albtrauf und das darunter tiefer liegende Keuperbergland mit seinen bewaldeten Höhenzügen schweifen lassen. Wir steigen weiter hoch und erreichen das Wanderheim Roßberg auf dem gleichnamigen, 869 Meter hohen Berggipfel. Es ist eine gute Einkehrmöglichkeit und von dem gegen eine Gebühr besteigbaren Turm hat man einen fantastischen Rundblick, an klaren Tagen bis zur Alpenkette im Süden und Südosten.

Anschließend folgen wir, in gleicher Wanderrichtung, weiter dem blauen Dreieck links von einem kleinen Grill- und Spielplatz in Richtung Genkingen. Der schmale Weg führt uns wieder hinunter bis zur Ebene des Roßfelds und wir gehen Richtung Parkplatz weiter. Kurz vor den ersten Autos folgen wir dem mit einem roten Dreieck gekennzeichneten Albsteigweg den Hang des Köselesberg hinunter ins Tal des Öschenbachs. Zuerst schreiten wir entlang des kleinen Bachs auf einem Schotterweg talwärts. Ab dem Waldparkplatz ist der Weg asphaltiert und wir erreichen nach dem Wald die buckligen Wiesen und Weiden des rutschfreudigen Braunen Juras.

Feuchte Stellen und kleine Flachmoore sind mit Binsen bewachsen. Da sich die Flächen kaum für den Ackerbau eignen, wurden sie seit jeher als Viehweiden und zum Grünfutteranbau genutzt. Der in dieser geologischen Zone im schwäbisch-alemannischen Sprachraum häufig vorkommende Flurname Auchtert erinnert daran, dass hier die Dorfbewohner ihr Arbeitsvieh zur Aucht, das heißt zur Nacht- beziehungsweis zur Frühweide (mittelhochdeutsch: uhte) führten.

Schöne Ausblicke auf das Umland begleiten uns nun für eine Weile. Im Hintergrund thront der Roßberg und am Hang des Dachslochbergs erkennen wir ein größeres Rutschungsgebiet. Nach heftigen Regenfällen Anfang Juni 2013 walzten hier 140 000 Tonnen Geröll ins Tal und gefährdete die vor jetzt uns liegende Landhaussiedlung massiv. Aus Angst vor weiteren Rutschungen wurden die Häuser damals für längere Zeit komplett geräumt. Alle 29 Bewohner mussten bei Freunden oder in Pensionen unterkommen.

Kurz vor der Siedlung halten wir uns links und passieren das idyllisch gelegene Öschinger Freibad, im Sommer eine nette Einkehrmöglichkeit und mit Badesachen auch ein erfrischendes Nass.

Wir kommen anschließend am Öschinger Sportheim vorbei, eine weiterer Einkehrort, und halten uns danach zwei Mal rechts. Nun geht es rund 100 Meter Richtung Bach, bevor unser Weg vor einer Lagerhalle wieder nach links schwenkt. Wir kommen durch eine Aue mit Wiesen und Äckern und unser teils geschotterter, teils grasbewachsener Wanderweg hält sich anfangs in ungefähr gleichem Abstand südlich vom Öschenbach. An vielen Stellen haben wir herrliche Ausblicke auf die umgebende Alb.

Kurz vor den ersten Wohnhäusern schwenkt der Weg nach rechts zum Bach und wir gelangen in den Drosselweg. An der nächsten Kreuzung gehen wir den Fasanenweg nach rechts und nach Querung des Öschenbachs die Gustav-Schöller-Straße nach links, bis wir die Reutlinger Straße erreichen. Der Straßenname erinnert an den Tailfinger Trikothersteller Schöller, der hier 1911 eine Textilfabrik bauen ließ und dabei die Wasserkraft des Öschenbachs nutzte. Im Zuge dieser Industrieansiedlung beschloss die Gemeinde den Bau einer Wasserversorgung im Ort und bereits Ende des Jahres waren alle Öschinger Häuser an das Wasserleitungsnetz angeschlossen. Das Wasser kam von den zahlreichen Quellen am Talhang, die aber allesamt sehr kalkhaltig waren.

In der Reutlinger Straße halten wir uns rechts und erreichen bald wieder unseren Ausgangspunkt. Arndt Spieth

Länge: rund 8,5 Kilometer

Höhenunterschied: 300 Meter

Dauer: ungefähr 3 Stunden

Busverbindung: Bus 155 aus Mössingen

Einkehrmöglichkeiten: Wanderheim Roßberg, Öschinger Freibad, Öschinger Sportheim

Arndt Spieth ist Autor von „Kreuz und quer durch Tübingen“, ein Wanderführer durch die Unistadt, der im Silberburg-Verlag erschienen ist.

Das  Wanderheim Roßberg ist eine gute Einkehrmöglichkeit.

Das Wanderheim Roßberg ist eine gute Einkehrmöglichkeit.

Hinaus ins Grüne: Rundwanderung von Öschingen zum Roßberg und zurück