Große Villen und Gassen-Schlupf

Hinaus ins Grüne: Rundwanderung von Reutlingen zur Achalm

25.01.2023

In der Wilhelmstraße in Reutlingen gibt es viele Einkehr- und Einkaufsmöglichkeiten.

In der Wilhelmstraße in Reutlingen gibt es viele Einkehr- und Einkaufsmöglichkeiten.

Dieses Mal geht’s in unsere Nachbarstadt Reutlingen und wir wandern durch wunderschöne Wohnviertel an sonnenexponierten Hängen hoch zur Achalm. Anschließend kommen wir durch die engste Straße der Welt in die Reutlinger Altstadt. Die Tour ist in jeder Jahreszeit schön und eignet sich auch als Kaffeespaziergang, in dem man den Aufstieg zur Ruine Achalm weglässt (kurze Variante). Die Wege sind befestigt und auch bei feuchter Witterung gut begehbar. Bei Schnee empfiehlt sich rutschfestes Wanderschuhwerk.

Startpunkt der Rundwanderung ist der Reutlinger Hauptbahnhof. Über den Listplatz geht‘s erst durch die Gartenstraße bis zur Aulberstraße, die wir nach links weitergehen. Imposante Gebäude aus der Gründerzeit säumen hier die Straßen. Die ehemalige Freie Reichstadt kam nach dem Anschluss an die Bahn 1859 zu beachtlichem Wohlstand, als sich hier zahlreiche Textil-, Papier- und Maschinenbetriebe ansiedelten. Nach dem Krieg war Reutlingen als „Hauptstadt der Millionäre“ bekannt.

Wir queren die Gleise der ehemaligen Bahnstrecke nach Schelklingen und folgen der Walter-Rathenau-Straße durch ein mondänes Wohngebiet bergauf. Alte und neue Villen in großen Gärten prägen das Wohngebiet. Die Straße schwenkt weiter oben nach links und wir kommen über sie in den Schönen Weg, dem wir nach rechts folgen. Die wohl beliebteste Wohnstraße Reutlingens mit großen Villen bietet herrliche Ausblicke auf die Stadt und die umliegenden Albberge. Gegenüber erhebt sich der oben kahle Georgenberg. Der frühere Vulkanschlot des sogenannten Schwäbischen Vulkans hat seinen Namen von einer nicht mehr existenten Georgskapelle auf dem Gipfel.

Wir wandern weiter und sehen links oben unser erstes Etappenziel, das Hotel und Restaurant Achalm. Nach einem Steinkreuz folgen wir dem mit einem blauen Dreieck markierten Burgenweg links hoch bis zum Restaurant Café Achalm, eine gute Einkehrmöglichkeit auf der Strecke. Wer weiter aufsteigen möchte, folgt dem Burgenweg weiter zur Ruine Achalm. Bei der derzeitigen nassen Witterung empfiehlt sich aber der betonierte Weg, der vor dem Waldrand rechts hoch führt. Der unbefestigte Burgenweg ist jetzt teilweise sehr matschig.

Bereits beim Aufstieg und besonders oben haben wir an klaren Tagen einen herrlichen Rundumblick auf die Alb und auf den Schwarzwald mit Feldberg und Hornisgrinde und auch die Reste der Burg Achalm. Diese wurde im 17. Jahrhundert von der damaligen Eigentümerin, der Erzherzogin Claudia von Tirol, zerstört und danach abgerissen. Oben auf dem im 19. Jahrhundert wiederaufgebauten Bergfried befindet sich für die Ausblicke eine Orientierungstafel. Die 707,1 Meter hohe Achalm ist übrigens kein Vulkanschlot, sondern ein Rest der Schwäbischen Albhochfläche.

Wieder unten angelangt folgen wir dem asphaltierten Weg nach Osten durch das Hotelgelände. Am Beginn einer Eninger Schrebergartensiedlung halten wir uns rechts und wandern den HAP-Grieshaber-Weg talwärts. Der bekannte Holzschneider und Maler HAP Grieshaber (1909 – 1981) wohnte lange Zeit hier und 2015 wurde der HAP-Grieshaber-Rundweg vom Förderverein Eninger Kunstwege mit verschiedenen Kunststationen ins Leben gerufen. Nach der nächsten Wegeinbiegung sehen wir links das ehemalige Anwesen Grieshabers. Es ist verlassen und in einem maroden Zustand, soll aber wieder hergerichtet werden. Nach einigen Kunststationen kommen wir an eine Straßenkreuzung und folgen hier dem Schönen Weg nach rechts. Er steigt kurz an und führt uns bald auf gleicher Höhe durch eine herrliche Wohnlage.

Beim Steinkreuz folgen wir diesmal dem Burgenweg links hinunter und wir streifen auf der Burgstraße durch ein weiteres gediegenes Wohnviertel. Vor den Gleisen biegen wir rechts in die Panoramastraße ein, queren am Stadtgarten den alten Bahndamm und spazieren quer durch den 1902 angelegten Park zur Planie. Die Planie ist eine im 19. Jahrhundert errichtete Kastanien- und Lindenallee, die von schönen Stadtvillen und Schulgebäuden flankiert wird. Wir gehen sie Richtung Altstadt weiter. Am Ende der Allee erreichen wir die Gartenstraße, gehen erst nach rechts und dann an der nächsten Möglichkeit nach links zur Mauerstraße, in der wir uns wieder links halten.

Nach Haus Nr. 50 mündet die Spreuerhofstraße ein. Sie ist so schmal, dass sie kaum als Weg wahrnehmbar ist. Nach dem großen Reutlinger Stadtbrand 1726 baute man die Stadt teilweise unkoordiniert wieder auf und die Straße gleicht seither eher einem „Schlupf“. Inzwischen steht das gut beschilderte Sensationsobjekt im Guinness-Buch der Weltrekorde und ist ein Reutlinger Touristenmagnet. Wem die „Straße“ zu schmal ist, wählt einfach die nächste Möglichkeit nach rechts. In Metzgerstraße geht‘s kurz nach links und dann führt uns die Wilhelmstraße nach rechts durch die Reutlinger Innenstadt mit zahlreichen Einkehr- und Einkaufsmöglichkeiten. Vorbei geht’s an der imposanten Marienkirche aus der Gotik, dem Wahrzeichen der Stadt. (Hinweis: Wandert vom Chor Richtung Achalm, kommt man direkt in die Aulberstraße – falls man dort geparkt hat). Wir erreichen den Marktplatz, an dem nur noch der Spitalhof aus dem 13. Jahrhundert an die prachtvollen Stadthäuser vor dem großen Stadtbrand erinnert. Teile der Stadthäuser am Marktplatz, um die Nikolaikirche und im Bahnhofsviertel wurden auch bei Luftangriffen im 2. Weltkrieg zerstört. Nach Querung der Karlstraße kommen wir über die Bahnhofstraße wieder zurück zum Ausgangspunkt. Arndt Spieth

Länge: 10 / 8,2 Kilometer

Gehzeit: 3,5 / 3 Stunden

Höhenunterschiede: 309 / 170 m

ÖPNV: Regionalbahn bis Hauptbahnhof Reutlingen

Pkw: Am besten in der Aulberstraße beim Landratsamt oder Parkplatz Kreuzung Grätianus-/ Panoramastraße (die Länge wird dadurch verkürzt)

Einkehrmöglichkeiten: Restaurant Achalm, Cafés und Lokale in der Reutlinger Innenstadt

GPS-Track: https://out.ac/IFvJBr

Auf dieser Wanderung zur Achalm kommt man beim HAP-Grieshaber-Kunstweg vorbei. Bild: Arndt Spieth

Auf dieser Wanderung zur Achalm kommt man beim HAP-Grieshaber-Kunstweg vorbei. Bild: Arndt Spieth

Die engste Gasse der Welt: die Reutlinger Spreuerhofstraße .

Die engste Gasse der Welt: die Reutlinger Spreuerhofstraße .