Naturgenuss und Ruhe pur

Hinaus ins Grüne: Rundwanderung zu Selchental, Pfullinger Berg und Barmkapf

Schon einmal wurde hier bei Gönningen eine Wanderung beschrieben, die über den Stöffelberg führt. Diesmal umwandern wir den Stöffelberg und steigen im oberen Selchental hoch zum Pflanzenparadies Pfullinger Berg. Von dort geht es über den aussichtsreichen Barmkapf wieder hinunter nach Gönningen.

22.07.2020

Von Arndt Spieth

Wie aus dem Bilderbuch: Blick auf Gönningen und den Albtrauf mit Roßberg. Bild: Arndt Spieth

Wie aus dem Bilderbuch: Blick auf Gönningen und den Albtrauf mit Roßberg. Bild: Arndt Spieth

Diese Rundwanderung abseits von ausgetretenen Massenwanderwegen ist gut ausgeschildert und besticht durch ihre wunderbare Naturlandschaft mit schönen Ausblicken und die herrliche Ruhe überall. Die Wege sind gut befestigt, aber gutes Schuhwerk ist zu empfehlen und für alle Fälle wäre eine greifbare Wanderkarte oder Wanderapp nicht schlecht.

Wir starten im Gönninger Ortszentrum am Rathaus (Stöfflerplatz 2) und wandern die Lichtensteinstraße einige Schritte bergauf. An der Kurve halten wir uns links, folgen erst der Stöffelbergstraße und dann der Samuel-Hoenes-Straße mit dem Wanderzeichen „Blaues Dreieck“ rechts hoch Richtung Breitenbachquelle. Bald lassen wir die letzten Häuser hinter uns und haben einen wunderschönen Blick auf Gönningen und den Albtrauf mit dem imposanten Roßberg.

Unser Wanderweg mit dem blauen Dreieck führt nun in den Wald und verläuft oberhalb vom Waldrand. Er führt uns mal leicht bergauf und dann wieder etwas bergab, wir bleiben aber ungefähr auf gleicher Höhe. Nach einiger Zeit spazieren wir vom Burghaldeweg in den Hinterburgweg und bald wechselt die Wegmarkierung vom blauen Dreieck zur blauen Raute. Wir folgen dieser weiter in die gleiche Richtung, queren nach einer Kurve den Pfullinger Grenzweg und folgen der blauen Raute auf einem Pfad leicht bergab durch den Wald. Zwischen großen Schachtelhalmen links und rechts des Wegs kommen wir weiter unten auf einen Schotterweg, auf dem wir uns rechts halten. Durch die Wanderzeichen ist das aber nicht zu verfehlen. Schließlich erreichen wir die Breitenbachquelle mit einem lauschigen Grill- und Rastplatz am murmelnden Bach, ein herrlicher Ort für ein gemütliches Picknick. Der Breitenbach entspringt hier in einer als Naturdenkmal ausgewiesenen Kalkschuttquelle und fließt erst durch das Selchental im Wald Richtung Reutlingen und mündet dann nach fast neun Kilometer bei Betzingen in die Echaz.

Die Breitenbachquelle ist eine Kalkschuttquelle. Bild: Arndt Spieth

Die Breitenbachquelle ist eine Kalkschuttquelle. Bild: Arndt Spieth

Unser Wanderweg zum Pfullinger Berg führt nun direkt oberhalb der Quelle weiter und ist ab jetzt durch eine blaue Gabel (= liegendes Y) markiert. Wir wandern erst an einem kleinen Bächlein entlang durch den Wald und unser Weg führt immer mehr bergauf. Links unten sehen wir das Selchental, rechts die Hänge des Pfullinger Bergs. Schließlich gelangen wir an eine Waldkreuzung, wo sich Gailenbühlweg, Kaltenbronnen- und Ehrenspächweg treffen. Wir wählen keinen von den dreien und folgen auf der anderen Seite der Kreuzung weiter der blauen Gabel durch die „Kernzone Stöffelberg“ des Biosphärengebiets Schwäbische Alb. Dieser faszinierende Waldpfad führt uns bergauf durch einen urwaldähnlichen Bannwald mit imposanten Bäumen und Schuttfeldern. Schließlich erreichen wir die ebenfalls geschützte Hochfläche des Pfullinger Bergs mit seinen mageren Hochwiesen. Neben einer Fülle an besonderen Pflanzenarten können wir in diesem Naturschutzgebiet auch besondere Schmetterlinge wie den seltenen Bergmatten-Perlmuttfalter, Schwebfliegen und verschiedene Heuschrecken- und Wildbienenarten beobachten. Die dort vorkommenden Orchideen, Frühlingsenziane und Ragwurzen sind in dieser Jahreszeit schon verblüht und die violetten Fransenenziane entdeckt man erst im Spätsommer. Von hier oben haben wir aber auch schöne Ausblicke auf die umliegenden Höhenzüge wie den Gielsberg und den Schönberg oberhalb von Pfullingen.

Direkt am „Gipfel“ des 725 Meter hohen Pfullinger Bergs befinden sich verschiedene Wandertafeln mit Wegzeigern in alle Richtungen. Wir folgen nun dem ebenfalls mit der blauen Gabel gekennzeichneten Wanderweg Richtung Barmkapf Aussichtspunkt. Er führt erst nach Süden und dann nach rechts, ziemlich gerade, in westliche Richtung. Nach einiger Zeit weist uns eine Wandertafel zum Barmkapf nach links und wir kommen auf einen schmalen Traufweg oberhalb der Wiesaz. Immer wieder haben wir schöne Ausblicke auf das grüne Tal und am 736 Meter hohen Barmkapf belohnt uns eine schön gelegene Aussichtsbank mit einem wundervollen Blick auf das Wiesaztal und den Roßberg für den Aufstieg.

Bild: Arndt Spieth

Bild: Arndt Spieth

Wir wandern weiter und der Weg führt nun rechts in einem Bogen durch einen wunderschönen alten Buchenwald. Weiter unten erreichen wir einen mit einem blauen Dreieck markierten Waldweg. Wir halten uns kurz rechts und folgen dann dem blauen Dreieck links hinunter nach Gönningen. Im Ort führt uns die Pfullinger Steige direkt in die stärker befahrene Lichtensteinstraße. Wir queren diese Durchgangsstraße und folgen auf der gegenüberliegenden Straßenseite dem Fußweg hinunter zur Wiesaz und auf der anderen Seite wieder hoch ins Gönninger „Ländle“. Hier halten wir uns rechts. Die windschiefen, teilweise über 400 Jahre alten Häuschen zwischen lauschigen Gärtchen sind heute ein beliebtes Refugium für Künstler und Liebhaber von Altbauten mit Gärtchen. Früher lebten hier Samenhändler, Handwerker und Kleinbauern und das Ländle versprüht noch immer einen ganz besonderen Charme. Gönningen wurde durch seine idyllische Lage und die günstigen Mietpreise ab Mitte der 1970er-Jahre zu einem Magneten für die alternative Szene aus Reutlingen und Tübingen. Es entstanden einige Landwohngemeinschaften und teilweise leerstehende Häuser wurden in Eigenleistung bewohnbar gemacht.

Wir erreichen nun die evangelische Kirche Peter und Paul. Das imposante Schiff und der obere Teil des Turms aus heimischem Kalktuff wurden im 19. Jahrhundert gebaut, der Chor und die unteren Turmstockwerke stammen aus dem 12. Jahrhundert, als Gönningen noch das Stadtrecht inne hatte. Wir gehen gerade aus und halten uns in der Kirchstraße rechts. Links sehen wir das „Neue“ Schulhaus. Den Eingang der einstigen Mittelschule aus Gönninger Kalktuff schmücken heute zwei originelle Schülerskulpturen der Künstlerin Ulla Frenger. In der Torstraße geht es kurz nach links und wir sind wieder am Ausgangspunkt angekommen.

Länge: 7,5 Kilometer

Gehzeit: ca. 2,5 Stunden

Höhenunterschied: 240 Meter

Einkehrmöglichkeiten: Sportgaststätte Wiesaztal (Lichtensteinstraße 84)

Grillplatz: Selchental an der Breitenbachquelle

ÖPNV: Bushaltestelle Gönningen Rathaus, Linie 5/155, Abfahrt: Bahnhof Mössingen