Wasser, Weiher, Waldidyll

Hinaus ins Grüne: Schönbuchrunde von Dettenhausen nach Waldenbuch

Diese wunderschöne Rundwanderung entführt uns nach Dettenhausen im nördlichsten Zipfel des Landkreises Tübingen und in das Schönbuchstädtchen Waldenbuch im angrenzenden Kreis Böblingen.

10.04.2019

Das Atelierhaus in der Waldenbucher Straße in Dettenhausen. Bilder: Arndt Spieth

Das Atelierhaus in der Waldenbucher Straße in Dettenhausen. Bilder: Arndt Spieth

Wir starten die Tour im Ortszentrum von Dettenhausen an der Bushaltestelle „Alte Post“ beim Freibad, Bereich Ende Tübinger Straße, Anfang Stuttgarter Straße.

Wir spazieren die Stuttgarter Straße am Freibädle kurz Richtung Osten und folgen dann dem Mühlweg rechts runter ins Schaichtal. Anfangs ist der Weg asphaltiert, nach der Kläranlage ist er geschottert und das Tal wird richtig urig. Die Schaich schlängelt sich hier durch den Schönbuch bis nach Neuenhaus, wo sie in die Aich mündet. Durch ihre natürlichen Bachmäander, Seen und Tümpel gehört das Schaichtal zu den reizvollsten Schönbuchtälern, und man findet hier seltene Tierarten wie den Eisvogel und die Wasseramsel. Seit 1995 ist es Naturschutzgebiet. Wir wandern an einer Wiesenaue und einem Grillplatz vorbei und kommen zum lauschig eingegrünten Brückenweiher. Hier halten wir uns links und folgen für längere Zeit dem mit einer grünen Krone gekennzeichneten Premiumweg „Herzog-Jäger-Weg“ Richtung Orchideenwiese und Parkplatz Braunäcker. Wir erreichen langsam die Höhe, kommen an Felsbrocken aus Stubensandstein vorbei und erreichen oben einen schönen Rastplatz mit herrlichem Blick auf das Schaichtal.

Wir folgen nun weiter der grünen Krone und passieren interessante Infotafeln. An einer Hochspannungsleitung schwenkt der Premiumwanderweg erst nach links und dann nach rechts und wir erreichen über einen Wiesen-und Waldpfad einen Wanderparkplatz. Danach passieren wir eine alte Keltenschanze und wandern den Abkürzungsweg (beschildert) geradeaus weiter auf die mit Streuobstbäumen bewachsene Hochebene „Braunäcker“. Vor uns thront ein 143,6 Meter hoher Fernmeldeturm auf dem Betzenberg. Direkt vor einem Wasserreservoir verlassen wir den Waldrand und folgen der grünen Krone nach links zwischen Streuobstwiesen bis zum östlichen Waldrand. Nun biegt der Herzog-Jäger-Pfad nach links und bald nach rechts und es geht auf gerader Strecke durch Wald bergab bis zum Waldrand. Dort angekommen, folgen wir der Beschilderung Richtung „Bonholz“ und kommen zwischen Äckern, Wiesen und Aussiedlerhöfen hinunter zum einem kleinen Gewerbegebiet. Dort spazieren wir, etwas links versetzt, durch die Ramsbergstraße weiter und kommen durch ein hübsches Wohngebiet mit schönem Stadtblick hinunter bis zur Schlossgartenstraße. Wir gehen erst diese, dann den Immenbachweg und bald die Walddorfer Straße in westliche Richtung (links) weiter bis zur Waldenbucher Altstadt. Hier gibt es mehrere Einkehrmöglichkeiten und viele Infotafeln erläutern die Stadtgeschichte.

In der Altstadt halten wir uns links kommen durch die Markstraße und „Auf dem Graben“ nach Westen an die Tübinger Straße, die alte B 27. Wir queren die früher wichtige Fernstraße „Schweizer Chaussee“, auf der einst die Postkutschen zwischen Stuttgart und Schaffhausen verkehrten. Die alten Poststationen waren häufig auch Gaststätten mit Herbergen und tragen noch Namen wie „Alte Post“ oder „Waldhorn“.

Nun müssen wir uns entscheiden, ob wir erst einen Abstecher durch die Alfred-Ritter-Straße zum Museum Ritter und seinem Café am Werksgelände von Ritter Sport machen wollen oder gleich dem Wanderzeichen „Roter Punkt“ durch das Seitenbachtal folgen. Dieser Wanderweg folgt dem lauschigen Seitenbach erst zwischen Gärten und Wohnhäusern. Dann geht‘s vorbei an einem Wildgehege bis zur Seitenbachmühle. Danach spazieren wir auf der Alten Dettenhäuser Straße, der ursprünglichen Trasse der „Schweizer Chaussee“ bis zum Schützenhaus. Hier könnte man den kurzen und steilen Weg geradeaus nehmen, wandert oben aber für einige Zeit nahe der stark befahrenen Landesstraße. Besser biegen wir vor dem Schützenhaus nach rechts, und folgen weiter dem roten Punkt. Nach etwa 200 Metern, an einer Grillstelle, kommen wir links über einen Waldweg. Wir folgen immer dem breiteren Weg bergauf, erst geht es nach links, dann in einem Bogen nach rechts und an einer Waldschneise führt der Weg links hoch bis zum Waldrand, wo wir ab jetzt bis zum Tourende dem mit einem blauen Punkt gekennzeichneten Wanderweg nach links folgen. Ab dem Waldrand spazieren wir auf der ruhigen Waldenbucher Straße wieder bergab. Bald kommen wir zu den ersten Wohnhäusern von Dettenhausen und erreichen bei einem Ateliergebäude den Rand des alten Ortskerns.

Beim Hotel Lamm - Alte Post sind wir wieder am Ausgangspunkt, der Bushaltestelle „Alte Post“. Im Ortskern gibt es verschiedene nette Einkehrmöglichkeiten. In der Tübinger Straße hat in einer alten Tankstelle und Kfz-Werkstatt das originelle und vor allem wegen seiner besonderen Eissorten im Sommer beliebte Café Mieze seine Pforten geöffnet. Arndt Spieth

Info zu Dettenhausen

Die Anfänge reichen in das späte Frühmittelalter zurück. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Dettenhausen um 1100 n. Chr. Die Böden sind karg und ließen kaum Landwirtschaft zu. Viele Bewohner waren arm und mussten sich als Wald- oder Steinbrucharbeiter durchschlagen. Ab 1911 brachte die neue Schönbuchbahn viele Arbeitssuchende in die Fabriken um Böblingen und Stuttgart. Dettenhausen wurde zum Arbeiterdorf und bei den Reichstagswahlen 1932 erreichten hier die KPD und SPD zusammen noch 60 Prozent der Wählerstimmen. In der Nachkriegszeit folgte mit dem „Wirtschaftswunder“ der Aufschwung für Bewohner und Betriebe und der Ort entwickelte sich durch seine verkehrsgünstige und reizvolle Lage zu einer begehrten Wohngemeinde im Großraum Stuttgart. Dettenhausen ist auch bekannt durch den hier geborenen Schriftsteller und Drehbuchautor (zahlreiche Fernsehserien und Tatort-Folgen) Felix Huby und die aus Berlin stammende und lange in London lebende Silhouetten-Animationsfilmerin und Buchillustratorin Lotte Reiniger. Sie wurde als Filmpionierin weltberühmt und verbrachte hier ihre letzten Lebensjahre.

Info zu Waldenbuch

Waldenbuch wurde 1296 erstmals erwähnt und ist seit 1363 Stadt. Wie der Name vermuten lässt, war ihre Geschichte immer eng mit den umliegenden großen Waldgebieten und der herzoglichen Jagd verbunden. Von 1534 bis 1807 war die Stadt Sitz des württembergischen Waldvogts für den Schönbuch und zwischen 1562 und 1566 ließ Herzog Christoph die alte Burg zum Jagdschloss ausbauen. Heute ist Waldenbuch durch die Ritter Schokoladenfabrik (Ritter Sport) und das Museum Ritter bekannt. Dieses beherbergt Werke aus der Sammlung von Marli Hoppe-Ritter, der Enkelin des Firmengründers Alfred Ritter. Ein Schwerpunktthema sind Quadrate in der Modernen Kunst. In der anderen Gebäudehälfte befinden sich ein Schokoladenmuseum mit Schokoverkauf und daneben ein Café mit Schokoköstlichkeiten. Bekannt ist auch das „Museum der Alltagskultur“ im ehemaligen Jagdschloss mit einer großen Sammlung zum Thema „Volkskunst“ und regelmäßigen Sonderausstellungen. Das mit gebrauchten Möbeln eingerichtete Museumscafé wirkt wie ein Teil der Ausstellung.

Länge: 13,8 Kilometer

Gehzeit: etwa vier Stunden

Höhenunterschied: 241 Meter

ÖPNV: Buslinien 826 und 828, Schönbuchbahn von Böblingen

Einkehrmöglichkeiten:

Waldenbuch: Museumscafés im ehemaligen Jagdschloss und Museum Ritter sowie Lokale in der Altstadt

Dettenhausen: Lokale und Bäckereicafé im Ortszentrum, Café Mieze (Tübinger Straße 66)

Vor der Alten Post in Waldenbuch mit Autor Arndt Spieth.

Vor der Alten Post in Waldenbuch mit Autor Arndt Spieth.