An den Hängen des Neckartals

Hinaus ins Grüne: Schöne Ausblicke und viel Geschichte auf einer Rundwanderung

Diese etwas längere Rundwanderung führt uns entlang der Hänge des Neckartals mit vielen schönen Ausblicken nach Bad Niedernau, wo es mit dem Bad-Café eine gute Einkehrmöglichkeit gibt. Gutes Schuhwerk ist zu empfehlen.

15.02.2017

Von Arndt Spieth

So idyllisch sieht es am Katzenbach in Bad Niedernau aus. Bilder: Arndt Spieth

So idyllisch sieht es am Katzenbach in Bad Niedernau aus. Bilder: Arndt Spieth

Wir beginnen diese Tour auf dem Rottenburger Marktplatz und verlassen ihn Richtung Südosten durch die Königstraße. Nach rund 200 Metern sehen wir links das Heilig-Geist-Spital. 1361 gegründet, sehen wir heute im Erdgeschoss noch den „Neubau“ von 1560/61 mit seinen spätgotischen Fensteröffnungen. Die oberen Stockwerke wurden nach dem Brand von 1735 errichtet.

Hier biegen wir nach rechts, wandern die Staig hoch bis zum hübschen Kalkweiler Tor aus dem 14. Jahrhundert mit einem Kreuztragungsfresko aus dem 18. Jahrhundert.

Danach folgen wir der Kalkweiler Steige, heute eine der beliebtesten Wohnstraßen Rottenburgs, Richtung Westen. An vielen Stellen haben wir herrliche Ausblicke auf das Neckartal mit Rottenburg, den Rammert und dahinter die Schwäbische Alb. Weiter oben folgen wir an einem Feldkreuz dem Buttenwegle schräg links zwischen schönen Wohnhäusern, Villen und Gärten. Am Ende der Straße biegen wir nach links, und gehen der Kalkweiler Steige über Wiesen und Felder bis Kalkweiler Hof jenseits der Kreisstraße.

Wir befinden uns hier auch auf dem Sebastian-Blau-Wanderweg, der uns nun mit den schwäbischen Gedichten des knitzen Schriftstellers und Verlegers Josef Eberle für längere Zeit begleitet. Eberle war gebürtiger Rottenburger. Mit der Rexinger Jüdin Else Lemberger verheiratet, bekam er unter den Nazis ab 1933 Berufsverbot, konnte aber seine schwäbischen Gedichte unter dem Pseudonym Sebastian Blau veröffentlichen.

Kalkweil mit seiner Georgs-Kirche aus dem 14. Jahrhundert war usprünglich ein wohlhabendes Dorf mit großer Gemarkung, das in den Ruinen eines römischen Gutshofs entstanden ist. Aufgrund häufiger Verwüstungen flohen die Dorfbewohner im 15. Jahrhundert ins etwas sichere Rottenburg. Der so verödete Ort wurde um 1522 mit einem Schafhof bebaut, in dem sich heute ein katholisches Jugend- und Freizeitzentrum befindet.

Nach dem ersten Holzschuppen halten wir uns links, und folgen dem mit einem roten Kreuz gekennzeichneten Wanderweg. Dieser schwenkt bald nach rechts und führt uns oberhalb des Neckartals durch eine herrliche Naturlandschaft, die hier nach Aufgabe des Weinbaus an den steilen Neckarhängen entstanden ist. Besonders im Herbst und Winter, wenn das Laub abgefallen ist, eröffnen sich an vielen Stellen faszinierende Ausblicke auf das tief eingeschnittene Neckartal und die dahinter liegenden Höhenzüge. An einem Brunnen können wir kurz nach links zu einem schönen Aussichtspunkt gehen.

Nach längerer Zeit schwenkt der Wanderweg (rotes Kreuz) scharf nach links und bringt uns in Serpentinen hinunter zum Bahngleis. Unten halten wir uns kurz links, queren die Gleise, gehen nach rechts und folgen dann dem ab jetzt mit einem blauen Kreuz gekennzeichneten Wanderweg, vorbei am Niedernauer Bahnhof, über die blaue Eisenbrücke auf die andere Neckarseite. Wir folgen der Niedernauer Durchgangsstraße kurz nach rechts und spazieren dann durch die bezaubernde Bachstraße am Katzenbach weiter.

Alte Bauernhäuser und, weiter hinten, das Wasch- und Backhaus mit dem Heilwasser-Brunnen sowie noch erhaltene Teile der historischen Kur-Anlagen säumen das beschauliche Bachufer. Zuvor erreichen wir das Badcafé, eine nette Einkehrmöglichkeit auf unserer Wanderung. Nach der Emil-Schlegel-Klinik, ein homöopathisches Krankenhaus mit ganzheitlichem Behandlungskonzept erreichen wir den hübsch angelegten Kurpark. Nach rund 80 Metern im Park schwenkt unser weiter mit blauem Kreuz gekennzeichnete Weg nach links und wir wandern oberhalb des Klinikgeländes den Raidtweg leicht bergauf. Bald erreichen wir die ehemalige Villa Steiner, die oberhalb der Straße mit einem Gartenhaus thront.

In der Marienbergstraße halten wir uns kurz links und gehen dann die aussichtsreiche Schickhardtstraße wieder nach links in den Wald. Wir folgen nun immer dem ausgeschilderten Sebastian-Blau-Wanderweg sowie dem blauen Kreuz. Nach einiger Zeit erreichen wie einen schönen Aussichtplatz mit römischen Säulen und einem Wegekreuz. Bildstöcke erinnern daran, dass die große Altstadtkapelle St. Maria auf der rechten Seite früher auch eine Wallfahrtskirche war. Das heute wegen Vandalismus meist verschlossene Gotteshaus wurde 1268 von dem Regensburger Bischof Albertus Magnus geweiht, 1688 erweitert und 1983/85 nach längerem Verfall renoviert. Heute wird vermutet, dass die „Altstadt“ mit den Resten einer bedeutenden Mauer der misslungene erste Versuch einer Stadtgründung der Herren von Ehingen war.

Wir wandern weiter, kommen mittels einer Brücke über eine lauschige Klinge und erreichen bald die stärker befahrene Weiler Straße. Hier gehen wir kurz nach rechts, queren die Straße und folgen der Straße Gelber Kreidebusen Richtung Nordosten. Sie führt uns hinunter bis zur Rottenburger Altstadt. An den drei alten Linden mit einem alten, an einen Mord erinnerndes Sühnekreuz neben einem Bildstock können wir auch den lauschigen Fußweg geradeaus hinunter als Abkürzung nehmen. In der Altstadt folgen wir den Straßen Ehinger Platz und St. Moritz Platz durch die alte Ehinger Altstadt, die wohl schon im 14. Jahrhundert mit Rottenburg verschmolzen wurde. Im Gegensatz zur nördlichen, in zahlreichen Kriegshandlungen immer wieder verwüsteten Rottenburger Altstadt, blieben hier viele mittelalterliche Gebäude verschont und sind bis heute erhalten. Sehr schön ist auch die Kirche St. Moritz mit zahlreichen mittelalterlichen Fresken und Kunstwerken. Am Neckar halten wir uns rechts, gehen auf der herrlichen Uferpromenade bis zur Fußgängerbrücke weiter und queren sie. Anschließend kommen wir über die hübsche Rottenburger Fußgängerzone mit der Bahnhof- und Marktstraße wieder zurück zum Ausgangspunkt, dem schönen Marktplatz. Arndt Spieth

INFO: Länge der Wanderung ungefähr 11,5 Kilometer, Höhenunterschied je circa 275 Meter .

Arndt Spieth hat im Silberburg-Verlag den Wanderführer „Kreuz und quer durch Tübingen“ veröffentlicht.

Hinaus ins Grüne: Schöne Ausblicke und viel Geschichte auf einer Rundwanderung
Hinaus ins Grüne: Schöne Ausblicke und viel Geschichte auf einer Rundwanderung