Verwunschen und unbekannt

Hinaus ins Grüne: auf die Alb zum Eppenzillfelsen und Gütersteiner Wasserfall

25.10.2017

Der Gütersteiner Wasserfall liegt verwunschen und märchenhaft. Bilder: Arndt Spieth

Der Gütersteiner Wasserfall liegt verwunschen und märchenhaft. Bilder: Arndt Spieth

Diese Rundwanderung führt uns auf abwechslungsreichen Pfaden durch die traumhafte Landschaft des UNESCO-Biosphärenreservats Schwäbische Alb mit vielen faszinierenden Aussichtspunkten. Der Start und Zielpunkt im Maisenbachtal ist von Tübingen gut mit der Bahn, Haltestelle „Bad Urach Wasserfall“ oder dem Auto erreichbar. Wir wandern vom Bahnhof beziehungsweise dem Wanderparkplatz Maisenbachtal (oberhalb vom Bahnhof 3 Euro Parkgebühr) etwas bergauf und biegen dann am Ende des obersten Parkplätze nach links.

Der Weg führt uns oberhalb des Waldrandes zunächst wieder Richtung Ermstal und schwenkt dann in einem Rechtsbogen hinüber ins Seltbachtal. Dort treffen wir auf den Hohenurachsteig, dem wir nun für eine Weile bergauf folgen. Wir wandern immer in ungefähr gleicher Richtung bergauf und folgen weiter oben den Wanderschildern Richtung Eppenzill- und Rutschenfelsen. Bald erreichen wir die Kreuzhütte, eine kleine Wanderhütte an einer gut ausgeschilderten Wegkreuzung. Der Weg nach rechts führt hoch zur Ruine Hohenurach, wir folgen hier aber dem Hohenurachsteig bergauf Richtung Eppenzill- und Rutschenfelsen auf der gegenüberliegenden Seite der Kreuzung.

Der Pfad schwenkt bald etwas nach rechts und wir erreichen über einen treppenartigen Felsenweg weiter oben den vielen noch unbekannten Eppenzillfelsen, einer der faszinierendsten Aussichtspunkte der Uracher Alb. Hier oben wähnt man sich fast in einem kanadischen Nationalpark. Ringsum die bewaldeten Höhenzüge der Alb, unter uns das Maisenbachtal und etwas links der rauschende Uracher Wasserfall, den man zwischen den Bäumen erspähen und hier oben auch gut hören kann. Ganz rechts sehen wir die Burgruine Hohenurach, dahinter das Ermstal und im Hintergrund der Jusi, der größten Vulkanschlot des „Schwäbischen Vulkans“. Haben wir uns an der grandiosen Aussicht genügend geweidet, wandern wir weiter. Unser Pfad führt uns entlang der Traufkante zu weiteren schönen Aussichtsstellen.

Bald schreiten wir oberhalb eines kleinen Tälchens und folgen dem mit einem liegenden roten Y gekennzeichneten Wanderweg nach rechts. Nach einiger Zeit treffen wir auf den Premiumwanderweg Wasserfallsteig, dem wir in gleicher Richtung bis zum Ende der Tour folgen. Nach einigen Schritten bekommen wir herrliche Ausblicke auf den Rutschenfelsen. Teile der bis zu 90 Meter hohen Felswand sind im Sommer ein beliebtes Klettergebiet. Rechts davon erhebt sich der 711 Meter hohe Runde Berg. Auf seinem Plateau befanden sich bedeutende vor- und frühgeschichtliche Höhensiedlungen und im 4. und 5. Jahrhundert sogar die Festung eines alamannischen Kleinkönigs. Auf dem Rutschenfelsen angekommen haben wir bald weitere herrliche Ausblicke über die Bad Uracher Alb bis hin zur Festungsanlage Hohenneuffen links im Hintergrund.

Beim Camerstein verlassen wir die atemberaubende Hangkante und wandern nach links. Eine völlig andere Welt eröffnet sich uns hier. Die verkarstete und so wasserarme Albhochfläche ist relativ eben mit sanften Erhebungen und Trockentälern. Die Täler hier oben führen Richtung Donau, werden aber zunehmend vom geologisch noch recht jungen Neckar mit seinen zahlreichen Zuflüssen angenagt. Weil der Neckar mit seinem relativ kurzen Weg über den Rhein in die Nordsee viel tiefer liegt als die zum Schwarzen Meer dahin strömende „alte“ Donau, hat er hier ein leichtes Spiel.

Wir kommen an eine alte Schutzhütte. Eine Tafel informiert dort über das ehemalige Vulkanmaar in diesem Bereich, den alten Rutschenhof und das „Rutschenhof-Brünnele“, einer wasserführenden Doline, an der wir nun vorbei gehen. Das Brünnele war früher ein wichtiger bedeutender Ort auf der sonst wasserarmen Hochfläche, fast vergleichbar mit Oasen in der Sahara, auch für die einstigen Bewohner auf dem Runden Berg. Dahinter, am Waldrand sehen wir nun die Rohrauer Hütte mit Fahne, ein Naturfreundehaus und gute Einkehrmöglichkeit auf unserer Tour. Wir wandern auf dem Hauptweg weiter und folgen dem Wasserfallsteig Richtung Gütersteiner Wasserfall. Bald sind wir wieder am Albtrauf und haben schöne Ausblicke auf die Pferdekoppeln und Gebäude des zum Haupt- und Landesgestüt Marbach gehörenden Fohlenhofs. Der Weg führt in eine leichte Mulde und wir folgen nun auf dem Wasserfallsteig rechts hinunter zum Gütersteiner Wasserfall.

Dort gelangen wir zuerst zu einem kapellenartigen Gebäude. Inschriften und die Abbildung eines Altars erinnert an das Leben und Wirken der Mönche im einstigen Kloster Güterstein, das hier jahrhundertelang oberhalb des Wasserfalls stand. Im frühen 13. Jahrhundert von Konrad von Urach gestiftet, entwickelte sich seine Marienkirche im Mittelalter zu einem bedeutenden Wallfahrtsort. Nach Abzug der Zisterzienser und danach der Benediktiner wurde es Kathäuserkloster und ab 1441/1442 Grablege der Grafen von Württemberg, die damals in Urach residierten. Weil damals viele der Herrscherfamilie in rascher Folge starben, kam das Kloster in den Genuss zahlreicher Stiftungen zum Totengedenken und wurde wohlhabend. Nach der Reformation wurde die Karthause aufgelöst und abgebrochen, der bedeutende Gütersteiner Passionsaltar aber blieb erhalten und gelang in die Stiftskirche Oberstenfeld, wo er bis heute zu sehen ist.

Wir folgen weiter dem Wasserfallsteig und gelangen über Treppenstufen hinunter zum Gütersteiner Wasserfall. Im oberen Teil fällt das Wasser in kleinen Kaskaden in ein gefasstes Becken mit moosüberzogenen Kalktuffsteinen, ein märchenhafter Anblick. Durch diesen kleinen Märchenweiher bekommt der Wasserfall einen besonderen Zauber. Danach stürzt das Wasser über verschiedene Kaskaden in die Tiefe. Die durch das stark kalkhaltige Wasser entstandenen Kalktuffsteine sind wunderschön mit Moosen und Hirschzungenfarnen überzogen. Der Gütersteiner Wasserfall hat etwas Verwunschenes und liegt versteckter, ist aber nicht weniger beeindruckend als der Uracher. Unten angekommen folgen wir dem Weg nach rechts zum Gütersteiner Gestütshof, auch als Vorwerk Güterstein bekannt. Das malerische Ensemble unterhalb des Waldes wurde von König Wilhelm I. von Württemberg 1819/20 als Gestütshof errichtet. Heute sind hier vor allem Stutfohlen untergebracht, im Sommer auch Pensionsrinder. Zuvor stand hier der Wirtschaftshof des Klosters und der Gestütshof strahlt immer noch etwas Klösterliches aus, ein lauschiges besonderes Pferdeparadies.

Wir gehen durch den Hof oder folgen dem Wanderzeichen links dran vorbei und spazieren durch eine lauschige Obstbaumallee mit Pferdekoppeln auf beiden Seiten. Bald sehen wir über uns die eindrucksvolle Ruine von Hohenurach und kommen wieder zurück ins Maisenbachtal mit den Wanderparkplätzen und der Bahnhaltestelle, dem Abschluss unserer Wanderung. Hier gibt es auch die Möglichkeit einer Einkehr im Maisentalstüble oder dem Restaurant Friedrichsau. Ein weiterer schöner Abschluss mit vielen Einkehrmöglichkeiten wäre auch ein Besuch der historischen Altstadt von Bad Urach. Arndt Spieth

Länge: rund 11 Kilometer

Höhenunterschied: 400 Meter

Gehzeit: 4,5 Stunden

Öffentliche Verkehrsmittel:

Regionalbahn nach Bad Urach, Haltestelle „Bad Urach Wasserfall. Mit der Bahn kann man die Tour auch etwas abkürzen: bis zur Haltestelle „Bad Urach Ermstalklinik“ fahren und dort gleich dem Hohenurachsteig Richtung Wasserfall und Hohenurach folgen. Zurück geht es von der Haltestelle „Bad Urach Wasserfall“.

Einkehrmöglichkeiten:

Rohrauer Hütte, Maisenbachstüble, Friedrichsau.

Vielen unbekannt: der Eppenzillfelsen auf der Uracher Alb.

Vielen unbekannt: der Eppenzillfelsen auf der Uracher Alb.

Hinaus ins Grüne: auf die Alb zum Eppenzillfelsen und Gütersteiner Wasserfall

Zum Artikel

Erstellt:
25.10.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 22sec
zuletzt aktualisiert: 25.10.2017, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen