Naturoasen mit Kapellen

Hinaus ins Grüne: von Bieringen durch das Starzeltal nach Wachendorf

24.03.2021

Hier rauscht die Starzel. Bilder: Arndt Spieth

Hier rauscht die Starzel. Bilder: Arndt Spieth

Wir beginnen diese herrliche Rundwanderung am Wanderparkplatz Bieringen in der Allmandstraße. Er befindet sich an der Starzelbrücke auf dem südlichen Neckarufer beim Sportplatz, nicht weit von der Bushaltestelle „Wachendorfer Straße“ und dem Bahnhof Bieringen.

Von hier gehen wir links der Starzel flussaufwärts und der mit einem blauen Balken gekennzeichnete Wanderweg führt uns durch ein lauschiges Waldgebiet oberhalb der munter hin und her fließenden Starzel. Vogelgezwitscher und das Wasserrauschen an kleinen Stromschnellen sind oft die einzigen Geräusche, die in diesem kleinen Naturparadies aus Bäumen, Moosteppichen, Auewiesen und dem natürlichen Wasserlauf des Flusses zu hören sind. Nach einiger Zeit gabelt sich unser Weg und wir folgen dem blauen Wanderzeichen rechts hinunter auf einen Wiesenweg, der uns zu einer Pumpstation leitet. Ab hier geht es weiter auf einem asphaltierten Weg bis zur Landstraße nach Starzach-Wachendorf. Dort folgen wir den Wanderschildern Richtung Wachendorf und Burgkapelle nach rechts und gehen entlang der Straße zur Burgmühle. Leider gibt es hier keinen Begleitweg für Fußgänger und es ist Vorsicht geboten, auch wenn die L392 meist wenig befahren ist. Das offensichtlich nicht mehr genutzte Mühlengebäude mit imposantem Staffelgiebel ist im Besitz der Freiherren von Ow-Wachendorf und stammt laut Jahreszahl im Torbogen von 1593. An der Türe befindet sich eine Infotafel mit weiteren Geschichtsdetails.

Ein paar Schritte oberhalb des Anwesens biegt unser Wanderpfad rechts in den Wald und wir folgen den Wanderzeichen „gelber Ring“ und „rotes Kreuz“ ein gutes Stück auf dem historischen Verbindungsweg von der Burgmühle nach Wachendorf. Die alte Wegbreite ist noch gut erkennbar, wenn auch die teilweise hohlwegartige Trasse heute bis auf den Wanderpfad mit Bäumen und Büschen zugewachsen ist. Nach einiger Zeit kreuzt unser Weg die L392. Auf der anderen Seite folgen wir nach ein paar Schritten bergauf den Wanderzeichen weiter links hoch. Oben an der Hochebene folgen wir dem Wanderzeichen nach links Richtung „Burgkapelle“, die wir bald auf einem kleinen Waldhügel erspähen.

Die Kapelle wurde 1893 für Hans Otto Freiherr von Ow-Wachendorf erbaut, wobei man auf die Reste eines uralten „Turmes“ stieß. Die Geschichte des vermutlich hochmittelalterlichen Steingebäudes ist nicht sicher geklärt, aber seither heißt dieser Platz „Burg“ und auch die Mühle wurde danach benannt. Die Kapelle steht direkt auf dem Turmfundament und das gotische Maßwerk stammt laut Infotafel von einer abgebrochenen Kirche in Horb.

Wir folgen weiter dem Wanderzeichen und streifen bald durch die Felder und Wiesen Wachendorfs. Unser Aufstieg wird mit immer schöner werdenden Blicken auf den Albtrauf und das Vorland belohnt – vorgesetzt, die Sicht lässt es zu. Über den Oberen Mühleweg gelangen wir bald direkt ins Wachendorfer Ortszentrum mit Kirche und imposantem Schloss der Freiherren von Ow-Wachendorf. Es besteht aus zwei Teilen: das um 1500 erbaute „Alte Schloss“ ist ein Steinhaus mit markanten Staffelgiebeln. Es wurde um 1555 durch das westliche angebaute „Neue Schloss“ erweitert. Eine Besonderheit ist dessen Schmuckfachwerk, das vom Innenhof her bewundert werden kann. Der Rundturm stammt von 1574. Zum Neuen Schloss gehört auch das hübsche Torgewölbe mit Deckenmalereien. Dort am Südeingang befindet sich auch eine Infotafel mit weiteren geschichtlichen Angaben. Die Anlage befindet sich im Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden. Der schöne Schlosshof darf aber im unteren Bereich betreten werden. Gegenüber, jenseits der Schlossstraße, sehen wir das sogenannte Mesnerhaus mit seinem barocken Ziergiebel. Über dem Eingang ist die Jahreszahl 1792 zu lesen, vermutlich das Baujahr dieses liebevoll renovierten Schmuckstücks.

Wir gehen die Schlossstraße zurück und folgen dann der Bieringer Straße nach links (Wanderzeichen rotes Kreuz). Bald erreichen wir den schön gelegenen Friedhof mit barocker Kapelle und haben ab hier weitere herrliche Ausblicke auf den Albtrauf. Wir gehen nun für kurze Zeit links der K6929 und kommen unterhalb der Wachendorfer „Feriensiedlung“ und einem Sportplatz zu einem Grillplatz. Von hier können wir die Wurmlinger Kapelle und die Hochhäuser vom WHO herausspickeln sehen.

Wir folgen dem ausgeschilderten „Rundweg 4“ Richtung Friedhof Bieringen und wandern geradeaus in den Wald. Der auch mit dem roten Kreuz gekennzeichnete Wanderweg führt uns auf der alten Steige hinunter nach Bieringen. Kurz vor dem Waldrand queren wir die Straße und erreichen den südlichen Ortsrand mit der Friedhofskapelle. Das äußerlich eher unscheinbare Bauwerk mit schönem Blick auf Bieringen und das Neckartal hat eine beachtliche Geschichte hinter sich. Offenbar war dies die ursprüngliche Pfarrkirche Bieringens und ist bereits 1275 nachweisbar. Im Inneren finden sich Wandmalereien (um 1400) zur Kindheitsgeschichte und Passion Jesu. Ein weiteres Fresko zeigt Christus als Weltenrichter. Die am Eingang angegebene Jahreszahl 1733 erinnert an spätere Umbaumaßnahmen. Wir folgen weiter dem Wanderzeichen und erreichen bald wieder unseren Ausgangspunkt, die Starzelbrücke mit dem Wanderparkplatz. Arndt Spieth

Starzel- und Killertal

Wir befinden uns hier geologisch im Muschelkalk, aber die rund 43 Kilometer lange Starzel quert auf ihrem Weg zum Neckar unterschiedlichste Naturräume und geologische Schichtstufen. Nach ihrer Quelle im Weißen Jura durchläuft sie sämtliche Schichten des Juras und große Teile des Trias. Dadurch weist sie in ihrem Lauf ein ordentliches Gefälle auf, was ihr wohl auch zu ihrem Namen verholfen hat, der aus „Stürzen, Sturzbach“ stammen soll. Ähnliche Gewässernamen finden wir am Alpenrand bei schnell fließenden Gewässern wie der „Starzlach“ mit ihrer bekannten Klamm. Oberhalb von Hechingen kennen wir das Tal der Starzel als Killertal, benannt nach dem Dorf Killer, dessen Name sich aus Kirchweiler („Kilwilar“) abgeleitet hat. Vielen in dieser Gegend ist die verheerende Hochwasserkatastrophe von 2008 noch gut in Erinnerung, als nach starken Regenfällen drei Menschen in der tosenden Starzel ertranken und hohe Sachschäden entstanden. Damals machte das „Killer valley“ internationale Schlagzeilen.

Länge: 9,1 Kilometer

Höhenunterschied: 155 Meter

Gehzeit: 2,5 Stunde

ÖPNV: Bushaltestelle „Wachendorf“ (Linie 7626) an der Starzelbrücke, Bahnhof Bieringen: RB 74, Bus 7626 und 7629

GPS-Track: https://out.ac/z7IdO

Das Wachendorfer Schloss hat hübsche Ziergiebel, die vom Innenhof aus bewundert werden können.

Das Wachendorfer Schloss hat hübsche Ziergiebel, die vom Innenhof aus bewundert werden können.