Farne, Fernblicke, Felsenstufen

Hinaus ins Grüne: von Laufen durchs Brunnental zur Hossinger Leiter

Auf dieser sehr abwechslungsreichen Rundwanderung tauchen wir in eine wunderbare Naturlandschaft ein.

11.08.2021

Die Ausblicke vom Gräbelesberg auf das völlig bewaldete Tobeltal des Steinbachs sind atemberaubend. Fast wie in einem kanadischen Nationalpark, meint unser Wanderführer.

Die Ausblicke vom Gräbelesberg auf das völlig bewaldete Tobeltal des Steinbachs sind atemberaubend. Fast wie in einem kanadischen Nationalpark, meint unser Wanderführer.

Faszinierende Ausblicke, tiefe Schluchten, murmelnde Bäche und nicht zuletzt die Hossinger Leiter machen diese Tour zu einem einmaligen Erlebnis. Auch archäologisch Interessierte kommen hier auf dem Gräbelesberg voll auf ihre Kosten.

Wer mit der Bahn kommt, beginnt diese Rundwanderung am Bahnhof „Laufen Ort“ in Albstadt-Laufen und folgt der Steinstraße und dann dem asphaltierten Weg südlich der Bahntrasse bis zur Traufganghütte Brunnental. Wer mit dem PKW kommt, startet die Tour am Wanderparkplatz bei der Traufganghütte. Die Wege sind gut ausgebaut und beschildert, gutes Wanderschuhwerk, Trittsicherheit und Kondition sind zu empfehlen. Es besteht natürlich immer die Möglichkeit, diese Tour vorzeitig zu beenden und durch das schöne Brunnental zurückzuwandern. Die Tour startet in Laufen bei 616 Meter ü. NN oder 676 Meter an der Traufganghütte. Der höchste Punkt unserer Tour liegt bei circa 916 Meter.

Die urige Traufganghütte Brunnental ist mit ihrem großen Biergarten eine beliebte Einkehrmöglichkeit am Beginn oder Ende unserer Tour. Wir folgen ab der Hütte den orangen „Traufgänge“-Wanderzeichen sowie der roten Raute. Erst geht es geradeaus über den Lauterbach und weiter oben schwenkt unser Weg nach rechts. Wir kommen jetzt durch das lauschige Brunnental mit herrlichen Ausblicken auf den Albtrauf. Einige weiße Jurafelsen blitzen zwischen den sattgrünen Wäldern hervor. Links erhebt sich der 982 Meter hohe Obere Berg mit dem Großen Vogelfelsen, dahinter sehen wir den Schuhmacherfelsen. Rechts vom Tal erheben sich der Heim- und der Gräbelesberg, an dessen Flanken wir später entlangwandern.

Das Tal des Lauterbachs verengt sich bald zu einer wildromantischen Schlucht und unser gut ausgebauter Wanderpfad führt uns am linken Hang moderat aber stetig hoch zu einer weißen Bastion aus Jurafelsen mit der sagenumwobenen „Hossinger Leiter“. Noch vor über 100 Jahren war dies der einzige Zugang vom Albdorf Hossingen hinunter nach Lautlingen mit den Wiesen und Feldern im Brunnen- und Eyachtal. Es wird erzählt, dass früher eine Frau aus Hossingen auf dem Heimweg von der Arbeit im Tal ein Kind gebar und sie anschließend mit Säugling über diese Leiter zurück in ihr Dorf wandern musste. Steile Stufen, an die Felswände geschmiegt, führen uns hinauf, wo eine Vesperhütte mit Grillplatz zur ausgiebigen Brotzeit auf uns wartet. Nach weiteren Stufen und dem Wegverlauf entlang der Felsen ergeben sich immer wieder herrliche Ausblicke, zuerst auf Hossingen und dann ins Brunnen- und Eyachtal. Vorbei am „Kübelhansfels“, an dem die Sagen- und Fastnachtsgestalt einen unrühmlichen Tod gefunden haben soll, folgen wir dem Traufgang durch die wunderschöne Traufpassage am Triebfelsen.

Der höchste Punkt unserer Tour liegt bei 916 Meter ü. NN. Die mageren Albwiesen und Wegränder sind jetzt weiß durch die geschützten Graslilien (Anthericum ramosum) und je nach Jahreszeit blühen hier weitere Arten seltener Felsflora wie die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera), das Helm-Knabenkraut (Orchis militaris), Gelber Enzian (Gentiana lutea), Karthäuser-Nelken (Dianthus carthusianorum) oder die bekannte Silberdistel (Carlina acaulis).

Auch für Insekten sind orchideenreiche Kalk-Magerrasen wichtige Lebensräume und wir sehen hier viele seltene und auch bekannte Schmetterlings-, Bienen-, Käfer- und Heuschreckenarten. Mit viel Glück kann man hier auch wärmeliebende Reptilien wie Schlingnattern oder Smaragd- und Zauneidechsen beobachten.

Auf unserer Wanderroute verlaufen jetzt auch die „Hoch- Alb-Pfade“ und der „Donau-Zollernalb-Weg“ und wir erreichen den auch archäologisch hochinteressanten Gräbelesberg. Wie der Name schon vermuten lässt, entdecken wir gleich am Beginn neben einer ausführlichen Infotafel Gräben, die vor Urzeiten das dahinterliegende Hochplateau vor feindlichen Angriffen abriegelten. Auf dem Gräbelesberg fand man neben Resten einer Höhenburg Keramikstücke aus der eisenzeitlichen Hallstattzeit (8. – 5. Jahrhundert v. Chr.) und ein Teil der Gräben sind vielleicht noch älter. Wer die Tour etwas abkürzen möchte, kann hier dem Wanderzeichen rechts runter Richtung Brunnental folgen. Ansonsten führt uns der Traufgang auf dem Gräbelesberg zu atemberaubenden Ausblicken auf das völlig bewaldete Tobeltal des Steinbachs und man wähnt sich fast ein einem kanadischen Nationalpark.

Wir passieren eine Höhle und sind bald wieder an den historischen Gräben, wo wir auch der Ausschilderung Richtung Brunnental folgen. Vorbei durch kühle Wälder und an einem kleinen Felsenmeer mit einigen Steinmännchen-Ansammlungen geht es immer weiter bergab. Wer direkt nach Laufen zurück wandern möchte, folgt weiter unten der roten Raute geradeaus, ansonsten führt uns das orange Traufgänge-Symbol nach rechts zurück zur Traufganghütte Brunnental.

Albstadt-Laufen

Der 793 erstmals erwähnte Ort gehörte lange dem Kloster St. Gallen in der Schweiz und war über Jahrhunderte hinweg ein kleines Bauerndorf. Der Name kommt vom sechs Meter hohen Wasserfall der Eyach, dem „Eyachlaufen“. Stromschnellen bezeichnete man früher in Süddeutschland und in der Schweiz als „Laufen“. Ein erster Umbruch kam mit dem Bau der Papiermühle im Jahr 1740. Sie belieferte auch den Cotta-Verlag, der Goethes Werke und viele andere Klassiker druckte. Im 19. Jahrhundert entstanden im Tal viele Fabriken, die die Wasserkraft der wilden Eyach nutzten und mit der 1878 neu errichteten Eisenbahn und der Bahnstation wurde Laufen zum bevorzugten Wohnort.

Am 5. Juni 1895 ertranken nach einem anhaltenden Gewitter mit starkem Regen 41 Menschen in den reißenden Fluten der Eyach, 15 davon allein in Laufen. Viele Wohngebäude wurden mitgerissen und zerstört. Das zentrale Denkmal für die Flutopfer steht in Balingen beim Stadtfriedhof, der damals auch völlig verwüstet wurde. Die nächste Katastrophe ereignete sich knapp 50 Jahre später, als bei einem unerwarteten Bombenangriff 19 Laufener getötet wurden.

Arndt Spieth

Höhenunterschied: 386 Meter

Dauer: von Bahnhof Laufen rund 3,5 Stunden /ab Traufganghütte circa 3 Stunden

Einkehrmöglichkeiten:

Taufganghütte Brunnental, Gastronomie Albstadt-Laufen

Grillplatz: direkt oberhalb der Hossinger Leiter

ÖPNV: Bahnhof Laufen, HLZ-Haltestelle: „Albstadt-Laufen Ort“

GPS-Track (Variante ab Bhf. Laufen): https://out.ac/I3TJcA

www.wanderwerkstatt.com

Farbige Tupfer an der Traufganghütte. Bilder: Arndt Spieth

Farbige Tupfer an der Traufganghütte. Bilder: Arndt Spieth

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Erstellt:
11.08.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 53sec
zuletzt aktualisiert: 11.08.2021, 01:00 Uhr

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