Gespaltene Ökobilanz

Holzöfen stoßen enorme Mengen Feinstaub aus, der NABU setzt auf Freiwilligkeit

Die Tatsache, dass der Mensch schon seit Urzeiten gern ins Feuer starrt, hat die Industrie zu einem Wohntrend inspiriert. In jedem vierten Haushalt steht heute ein holzbefeuerter Ofen.

11.12.2019

Gemütlich, aber nicht gut fürs Klima und die Gesundheit: Kaminfeuer. Bild: Dasha Petrenko/Shutterstock

Gemütlich, aber nicht gut fürs Klima und die Gesundheit: Kaminfeuer. Bild: Dasha Petrenko/Shutterstock

Die knisternden Flammen am offenen Kamin, hinter einer dekorativen Glasscheibe oder im alten Kachelofen verströmen eine Atmosphäre archaischer Behaglichkeit und zeugen darüber hinaus von der Naturverbundenheit des Hausvorstandes. Zumal Holz ein ökologisch unbedenklicher Brennstoff ist, der nachwächst und klimaneutral verbrennt. So denkt der Laie und heizt ein, bis der Kamin glüht.

Doch so einfach ist es nicht. „Der Rauch eines Holzfeuers enthält große Mengen an Feinstaub und Stickoxiden sowie Produkte unvollständiger Verbrennung wie PAK oder Kohlenmonoxid“, erläutert Anja Nowack vom Umweltbundesamt (UBA). Die Mengen gesundheitsschädlichen Feinstaubs aus Holzfeuerungen überstiegen mittlerweile sogar die aus den Abgasen des Straßenverkehrs, stellt die Expertin fest. Feinstaub kann Asthma und Atemwegserkrankungen auslösen und gilt als krebserregend. Auch PAK, ein Kürzel für Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, erzeugen Krebs. Stickoxide hingegen schädigen die Atmungsorgane, während Kohlenmonoxid hochgiftig ist.

Ein Drittel

weniger Brennstoff

Besonders viel Schadstoffe blasen Alt-Öfen in die Luft: „Ein Kaminofen mit Baujahr vor 1990 emittiert etwa fünfmal mehr Feinstaub als ein Ofen mit Baujahr ab 2015“, erläutert Anja Nowack. Deshalb schreibt die Kleinfeuerungsverordnung vor, dass bis Ende 2020 alle Öfen stillzulegen, nachzurüsten oder auszutauschen sind, die vor dem 1. Januar 1995 zugelassen wurden. Ende 2024 ist dann für alle Geräte mit Zulassung vor dem 21. März 2010 der Ofen aus. Über die Einhaltung der Fristen wacht im Zuge der regelmäßigen Feuerstättenschau die Schornsteinfeger/innen. Auf diese Weise werden veraltete Öfen nach und nach aus dem Verkehr gezogen.

Nabu fordert kein Verbot

von Holzöfen

Laut „Spiegel“ Nr. 50/19 vom 7. Dezember wollen BUND, DUH und NABU bestimmte Arten von Holzöfen verbieten lassen. Wörtlich heißt es: „Ein breites Bündnis aus Umweltverbänden fordert ein weitgehendes Verbot von Holzkaminen. Die Verbände schlagen vor, nur noch Öfen zu genehmigen, die über Feinstaubfilter und einen Blauen Umweltengel als Gütesiegel verfügen.“ Tatsächlich gibt es eine solche Initiative jedoch nicht. Vor allem wegen des enormen Feinstaub-Ausstoßes sind Holzöfen für die Umwelt und für die Gesundheit des Menschen problematisch. Die Entwicklung eines „Blauen Engels“ für Holzöfen sollte daher vorangetrieben werden – aber als ein freiwilliges Gütezeichen und nicht als Zulassungsvoraussetzung. TA

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11.12.2019, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 11.12.2019, 01:00 Uhr

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