Aus der Luft und zu Fuß (33)

Immenhausen

06.06.2018

Von Andrea Bachmann / Bilder: Erich Sommer

Immenhausen

Immenhausen ist die kleinste der fünf Härtengemeinden, die in den 1970er-Jahren zur Gemeinde Kusterdingen verbunden wurden. Gegen die Zwangsheirat wehrten sich Mähringen, Wankheim und Immenhausen so heftig, dass sie bis vor den Staatsgerichtshof marschierten, um dort Einspruch einzulegen und ein jahrelanges, tiefes Misstrauen gegen die Usurpatoren aus der Nachbarschaft pflegten.

Dieses Misstrauen war nicht ganz unbegründet, denn Immenhausen hatte aus der Geschichte gelernt, dass es gut fuhr, wenn es sich auf sich selbst verließ: Die Heiligenpflege von Immenhausen, die in der frühen Neuzeit die Rolle einer Bank erfüllte, erwirtschaftete bis 1866 die beeindruckende Summe von 28 000 Gulden, das waren 50 000 Mark, für damalige Zeiten eine unvorstellbare Summe für ein Dorf, das hauptsächlich von der Landwirtschaft lebte. Das Geld wurde größtenteils in Staatsanleihen angelegt. Nach dem Ersten Weltkrieg ging es im Zuge der Inflation verloren.

Von der Landwirtschaft ist nicht mehr allzu viel übrig geblieben. Ende der 1970er-Jahre gab es noch 16 Bauernhöfe mit Hunderten von Rindern und Schweinen und tausend Hühnern. Heute sind dem Ort noch zwei Ackerbaubetriebe, ein Reiterhof und eine Nebenerwerbslandwirtschaft geblieben.

Immenhausen ist klein und hübsch. Der Ort ist seit Jahrhunderten kaum gewachsen und deshalb immer noch von viel allerschönster Landschaft umgeben: Das Landschaftsschutzgebiet Kalten-Brunnen, das Maienwäldle oder das Ehrenbachtal sind der passende Rahmen für ein Dorf, das bereits mehrere Male Preise bei dem Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ gewonnen hat.

Kunst gibt es in Immenhausen auch an der Bushaltestelle. Dort steht ein Schaukasten, der den Wartenden Wechselausstellungen statt Werbung bietet,

Eine echte Verschönerung hat das Armenhaus in der Härtenstraße hinter sich. Etwa zehn Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648 erbaut, diente es immer Menschen im „äußersten Notstand“, die „gänzlich entblößt von dem Nothwendigsten“ waren, als Zuhause. Erst 1956 wurde es von der Gemeinde an Privatpersonen verkauft, seit 1991 steht es trotz seiner unscheinbaren Erscheinung unter Denkmalschutz. 2001 kauften es Joachim und Sonja Brucksch, die über 1000 Arbeitsstunden und Hektoliter an Herzblut darauf verwandten, das ehemalige Armenhaus in ein feines, kleines Museum zu verwandeln.

Zu all diesen Schönheiten im Ort gehören auch die netten Fachwerkhäuser in der Nachbarschaft und natürlich auch die Georgskirche – das Zwischengeschoss mit den kleinen quadratischen Fenstern diente früher als Kornspeicher – , die mit ihrem schlanken Turm das Ortsbild beherrscht: Immenhausen hat von allen Dörfern im gesamten Landkreis Tübingen vermutlich die höchste Sehenswürdigkeitendichte pro Quadratmeter. Andrea Bachmann / Bilder: Erich Sommer