Noch nie nachgefragt

In den Reisebüros spürt man den Klimawandel (noch) nicht

Der Klimawandel muss aufgehalten werden – seit Monaten demonstrieren Schüler (oft auch mit Eltern) für dieses Ziel. Jetzt stehen die Sommerferien und die Haupturlaubszeit unmittelbar bevor. Bemerken die Reisebüros ein Umdenken bei den Urlaubsbuchungen?

17.07.2019

Ab in den Urlaub! Aber mit dem Flugzeug? Archivbild: Erich Sommer

Ab in den Urlaub! Aber mit dem Flugzeug? Archivbild: Erich Sommer

Kreis Tübingen. „Da hat sich bisher noch nichts getan. Wir merken das gar nicht“, erklärt Silke Saur, Inhaberin des Holidays-Reisebüros in Mössingen – leicht irritiert. „Auf das warten wir eigentlich.“ Saur hat sich schon überlegt, was sie ihren Kunden raten könnte, wenn diese nach klimafreundlichem Reisen fragen würden. „Man könnte mit der Bahn fahren, wenn die grad ein bisschen besser klappen würde. Bus ist da schon besser.“ Auch auf Flugreisen müsse man nicht grundsätzlich verzichten. „Man kann so eine Klimaabgabe zahlen“, erklärt die Reisebüro-Inhaberin. „Ich habe auch schon überlegt, ob wir aktiv die Leute darauf hinweisen sollen.“ Eigentlich findet Silke Saur, dass Flugreisen „viel zu günstig angeboten werden“. Vor allem junge Leute „fliegen einfach viel – sehr viel“, sagt sie und glaubt dennoch, dass sich in Zukunft da noch was ändern wird: „Das dauert vielleicht einfach noch ein bisschen.“

Auch im Reisebüro von Sabine Bailer sind die Urlaubsbuchungen wie bisher. „Das sich da speziell was geändert hat, kann ich nicht sagen“, erklärt die Mitinhaberin des Tübinger Reisebüros Am Sternplatz. „Einmal hat jemand nach klimafreundlichem Reisen gefragt. Aber das war nicht jetzt aktuell.“ Und nach einem CO2-Ausgleich für Flugreisen hat sich auch keiner erkundigt? „Das hat noch nie jemand nachgefragt bei uns“, erklärt Bailer mit Nachdruck und erzählt, dass am ehesten Familien nicht fliegen, weil das zu teuer sei. „Die fahren dann mit dem Auto und buchen bei uns Ferienwohnungen oder Campingplätze.“

Birgit Rapp, Büroleiterin des Rottenburger Reisebüros TUI-Deutschland, berichtet ähnliches: „Nein, wir hatten tatsächlich noch keine Nachfrage nach Alternativen zu Flugreisen. Aber das liegt vielleicht auch daran, dass die Leute, die hierher zu uns kommen, schon entschieden haben, dass sie eine Flugreise oder eine Kreuzfahrt machen wollen.“ Außerdem würden die meisten Urlaubsreisen sowieso schon viel früher geplant. „Die wenigsten Leute kommen jetzt erst, 80 Prozent der Reisen sind schon lange gebucht“, erklärt Rapp. „Da muss man vielleicht mal im nächsten Jahr schauen, ob sich was geändert hat.“ Angelika Brieschke

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17.07.2019, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 17.07.2019, 01:00 Uhr

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