Der Kommentar

Brauchtum am Anfang des Jahres

02.01.2020

Von Martina Fischer

In den ersten christlichen Jahrhunderten war der Jahresanfang umstritten und begann zunächst mit dem Weihnachtsfest und noch heute beginnt das Kirchenjahr mit dem Advent.

Neujahr wurde früher aber auch am Tag der Heiligen Drei Könige (Tag der Erscheinung des Herrn) am 6. Januar gefeiert und in einigen alten Kalendern findet man noch die Bezeichnung „Groß-Neujahr“. Im Mittelalter wechselte der Termin noch mehrmals, bis ihn Papst Innozenz XII im Jahre 1691 endgültig auf den 1. Januar festlegte. Wohl in Anlehnung an die römische Kalenderreform unter Julius Caesar, der den Beginn vom 1. März auf den 1. Januar verlegte.

In Rom hatte sich im 9. Jahrhundert das Fest der „Beschneidung des Herrn“ am 1. Januar ausgebildet, gemäß Lukas 2,21: „Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus ...“ Dieses Fest verdrängte damals ein Marienfest und wurde mit der Liturgiereform von 1969 wieder aufgegeben.

Anstatt dessen wurde am 1. Januar der Mariengedenktag „Hochfest der Gottesmutter Maria“ zusammen mit dem Fest der „Namensgebung des Herrn“ in den Liturgischen Kalender wieder aufgenommen und ist bis heute gültig.

Es entstand eine Vielzahl von Neujahrsbräuchen. Beim „Neujahrsansingen“ zog man vom Marktplatz aus mit einem Posaunenchor singend durchs Dorf, um das neue Jahr willkommen zu heißen. Mancherorts wird heute das Jahr beim Turmblasen aus mit Posaunen angeblasen. So auch in Tübingen: Da bläst der Tübinger Posaunenchor in der Nacht zum Neuen Jahr Punkt 24 Uhr vom Turm der Stiftskirche herunter.

Den Umzügen mit Lärminstrumenten ebenso dem „Neujahrsschießen“ und dem Peitschenknallen liegt ursprünglich die Idee zugrunde, Winterdämonen und böse Geister zu vertreiben.

Auch allgemein wird der Jahresbeginn mit Glückwünschen eröffnet. Schriftliche Neujahrsgrüße in Form gedruckter Neujahrskarten gibt es seit dem 15. Jahrhundert.

Gebildebrote sind heute noch der Neujahrskranz oder die Neujahrsbrezel, die früher magischen Schutz vor Unheil und Dämonen bieten sollten.

Glücksbringer sind an diesem Tag das vierblättrige Kleeblatt als Zeichen der Vollkommenheit wie sich das Leben aus den vier Grundelementen Feuer, Wasser, Luft und Erde zusammensetzt und sich nach den vier Himmelsrichtungen ausrichtet.

Der Schornsteinfeger soll einfach Glück bringen, weil er zu Neujahr die ausstehenden Rechnungen einkassierte und somit zu den ersten Gratulanten gehörte. Und schließlich das Schwein, dessen Fett in der Speisekammer die harten Winter besser überstehen ließ.