Singen für den Piks

Interview mit der Tübinger Musikerin Ursula Branscheid-Kouyaté über ihr Corona-Impf-Erlebnis und ih

Sie war im vergangenen Sommer eine der ersten Probandinnen des Curevac-Impfstoffs: Wir sprachen mit der Tübinger Musikerin Ursula Branscheid-Kouyaté (52) über ihre Erfahrungen damit und über ihren Impf-Song, den sie im Dezember veröffentlicht hat.

20.01.2021

Die Musikerin Ursula Branscheid-Kouyaté. Bild: Jürgen Spieß

Die Musikerin Ursula Branscheid-Kouyaté. Bild: Jürgen Spieß

Wie ergeht es Ihnen als Musikerin mit dem Lockdown und haben Sie die Soforthilfe für Solo-Selbstständige beantragt?

Nein, die würde ich vermutlich nicht kriegen. Ich habe gehört, dass mehr als 50 Prozent der Künstler durchs Raster fallen, weil die Hürden dementsprechend hoch aufgebaut sind. Ich komme auch so durch, etwa mit Korrekturlesen und dem Verkauf von Trommeln.

Zudem habe ich von einigen Privatinitiativen etwas bekommen, etwa von dem Projekt Klangspektrum Baden-Württemberg, von der Bürgerstiftung Tübingen und der Künstlerstiftung in Stuttgart, die jeweils zwischen 600 und 1500 Euro für notleidende Künstler und Musiker ausgeschüttet haben. Das waren alles sehr kreative und hilfreiche Projekte.

Im Sommer haben Sie sich als Probandin für den Tübinger Curevac-Impfstoff zur Verfügung gestellt. Wie sind Sie dazu gekommen?

Ich habe einfach auf der Internetseite des Tübinger Tropeninstituts nachgeschaut, bin dann gleich mit dem Fahrrad hingefahren, wurde aber erstmal abgewiesen, da sich schon viel zu viel beworben hatten. Ein paar Tage später habe ich dann zufällig von einer Bekannten, die früher dort Ärztin war, erfahren, dass noch ältere Probanden zwischen 40 und 60 gesucht werden. Ich also wieder hin und dann ging alles sehr schnell.

Musste man bestimmte Voraussetzungen erfüllen,
um teilzunehmen?

Ja, man musste auf jeden Fall top-gesund sein. Außerdem Nichtraucher, nicht zu dick und nicht zu dünn und die Blutwerte und das EKG wurden auch überprüft.

Und wie kam es dann dazu, dass Sie einen Impf-Song komponiert und veröffentlicht haben?

Bei der zweiten Impfung war das SWR-Fernsehen und diverse andere Sender dabei und in diesem Zuge entstand auf Anraten einer Bekannten mein Impf-Song, in dem ich musikalisch meine Erfahrungen verarbeite und zur Impfung aufrufe.

Das heißt, Sie hatten keine Probleme und nach den beiden Impfungen keine Nebenwirkungen?

Ich spürte nach der ersten Impfung leichten Schwindel und hatte etwas erhöhte Temperatur, aber nach 24 Stunden war alles weg. Nach der zweiten Impfung hatte ich ähnliche Symptome, die nach etwa zwölf Stunden verschwunden waren. Später wurde mir berichtet, dass vor allem junge Frauen stärkere Schwindelgefühle hatten. Das klingt jetzt vielleicht abschreckend, aber es zeigt, – so wurde mir gesagt – dass das Immunsystem anspringt und Abwehrkräfte gegen Sars-Cov-2 aufgebaut werden.

Wo haben die Impfungen stattgefunden und was bekamen Sie dafür bezahlt, dass Sie sich als Probandin zur Verfügung gestellt haben?

Die Impfungen fanden im August im Tübinger Tropeninstitut statt und für die beiden Impfungen wurden 1 130 Euro bezahlt.

Wieviel Probanden haben sich beworben und wieviel wurden letztendlich angenommen?

Ich hatte wohl Glück, dass ich angenommen wurde. Bereits im Juli hatten sich rund 5 000 Probanden beworben. Davon wurden in Tübingen 120 Personen ausgewählt, bei denen es vom Alter und von der Gesundheit her passte. Außerdem wurden noch in Hannover, München und im belgischen Gent rund 250 Probanden in das Programm aufgenommen und geimpft. Manche Probanden wie OB Boris Palmer wussten nicht, ob sie ein Placebo geimpft bekamen, aber ich war in der so genannten Sentinelgruppe, bei der die Ärzte und man selber erfuhr, dass man den Curevac-Impfstoff erhalten hat.

Aber Sie wissen trotzdem nicht, ob Sie nach der Impfung noch ansteckend sind?

Ja, das stimmt. Garantieren kann man es nicht und es wird wohl noch eine Weile dauern, bis man das durch mathematische Modelle mit Sicherheit ausschließen kann.

Die Fragen stellte Jürgen Spieß

Der Impf-Song wurde im Dezember mit den Musikern Mamadi Kouyaté (Balafon), Claudio La Vega (Gitarre und Bass), Birgit van Straelen (Kongas) und
Kandara Diebaté (Backgroundvocals) im Neckarsoundstudio Tübingen aufgenommen.

Das Video dazu kann unter https://youtu.be/y0g46tx1c38 angehört werden.

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Erstellt:
20.01.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 50sec
zuletzt aktualisiert: 20.01.2021, 01:00 Uhr

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