Hatz durch den Wald

Itdesign-Nikolauslauf mit Carbon-Schuhen

Ausgebucht war er wieder, der Kultlauf im Tübinger Norden. Schon Wochen vor dem Start am Sonntag konnte Orga-Leiter und Vorsitzender des Post SV Tübingen, Gerold Knisel, Anmeldestopp melden.

07.12.2022

Der Nikolauslauf führt am Heuberger Tor vorbei. Hinten Sieger Daniel Noll. Bild: Werner Bauknecht

Der Nikolauslauf führt am Heuberger Tor vorbei. Hinten Sieger Daniel Noll. Bild: Werner Bauknecht

„Mehr als die 3400 Angemeldeten verträgt die Piste nicht“, so heißt es beim Veranstalter. Dabei kamen am Ende nur 2619 Finisher ins Ziel. „Das ist immer so“, erklärte Knisel, „ein bestimmter Prozentsatz kommt halt nicht, weil es vielen dann doch zu kalt ist, sie sind zu müde, krank, haben keine Lust oder es gibt sonst einen Grund, nicht am Start zu stehen.“

Finanziell trifft das den Veranstalter nicht – das Meldegeld wird mit der Anmeldung vom Konto des Läufers oder der Läuferin eingezogen. Der Post SV bietet allerdings auf seiner Homepage auch einen Startnummerntausch an, konkret: Wer nicht kann, kann die Nummer weitergeben, ganz offiziell. Der oder die Nachfolger werden in der Starterliste dann vermerkt.

Es war wie immer: Die Favoriten tummelten sich locker am Start der ersten Startgruppe, die um 10 Uhr auf die Piste ging. Beim Nikolauslauf gibt es einen Wellenstart, um die Läuferschar zu entzerren. Drei Gruppen gibt es, sie starten im Abstand von vier Minuten.

Klar, dass da die Nettozeit zählt. Die erste Startgruppe scherte das wenig, die machten sich ohnehin gleich auf die Hatz nach der besten Ausgangslage im Feld und nach der Bestzeit.

Favoriten waren schwierig auszumachen, die großen Namen fehlten. Auch die LAV-Cracks waren anderweitig oder gar nicht unterwegs. Lorenz Baum zum Beispiel lief Marathon in Valencia. Und dort holte er nicht nur eine neue persönliche Bestzeit mit 2:16:31 Stunden, er wurde sogar bester Deutscher in dem Feld. So fehlte er quasi „entschuldigt.“

Vorne erwarten konnte man auf jeden Fall Daniel Noll von TSV Glems run2gether und Samuel Böttinger, der für intersport Räpple antrat. Auch Jens Mergenthaler war eine Top-Adresse für den Sieg, ist er immerhin Deutscher Meister im Cross. Doch der zog die Rolle des Pacemakers für Leah Hanle aus Holzelfingen vor – und war damit erfolgreich. Denn die gewann nicht nur souverän in einer Zeit von ganz starken 1:19:06 Stunden, sie lief damit auch die zweitbeste Zeit jemals auf der Strecke. Nur Anais Sabrie war bei ihrem letzten Sieg schneller. „Zum letzten Mal lief ich die 21 Kilometer Halbmarathon beim Abitur“, sagte die heute 25-Jährige, „da hatte ich Sport Leistungskurs.“

Beim Männerrennen trennte sich ziemlich schnell die Spreu vom Weizen. Noll und Böttinger liefen, wie erwartet, gleich vorneweg. Dahinter, in gebührendem Abstand, folgten Andreas Schindler (TSV Glems run2gether) und Sascha Chwalek aus Tübingen. Doch nach den ersten 10 Kilometern, spätestens beim zweiten Mal Bettelweg, rannte Noll einsam sein Rennen.

Und man muss sagen – der Mann sah locker und gechillt aus. Dabei lief er das erste Mal mit neuen Carbonschuhen, dem neuesten Trend in der Laufszene. Und, wie war es? „Die Strecke war super, alles ging gut“, war er im Ziel begeistert. Die Ziellinie erreichte er nach 1:11:36 Stunden – exakt die gleiche Zeit wie 2018. Damals wurde er mit der Zeit Zweiter. Diesen Platz erreichte Böttinger, der dafür 1:12:28 Stunden brauchte.

Hand in Hand ins Ziel liefen Schindler und Chwalek, was nicht bei allen gut ankam. „Entweder mache ich ein Rennen und kämpfe um den dritten Platz, oder ich jogge“, meinte Zuschauer Jonas Schlecht im Ziel. Nicht als Joggerin ins Ziel kamen Hannah Arndt und Merle Brunnee. Arndt benötigte 1:22:44 Stunden, Brunnee 1:23:43 Stunden. Brunnee ist amtierende Duathlon-Weltmeisterin, startet noch immer für den Post SV Tübingen, wohnt aber inzwischen in Heidelberg.

Nach den virtuellen Angeboten der letzten Jahre, die coronabedingt nötig waren, bot der Post SV bei seinem mittlerweile 47. Nikolauslauf einen virtuellen 10-Kilometer-Lauf an. Gelaufen werden konnte überall auf der Welt, man musste sich nur anmelden und das Ergebnis ins Netz hochladen. Bei den Männern der schnellste war Marcel Heinz vom TV Wehingen in 36:38 Minuten, bei den Frauen siegte Katrin Kommer von der LAV in 38:16 Minuten.Werner Bauknecht