Der Kommentar

Das Reptil des Jahres

07.04.2021

Von Martina Fischer

Jetzt, ab April, verlassen die Zauneidechsen ihr schützendes Winterquartier in frostfreien Holzhaufen, Baumstümpfen oder Gesteinsspalten. Alle Echsenarten sind wechselwarme Tiere, was bedeutet, dass ihre Körpertemperatur von der Außentemperatur gesteuert wird. Deshalb sind sie wahre Sonnenanbeter, denn sie benötigen die äußere Wärme, um sich überhaupt bewegen zu können.

Lacerta agilis, wie die Zauneidechse wissenschaftlich heißt, ist die häufigste Eidechsenart in Deutschland. Wie ihr Name schon sagt, ist sie äußerst agil und bevorzugt warme Böschungen und Wald- oder Feldränder. Als Kulturfolger lebt sie auch gerne entlang angelegter Wege, Bahnstrecken und Zäunen, was ihren deutschen Namen erklärt.

Zauneidechsen werden bis zu 24 Zentimeter lang, haben einen schlanken beschuppten Körper und fünfzehige Gliedmaßen. Ihr Kopf ist kugelförmig und endet in einer stumpf abgerundeten Schnauze. Die Augen tragen meist runde Pupillen und ein freibewegliches Unterlid. Die seitlichen Ohröffnungen sind groß und oval und das vertieft liegende Trommelfell ist von außen gut sichtbar. Die gräulich-bräunliche Oberseite der Zauneidechsen ist ihrer Umgebung angepasst, sodass die Tiere sehr gut getarnt sind. Männchen und Weibchen unterscheiden sich in ihrer Färbung und in der Paarungszeit färben sich die Seiten des Männchens leuchtend grün. Diese auffallende Färbung dient weniger der Umwerbung des Weibchens, sondern eher als Erkennungsmerkmal zwischen den Rivalen, die sich in der Paarungszeit erbittert bekämpfen können.

Nach der Befruchtung legen die Weibchen 4 bis 14 Eier in die lockere Erde, aus denen nach 8 bis 10 Wochen die Jungen schlüpfen, die schnell heranwachsen. In ihrem Leben müssen sich Eidechsen mehrfach häuten, um ihr Schuppenkleid der zunehmenden Körpergröße anzupassen. Dazu streifen sie ihre Haut an rauen Gegenständen wie Steinen oder Holzrinden ab.

Zauneidechsen ernähren sich von Insekten, Schnecken und Würmern, sind aber auch selbst Beute von Vögeln, Schlangen und Säugetieren wie Fuchs, Igel und Marder. Bei Gefahr kann die Zauneidechse ihre Schwanzspitze an vorgebildeten Stellen abwerfen, die durch lebhaft schlängelnde Bewegungen den Angreifer ablenken soll. Der verbliebene Schwanzstummel kann sich regenerieren, erreicht aber nicht mehr die ursprüngliche Länge.

In der Volksmedizin schätzte man sehr das Eidechsenpulver bei Hühneraugen, Augenleiden, Fallsucht und Syphilis. Gegen Halsschmerzen bleibt man gefeit, wenn man am Georgstag (23. April) eine Eidechse fängt und deren Hals streichelt.

Den Schwanz einer Eidechse in den Schuh gelegt, gilt als geld- und glückbringend; und das Wasser eines Brunnens, an dem eine Eidechse lebt, wird immer schön sauber und klar bleiben.

Die Zauneidechse ist das Reptil des Jahres 2021. Herpetologen, die Kriechtierforscher, befassen sich damit.

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Erstellt:
07.04.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 17sec
zuletzt aktualisiert: 07.04.2021, 01:00 Uhr

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