Der Kommentar

Der Apfelbaum als Lebensbaum

04.05.2022

Der Apfelbaum als Lebensbaum

Jetzt, im Mai steht der Apfelbaum in seiner vollen Blüte. Ohne Zweifel ist er mit seinen weiß-rosa Blütenbüscheln eines unserer schönsten Obstgehölze. Der Apfel ist seit jeher Sinnbild der Fruchtbarkeit und des Lebens. Um Nachkommen zu erhalten, mussten nach den Solonischen Gesetzen (Solon war ein altgriechischer Philosoph und Lyriker) die Braut und der Bräutigam einen Apfel verzehren. Auch in der nordischen Sage haben die goldenen Äpfel der Idun und die elf Goldäpfel, mit denen Freyr um Gerda wirbt, eine deutliche Beziehung zur Fruchtbarkeits- und Liebessymbolik. Bereits in der Antike galt das Zuwerfen eines Apfels als Liebeszeichen.

Da der Apfelbaum im Volksglauben der „Lebensbaum“ ist, dient seine Frucht als Orakel über Leben und Tod. Schneidet man beispielsweise beim Zerteilen des „Weihnachtsapfels“ die Kerne entzwei, so muss der Betreffende im Laufe des kommenden Jahres sterben. Auch im Märchen „Schneewittchen“ birgt der Apfel den Tod. Im Apfelschuss bei Wilhelm Tell wird die Frucht zum Symbol der Hoffnung und Freiheit, und beim Reichsapfel der deutschen Kaiser soll Macht und Herrschaft symbolisiert werden. Seit christlicher Zeit ist er mit einem Kreuz versehen.

Auch in der Sage spielt der Apfelbaum die Rolle eines „Lebensbaumes“. Er soll in der Heiligen Nacht blühen und sofort Früchte tragen. So zeigt er deutlich die Verbindung zum „Weihnachtsbaum“, der ursprünglich mit Äpfeln geschmückt wurde, und sich wohl auf die allegorische Auffassung Christi als „Lebensbaum“ gründet. Man sagt, man sieht den Himmel offen, wenn man sich in der Christnacht unter einen Apfelbaum stellt.

Aber auch als unheimlich erscheint der Apfelbaum. Auf dem Heuberg bei Rottenburg kommen freitags die Hexen zusammen und tanzen unter einem großen Apfelbaum, dem „Hexenbäumle“. Außerdem erscheint der Alp nachts in Apfelgestalt.

Heute gibt es rund 1500 verschiedene Apfelsorten. Die Kultivierung des Apfelbaumes ging vor rund 5000 Jahren vom asiatischen Raum aus. Die Römer brachten Zuchtformen vor etwa 2000 Jahren über die Alpen zu unseren Vorfahren, den Germanen. Martina Fischer / Archivbild: Sommer