Der Kommentar

Nachtaktive Heimchen

03.08.2022

Von Martina Fischer

Jetzt, in den warmen Sommernächten, kann man ihn hören, den unermüdlichen Gesang der Heuschrecken. Ihr Name hat übrigens nichts mit Schreck oder erschrecken zu tun, sondern er leitet sich vielmehr vom althochdeutschen Verb „scricken“, springen, ab und meint damit also eigentlich Heuspringer und nicht „Heuschrecker“. Die Bezeichnung Heuschrecke ist nur eine volkstümliche Bezeichnung und kein gültiger zoologischer Ordnungsbegriff. Unter dem Begriff Springschrecken (Saltatoria) werden heute die Laub- und Feld(heu)schrecken zusammengefasst, ihr Name bezieht sich auf die zu großen Sprungbeinen ausgebildeten Hinterbeine und sie gehören zu der Überfamilie der Geradflügler.

Auch die Grillen (Gryllidae) gehören zu dieser Familie, ihr Name ist entlehnt aus dem Lateinischen (gryllus) und hat einen lautmalenden, schallnachahmenden Ursprung und soll den zirpenden Laut der Tiere wiedergeben. Das Tier ist in fast allen Sprachen nach seinem Gezirpe benannt und so heißt es im Steirischen einfach nur „der Zirp“.

Die gewöhnliche Hausgrille heißt hierzulande Heimchen. Sie ist 1,5 bis 2 Zentimeter groß und hat den für alle Grillen typischen walzenförmigen Körper. Bei einer Vorzugstemperatur von 20 bis 30 Grad Celsius findet man Heimchen meist in Heizungskellern, Küchen, Backstuben oder hinter Öfen. In freier Natur können sie sich nur im Sommer aufhalten. Heimchen verstecken sich im Haus in Nischen und Mauerlöchern und werden erst abends oder nachts aktiv.

Das Männchen erzeugt zirpende Töne, um das Weibchen anzulocken und sein Revier abzugrenzen. Es benutzt dazu seine Zirporgane an den Flügeldecken – den sogenannten Schrillapparat. Dabei wird die gezähnte Schrillader des einen Flügels über die am anderen Flügel entwickelte Schrillkante gestrichen, wodurch dann der Flügel in Schwingung gerät und als Resonanzkörper tonverstärkend wirkt. Das Weibchen erkennt man an dem langen Legestachel am Hinterleibende, mit dem es die befruchteten Eier in lockere Erde oder Ritzen ablegt. Heimchen sind Allesfresser, sie nehmen Brotreste, Mehl, alte Früchte, knabbern aber auch an Fleischresten oder toten Artgenossen.

Grillen werden als Sinnbilder der im Kopf umherschweifenden Gedanken gebraucht und vereinzelt schon im 14. Jahrhundert wird „Grille“ im Sinne von „wunderlicher Einfall“ oder „Schrulle“ verwendet. Ist jemand „grillenhaft“ oder „grillig“, so ist dessen Gefühlslage also launisch oder mürrisch und das berühmte „Heimchen am Herd“ soll eine nicht emanzipierte Hausfrau beschreiben.

Zum Artikel

Erstellt:
03.08.2022, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
zuletzt aktualisiert: 03.08.2022, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen