Hilfe für Senioren in Peru
Jubiläum des Solidaressens für Los Martincitos
Das Jubiläum des Solidaressens für Los Martincitos verweist auf eine bemerkenswerte Städtepartnerschaft zwischen Tübingen und Villa El Salvador, die sich seit 2012 für ältere Menschen in Peru engagiert. Unter dem Motto „Essen für Essen“ sammelt die Tübinger Begegnungsstätte für Ältere, Hirsch, seit einem Jahrzehnt Spenden für eine stationäre Einrichtung für Senioren in Peru.

Leidy Giron Granadino (links) und Erika Navarro Ypanaque vom Team Los Martincitos in Tübingens peruanischer Partnerstadt Villa El Salvador. Bild: Paola Probst
Dieses Engagement ist für die Beteiligten nicht nur eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Es macht ihnen auch viel Freude, Menschen mit gutem Essen zu versorgen. Stephan Klingebiel, Gabriele Merkle, Antonio Palomino und Erika Navarro Ypanaque sprachen mit dem TAGBLATT ANZEIGER anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Solidaressens für Los Martincitos. Die Hirsch-Begegnungsstätte veranstaltet seit einem Jahrzehnt jeden Monat ein Essen für ihre Mitglieder und verwendet die Spenden, um ältere Menschen in Villa El Salvador zu unterstützen. „Wir versuchen, jeden Monat Geld zu erwirtschaften, das wir in die Begegnungsstätte für ältere Menschen in Tübingens Partnerstadt in Peru schicken können“, erklärt Gabriele Merkle, die Vorsitzende der Hirsch-Begegnungsstätte.
Um Senioren zu helfen, die unter politischen Unruhen in Peru gelitten haben, gründete Antonio Palomino zwischen 1986 und 1987 Los Martincitos mit Hilfe der Caritas in Kirchenräumen. „Ältere Menschen mussten ansehen, wie ihre Kinder getötet wurden, entweder von der Guerillaorganisation „Leuchtender Pfad “, der Polizei oder den Streitkräften“, sagt Palomino.
Der Kulturaustausch zwischen Tübingen und Villa El Salvador wurde von Walter Schwenninger ins Leben gerufen, der die Städtepartnerschaft zwischen beiden Städten, die 2006 offiziell besiegelt wurde, begründete. „Als Walter uns damals besuchte, hörte er von dem Projekt“, erinnert sich Palomino. „Dann hat er davon in Tübingen erzählt, und so entstand die Idee eines Austauschs mit den Senioren.“ Dieser Austausch ermöglicht es, über den eigenen Horizont zu blicken „Während seiner Amtszeit als Bundestagsabgeordneter hat er sich damals besonders mit dem Thema Dritte Welt beschäftigt“, betont Stephan Klingebiel. „Dem Politiker ging es um die Gestaltung der Handelsbeziehungen in Südamerika, ein wichtiges Thema in den 1980er Jahren“, erklärt der Zuständige für Städtepartnerschaften der Stadt Tübingen.
Aufgrund eines hohen Bedarfs an Unterstützung und weitverbreiteter Korruption war auf der politischen Ebene in Peru niemand in der Lage, ein Hilfsprogramm zu entwickeln. Daher sah sich Erika Navarro Ypanaque, die Sekretärin des Projekts Los Martincitos, mit ihrem Team gezwungen, selbst die Initiative zu ergreifen. Von diesem bürgerschaftlichen Engagement ist Klingebiel begeistert. Seiner Beobachtung nach gibt es in Tübingen sowohl aktive als auch weniger aktive Städtepartnerschaften. Er freut sich darüber, dass Villa El Salvador einen sehr stabilen Austausch mit Tübinger Schülern und der Hirsch-Begegnungsstätte pflegt. „Ich habe kennengelernt, wie die Menschen in Peru leben und wie sie in schwierigen Situationen versuchen, das Beste aus allem zu machen“, erklärt Gabriele Merkle. „Deshalb bewundere ich diese Menschen.“
Der Kulturaustausch zwischen den Ländern hat bei den Beteiligten zu einer Reflexion über unterschiedliche Lebensstile geführt und die Möglichkeit eröffnet, die Kultur der Menschen sowohl in Villa El Salvador als auch in Tübingen kennenzulernen. Und die Peruanerin Erika Navarro Ypanaque freut sich über das Vertrauen ihrer Partner in Tübingen. „Ich bin immer wieder beeindruckt, welche Unterstützung sie leisten, auch wenn sie die Menschen in Villa El Salvador nicht kennen.“
In der Partnerschaft zwischen Tübingen und Villa El Salvador gibt es auch herausragende Gemeinsamkeiten. Laut Klingebiel hegen beide Partner ein starkes Interesse an ihrem kulturellen Austausch und schätzen die Verbindung zwischen ihren Gemeinschaften. Für Palomino ermöglicht es diese Offenheit füreinander, voneinander zu lernen und die Welt gemeinsam zu erkunden.
Die Städtepartnerschaft steht vor verschiedenen Herausforderungen. Stephan Klingebiel bedauert zwar, dass die Kommunikation zwischen den Verwaltungen beider Städte nicht sehr eng ist. Trotzdem sei dies kein zentrales Problem, da die Partnerschaft auf der bürgerschaftlichen Ebene blüht. Um Projekte auch angemessen realisieren zu können, wünscht er sich allerdings eine kontinuierliche finanzielle Unterstützung.
„Die Menschen, die das Solidaressen besuchen, schätzen diesen Termin als sozialen Treffpunkt“, stellt Gabriele Merkle fest. „Deshalb folgen nicht nur Mitglieder der Hirsch Begegnungsstätte der Einladung zu diesen Mahlzeiten. Der Wunsch, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, treibt zahlreiche Teilnehmer an, die in ihrem Leben bereits viel erhalten haben.“ Vivian Viacava Galaz
Das Solidaressen für Los Martincitos findet jeden 2. Dienstag im Monat in der Cafeteria der Hirsch Begegnungsstätte statt. Anmeldungen jederzeit per Mail an hirsch-buero@t-online.de oder auf dem Anrufbeantworter unter Telefon 070 71 / 55 20 42 (mit Name und Telefonnummer).
www.hirsch-
begegnungsstaette.de