Nahrung als Wegwerfware

Junge und Gebildete schmeißen am meisten Lebensmittel weg

Jedes Jahr werden von Verbrauchern Lebensmittel im Wert von etwa 20 Milliarden Euro weggeworfen. Die Verbraucherzentrale liefert einen Überblick zum Warum.

08.06.2022

Wer weggeworfene Lebensmittel aus dem Container angelt, kann als Dieb verurteilt werden.Insgesamt wird laut Verbraucherzentrale Vieles weggeworfen. Archivbild: Erich Sommer

Wer weggeworfene Lebensmittel aus dem Container angelt, kann als Dieb verurteilt werden.
Insgesamt wird laut Verbraucherzentrale Vieles weggeworfen. Archivbild: Erich Sommer

Die wichtigsten Ursachen für Lebensmittelabfälle liegen letztlich auch in der praktischen Haushaltsführung, wenn etwa

zu viel gekocht wurde und die Reste nicht weiterverwendet, sondern entsorgt werden,

im Kühlschrank wegen Unübersichtlichkeit und Fülle Produkte vergessen werden und verderben,

Obst oder Gemüse falsch gelagert wird und sich der Schimmel breitmacht,

Lebensmittel, die das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht oder überschritten haben, fälschlicherweise direkt in der Tonne landen – und zwar ohne dass geprüft wird, ob sie noch verzehrfähig sind,

zu viel eingekauft wurde, so dass Lebensmittel verderben bevor sie verzehrt werden konnten.

Immer wieder wird Verbrauchern vorgeworfen, sie würden nicht richtig mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) umgehen. Doch nicht nur eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung hat ergeben, dass nur 6,8 Prozent der Verbraucher Lebensmittel wegen Überschreitung des MHD entsorgen. Auch das Max-Rubner-Institut kommt 2018 zu einem ähnlichen Ergebnis. Danach werfen nur sieben Prozent der Verbraucher Lebensmittel mit überschrittenem MHD ohne Prüfung weg.

Zu den Verbrauchergruppen, die überdurchschnittlich Lebensmittel wegwerfen, gehören vor allem junge Erwachsene unter 30 Jahren, aber auch Haushalte mit mehr als zwei Personen sowie Verbraucher mit überdurchschnittlichem Einkommen und mit hohem Bildungsgrad. Jüngere Menschen müssen daher noch stärker für das Thema sensibilisiert werden, zum Beispiel für eine bewusstere Einkaufsplanung, bei der bestehende Vorräte geprüft werden.

Zu den Verbrauchergruppen, die unterdurchschnittlich wegwerfen, gehören Personen ab 50 Jahre sowie außerhalb des Berufslebens (Arbeitslose, Rentner etc.). Diese gehen sorgsamer mit Lebensmitteln um: Sie kaufen seltener mehr als benötigt ein, werfen seltener Reste und Lebensmittel mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum weg und entsorgen weniger Lebensmittel.

Die Wertschätzung für Lebensmittel ist bei vielen Menschen verloren gegangen. Zurückzuführen ist dies auf die ständige Verfügbarkeit aller Lebensmittel zu einem niedrigen Preis. Lebensmittel sind über Jahrzehnte immer billiger geworden. Die Ausgaben für Nahrungsmittel lagen 1950 bei 50 Prozent des Haushaltseinkommens. Aktuell sind es weniger als zehn Prozent. In der Folge werden billige Lebensmittel leichtfertiger weggeworfen als höherpreisige Lebensmittel.

Das Wissen vor allem bei jüngeren Verbrauchern über Anbau, Tierhaltung, Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln sowie die Grundlagen der Zubereitung von Speisen ist heutzutage geringer.

TA

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Erstellt:
08.06.2022, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 29sec
zuletzt aktualisiert: 08.06.2022, 01:00 Uhr

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