Besser kicken lernen

Jungs und Mädchen trainieren gemeinsam

„Früh übt sich“ ist auch auf das Selbstverständnis einiger Mädchen anzuwenden, die in einem Team mit Jungs spielen und es gar nicht anders kennen. Bei den Bambini sind gemischtgeschlechtliche Teams auch längst keine Seltenheit mehr.

30.11.2022

Durchsetzungsstark und mit Tempo am Ball: Madita Habermehl kickt für den TV Derendingen (links) gegen Katrin Kübek für den TSV Lustnau (hinten).Bild: Ulmer

Durchsetzungsstark und mit Tempo am Ball: Madita Habermehl kickt für den TV Derendingen (links) gegen Katrin Kübek für den TSV Lustnau (hinten).Bild: Ulmer

Sollte man als Mädchen nicht in der komfortablen Lage gewesen sein, seine ersten Schritte auf dem Platz gemeinsam mit den Jungs gemacht zu haben, ist die Hemmschwelle dahingehend naturgemäß etwas größer.

Doch für die persönliche Entwicklung bringt das Zusammenspiel mit den Jungs viele Vorteile mit sich. Ein Blick in die Kader der (U)-Nationalteams reicht, um sich vor Augen zu führen, wie viele erfolgreiche Fußballerinnen bereits von diesem Zusammenspiel profitiert haben.

Vor allem die Stichworte „Durchsetzungsfähigkeit“ und „Tempo“ fallen immer wieder, wenn diese Spielerinnen erzählen, was sie aus ihrer Zeit bei den Jungs mitgenommen haben – zwei Komponenten, die im modernen Fußball von großer Bedeutung sind.

Falls eine also merkt, dass sie schon ein paar Schritte weiter ist als die anderen Mädchen im Team und dass sie bereits den ersten Stützpunkttrainer/innen aufgefallen ist, sind das erste Anzeichen dafür, dass das eigene Talent besondere Aufmerksamkeit und Förderung benötigt.

An diesem Punkt ist Eigeninitiative gefordert. Dabei brauchen junge Spielerinnen keine Angst vor dem Verlust ihres gewohnten Umfelds mit den anderen Mädchen zu haben.

Denn es gibt genügend Möglichkeiten, neben dem Training mit den Freundinnen auch bei den Jungs aktiv zu sein und sich selbst weiterzuentwickeln.

Unterstützung im eigenen

Verein

Im Idealfall sitzen die Jugendleiter/innen des Vereins ohnehin regelmäßig zusammen und tauschen sich über die Entwicklung der Spielerinnen in der Abteilung aus. Dabei machen sie sich natürlich auch Gedanken darüber, wie sie den Mädchen des Vereins die besten Entwicklungsmöglichkeiten bieten können.

Wenn man als Mädchen nun auch noch selbst aktiv wird und Interesse daran zeigt, in einer Jungen-Mannschaft zu spielen, wird das sicherlich Gehör finden.

In einem ersten Gespräch mit Eltern, den Jugendleiter/innen und potenziellen Trainer/innen können die Wünsche, Ideen und Anforderungen aller Seiten abgeglichen werden.

Sinnvoll ist, sich in den ersten Trainingseinheiten Woche für Woche ein Bild von der Mannschaft und dem Training zu machen, anstatt gleich voll einzusteigen. So holt man sich erst nur ein paar „Sonderschichten“, anstatt gleich das Team zu wechseln. Nach einigen Einheiten lässt sich abschätzen, ob eine weitere Zusammenarbeit Sinn ergibt oder auch nicht.

Wichtig ist, dass man sich wohl fühlt und den Spaß am Fußball behält, anstatt gehemmt ins Training zu gehen und sich im schlimmsten Fall ausbremsen zu lassen. Mit dieser Lösung können sich Nachwuchsspielerinnen langsam an viele neue Dinge gleichzeitig gewöhnen.

Die Möglichkeit des Zweit-

spielrechts nutzen

Sollte sich wider Erwarten keine Möglichkeit zur Förderung im eigenen Verein finden, kann man immer noch mit Hilfe des Zweitspielrechts eine Jungen-Mannschaft finden, die zu einem passt, ohne dafür die Teamkolleginnen aufgeben zu müssen.

Denn anders als beim „klassischen“ Zweitspielrecht müssen in dem Fall die beiden Vereine nicht mehr als 100 Kilometer auseinander liegen und auch nicht in unterschiedlichen Bundesländern ansässig sein.

Vielleicht gibt es in der näheren Umgebung ein Team, in der bereits ein Mädchen mitspielt, oder deren Trainer/in man schon kennt. In dem Fall lohnt sich die Kontaktaufnahme bestimmt.

Denn gerade Trainer/innen, die bereits Erfahrung mit talentierten Mädchen in ihrer Jungs-Mannschaft gemacht haben, berichten immer wieder von den Vorteilen, die eine solche Konstellation für alle Beteiligten bringt. Werner Bauknecht