Leben vor dem Virus retten

Katharina Jockovic koordiniert täglich mehr als tausend Corona-Tests für Menschen in der Tübinger Al

14.04.2021

Das Cegat-Corona-Schnelltest-Team in der Tübinger Kulturhalle (von links): Daide Gentile, Jade Torres Garin, Katharina Jockovic; Christina Nikolaidis und Biasi Anna-Maria. Bild: Dennis Duddek

Das Cegat-Corona-Schnelltest-Team in der Tübinger Kulturhalle (von links): Daide Gentile, Jade Torres Garin, Katharina Jockovic; Christina Nikolaidis und Biasi Anna-Maria. Bild: Dennis Duddek

Die 29-jährige Katharina Jockovic arbeitet bei der Tübinger Firma Cegat. Zurzeit organisiert sie neben dem Corona-Testzentrum auf dem Firmengelände der Cegat auch vier der neun Teststationen, an denen man das Tübinger Tagesticket bekommen kann.

TAGBLATT ANZEIGER: Wie kamen Sie zur Cegat GmbH?

Katharina Jockovic: 2012 habe ich meine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten abgeschlossen und im Anschluss nach einer Stelle gesucht. Damals hatte das Unternehmen nur knapp 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich fand den Erfolg, den Cegat im Bereich der genetischen Diagnostik erzielt hat, sehr beeindruckend. Deshalb habe ich mich dort beworben und wurde glücklicherweise angenommen.

Was sind Ihre Aufgaben bei Cegat?

Ich leite das Backoffice. Zu meinen Hauptaufgaben zählen die direkte Versorgung der Patientinnen und Patienten. Außerdem übernehme ich große Teile der organisatorischen Aufgaben.

Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Cegat arbeiten zurzeit an den Tübinger Teststationen?

An jeder Teststation arbeiten jeweils fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alles in allem arbeiten aktuell 40 unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Teststationen des Tübinger Pilotprojekts. Täglich führen wir pro Teststation zwischen 500 und 600 Corona-Schnelltests durch. Die Anfragen steigen allerdings täglich.

Sind Sie und Ihr Team bereits geimpft?

Teilweise. Wir sind auch erst seit ein paar Wochen impfberechtigt. Leider kam zu diesem Zeitpunkt der Impfstopp mit Astra-Zeneca, sodass nicht alle einen Impftermin bekommen haben. Sobald es aber jetzt wieder richtig los geht, hoffen wir alle, einen Termin zu bekommen. Wir wurden aber natürlich nicht anderen Personen vorgezogen.

Haben Sie Angst vor einer Infektion?

Ja, in gewissem Maße auf jeden Fall. Man sollte sich im Moment immer überlegen, was man in der Freizeit macht und ob das wirklich sein muss. Bei der Arbeit selbst fühle ich mich allerdings sehr sicher. Wir tragen alle Schutzkleidung, sind sehr gut geschult und passen gut aufeinander auf. Respekt sollte man aber immer haben.

Was sagt Ihr Umfeld? Gibt es Ängste, dass Sie das Virus mit nach Hause bringen?

Von unserem Umfeld bekommen wir ausschließlich positives Feedback zu unserer Arbeit. Eigentlich arbeiten wir ja im gendiagnostischen Bereich. Zu Beginn der Pandemie war es uns wichtig, tatkräftig mit anzupacken und damit Menschenleben zu retten. Wir wollten nur als Unterstützung fungieren. Da das aber so gut anlief, wurden wir gebeten, auch weiterhin Leute zu testen. Unser Engagement freut natürlich sehr viele, auch im direkten Umfeld. Da wir uns zum Eigenschutz jederzeit selbst testen können, wissen eigentlich alle bei mir zu Hause, dass das Ganze ziemlich sicher ist. Ich versuche, mich bei privaten Treffen aber im Moment natürlich, wie alle, sehr zurückzuhalten.

Haben Sie während Ihrer Arbeit an der Teststation auch schon sonderbare Situationen erlebt?

Es gibt schon immer mal wieder komische Situationen. Das beginnt bei Leuten, die generell Angst vor einem Test haben, bis zu einer Dame, die bei mir war, die bereits vor dem Kontakt mit dem Stäbchen in Ohnmacht gefallen ist. Natürlich gehen wir sehr einfühlsam und bedacht mit solchen Situationen um.

Leider kam es auch bereits vor, dass uns Geld angeboten wurde, um ein bestimmtes Wunschergebnis zu erhalten, das ärgert mich persönlich sehr.

Ist es anstrengend, den ganzen Tag Leute zu testen?

Viele unterschätzen, wie anstrengend die Arbeit an den Teststationen tatsächlich ist. Wir in der Kulturhalle haben noch sehr viel Glück, dass wir drinnen und damit vor Wind und Wetter geschützt sind. Natürlich ist es auch sehr herausfordernd, den ganzen Tag die gleichen Bewegungen zu machen.

Wie reagieren die Leute darauf, dass die Tests für bestimmte Einkäufe verpflichtend sind?

Es gibt natürlich immer mal wieder Personen, die ungehalten reagieren und der Stadt irgendetwas unterstellen möchten. Die große Mehrheit der Menschen, die zu uns kommen, sind aber sehr dankbar für die Tests. Einige bringen uns sogar täglich Verpflegung zu den Teststationen – was uns sehr berührt und wofür wir auch sehr dankbar sind.

Ist es für Sie unangenehm, andere Leute zu testen?

Nein, keineswegs. Die Arbeit an den Teststationen macht mir viel Spaß. Es ist auch gar nicht schlimm, einen Test durchzuführen. Das Tolle ist, dass man sehr unterschiedliche und interessante Menschen kennenlernt und damit auch noch etwas Gutes tun kann.

Wie bewerten Sie die Schnelltests, die man selbst durchführen kann?

Das ist, glaube ich, immer auch etwas abhängig davon, von welchem Hersteller die Tests sind. Mit den neuen nasalen Schnelltests ist das sehr einfach, so dass das eigentlich jeder zu Hause durchführen kann. Daher befürworte ich die Tests sehr. Absolute Gewissheit kann natürlich letztendlich nur über einen PCR-Test erzielt werden. Jeder Test, der einen unbemerkten, positiven Fall aufdeckt, hilft uns allen.

Glauben Sie an den Erfolg des Tübinger Pilotprojekts?

Ich hoffe sehr, dass das der Fall sein wird. Das Projekt ist eine super Sache und wir sind alle sehr stolz darauf, ein Teil davon zu sein. Des Weiteren hoffe ich, dass das Projekt verlängert wird. Damit könnten viele Städte in ganz Deutschland von diesem Pilotprojekt profitieren.

Fragen von Dennis Duddek

Zum Artikel

Erstellt:
14.04.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 33sec
zuletzt aktualisiert: 14.04.2021, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen