Der Kommentar

Keine leichte Entscheidung

11.09.2019

Von Angelika Brieschke

Etwa 9 500 Menschen stehen in Deutschland auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Im vergangenen Jahr 2018 gab es bundesweit 955 Organspenderinnen und Organspender.

Diese Zahlen sprechen für sich: Es gibt deutlich zu wenige Organspenderinnen und -spender in Deutschland. 2017 waren wir Deutschen im europäischen Vergleich das Schlusslicht: Pro Millionen Einwohner gab es in Deutschland nur 9,7 Organspender. Schon der zweit- und drittletzte Platz war da viel besser: die Niederlande kommen auf 14,4 und Polen auf 14,6 Organspender pro eine Million Einwohner. An erster Stelle steht: Spanien! Mit 46,9 Spender pro Million.

Und dabei ist Deutschland zudem das Land mit den meisten Patientinnen und Patienten auf der Warteliste.

Mit diesen statistischen Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation soll niemandem ein schlechtes Gewissen eingeredet werden. Ob man seine Organe nach dem Tod spenden möchte oder nicht – das ist keine leichte Entscheidung. Die Fragen und Ängste rund um eine Organspende sind ernst zu nehmende Probleme, da muss jede und jeder in Ruhe und gründlich darüber nachdenken.

Das allerdings sollte jede und jeder auch tun müssen. Niemand wird gerne mit dem eigenen Tod konfrontiert. Aber es ist nicht zu viel verlangt, sich wenigstens ein Mal ernsthaft mit dem Thema Organspende zu befassen – und dann eine Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung im übrigen, die man jederzeit auch wieder ändern kann.

Das wirklich merkwürdige an der ständigen Organspende-Debatte in Deutschland ist nämlich, dass nach einer repräsentativen Befragung im vergangenen Jahr 84 Prozent(!) der Deutschen einer Organ- und Gewebespende positiv gegenüber stehen. Wieso das bisher nicht dazu geführt hat, dass mindestens jeder Vierte einen Organspendeausweis unterschrieben hat, ist leider unverständlich.

(Siehe auch nebenstehenden Artikel „Leben retten“)