Aus der Luft und zu Fuß (38)

Kreßbach

18.07.2018

Von Andrea Bachmann / Bilder: Erich Sommer

Kreßbach

Wer das Glück hat, eine der etwa fünfzig Villen in der Landhaussiedlung am Kleeacker zu bewohnen, hat es nicht weit zum Golfplatz oder in den Rammert und kann sich über eine fantastische Lage am Hang des Steinlachtals freuen: Das ehemalige Dorf Kreßbach im Süden von Tübingen, das seit dem 19. Jahrhundert zu Weilheim gehört und deshalb 1972 nach Tübingen eingemeindet wurde, ist ein wirklich fürstlicher Platz auf Erden.

Zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt wird der Ort bereits um 1100. Im 16. Jahrhundert kam das Dorf dann an die Herren von Ehingen und zur Herrschaft Wankheim und von da aus zu den Herren von St. André. Die fühlten sich dort augenscheinlich so wohl, dass sie Kreßbach zu ihrem Herrschaftsmittelpunkt erwählten und 1766 dort ein Schloss bauten. Dabei handelt es sich um einen relativ schlichten Rechteckbau mit Krüppelwalmdach und einem hübschen Portikus mit toskanischen Säulen. Der Schlossgarten und ein kleiner Rokokobrunnen an einem Nebengebäude sind noch erhalten und vermitteln ein idyllisches Flair. Das Schloss ist noch immer im Familienbesitz, heute ist dort die Zentrale der Deutschen Knochenmarkspenderdatei untergebracht.

Auf dem ehemaligen Friedhof befindet sich eine Kapelle, die 1571 erbaut wurde und der Familie als Grablege diente. Als im Juli 2013 der Hagel über Tübingen niederging, wurde das Dach der Kapelle so stark beschädigt, dass es erneuert werden musste. Dabei machte die Eigentümerin, Freiin Nicoletta von St. André, eine schlimme Entdeckung: Das Tragwerk des kleinen Glockenturms war so kaputt, dass das gesamte Türmchen einzustürzen drohte. Auch das Mauerwerk hatte einen tiefen Riss. Die Kapelle wurde geschlossen, die dort stattfindenden Gottesdienste in die Nikomedes-Kirche nach Weilheim verlegt und die Kapelle wurde für stolze 200 000 Euro saniert. Dabei sicherte man den Baugrund mit einer stützenden Spezialemulsion und trug den Glockenturm aufwändig mit einem Spezialkran ab. Bei der Restaurierung kamen außerdem Wand- und Deckenmalereien aus den unterschiedlichsten Epochen zum Vorschein. Alles wurde sorgfältig und liebevoll wieder hergestellt und jetzt erstrahlt die kleine Kapelle in genau dem Glanz, den Hochzeitspaare lieben.

Der Golfplatz wurde Anfang des Jahrtausends angelegt, zuerst mit neun, bald aber mit 18 Löchern. Er ist einer der längsten Golfplätze Deutschlands und bietet auch Menschen, die von Greens und Handicaps keine Ahnung haben, auf der Außenterrasse des Restaurants eine unglaubliche Aussicht auf den Albtrauf inklusive Hohenzollern. Andrea Bachmann /

Bilder: Erich Sommer

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Erstellt:
18.07.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 18.07.2018, 01:00 Uhr

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