Corona – Laufen ins Leere

Manch hartes Lauftraining über viele Monate hinweg ist jetzt für die Katz

Gerade jetzt beginnt die Zeit der Frühjahrsläufe, der Marathons, der Halbmarathons (HM) und der Volksläufe im ganzen Land. Aber Corona regiert. Viele Läufer und Läuferinnen stürzt das in eine sportliche Krise.

18.03.2020

Der Hirschauer Lauftreff hat die Marathonvorbereitung aufgegeben – nicht das Laufen.

Der Hirschauer Lauftreff hat die Marathonvorbereitung aufgegeben – nicht das Laufen.

Da berichtete Tobias Babel (LAV Stadtwerke Tübingen) vor einer Woche noch, dass er gerade im Marathontraining steckt und dass es super laufe für ihn. Gerade erst hatte er den letzten Lauf der Albgold-Winterlaufserie in Trochtelfingen gewonnen. Stolz erzählte er von 180 Trainingskilometern pro Woche. Und dass die Form stimmt.

Nur wenige Tage später wurde der Marathon in Freiburg, sein Trainingsziel, abgesagt – wegen Corona. „Ich hoffe bloß, dann wenigstens der Marathon in Hannover kurz darauf stattfindet, dann kann ich auf den ausweichen“, meinte Babel enttäuscht. Doch dann kam die Nachricht, dass auch der nicht stattfinden wird, ebenso wenig, wie alle anderen in – vermutlich – ganz Europa.

Aber nicht nur Babel war betroffen von den Absagen. Denn in Freiburg sollten auch die Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon stattfinden. Und auf den trainierten viele Hundert alleine hier in der Region. Klar, Deutsche Meisterschaften fast vor der Haustür, das reizt natürlich. Etliche LAV-Cracks, die von der LG Steinlach-Zollern oder manche Kiebinger – alles Halbmarathon-Kandidaten. Peter Kwiatkowski, einer der LAV-Läufer, der meist in den Top-Ten der regionalen Läufe auftaucht, nennt Freiburg seinen „Lieblings-Halbmarathon.“ Aus, vorbei, Kwiatkowski weiß nicht mehr so recht, was er machen soll. Denn die Top-Läufer, aber auch die weniger ambitionierten, haben etliches an Trainings in Kauf genommen, um einen Frühjahrslauf erfolgreich zu gestalten.

So treibt es zum Beispiel die LAV-Cracks jeden Dienstag auf die Bahn im Institut für Sport (IfS) in Lustnau, um dort die Tempoeinheiten zu schrubben. Das ist kein Spaß, zum Beispiel 5x2000 Meter in einem Affenzahn und weit im Laktat zu sprinten. „In der Gruppe geht es leichter, dann schafft man das eher“, meint Trainingsleiter der dienstäglichen Laufgruppe, Gerold Knisel, der Macher des Nikolauslaufs und 1. Vorsitzender des Tübinger Post SV.

Besonders hart hat die Absage auch die überragende Läuferin des letzten Jahres getroffen, Anais Sabrié. Die Gewinnerin des Nikolauslaufes und die Teameuropameisterin im Berglauf (für Frankreich), plante ihren ersten Marathon in Hannover, Zwischenstation wäre Freiburg gewesen. „Alles war umsonst“, heißt es da jetzt.

Ganz gezielt bereitet sich, wie jedes Jahr, der Lauftreff des TSV Hirschau auf einen Marathon vor. Dieses Jahr haben sie bereits etliche der Long-Jogs hinter sich. Die finden immer sonntags in der Früh statt, derzeit um acht Uhr.

Da werden dann gleich mal über 30 Kilometer gelaufen, manchmal auch bis zu 35 Kilometer. Winne Laube, Lauftreffleiter und gute Seele der Veranstaltung, sucht die Strecke aus, zwei Mal unterwegs gibt es Verpflegungsstationen. Also alles bestens organisiert. Ziel 2020: der St. Tropez Marathon am 5. April. Aber der wurde jetzt auch abgesagt. Außerdem hatte sich herausgestellt, dass einer der sonntäglichen Mitläufer inzwischen positiv auf Corona getestet wurde. Laube zog die Konsequenzen und stellte das Training erst mal ein.

In einem Rundmail meldete er: „Da aufgrund der Coronakrise nunmehr sämtliche Laufveranstaltungen, insbesondere auch die Marathonläufe, gestrichen sind, macht es meines Erachtens keinen Sinn, jetzt noch sonntags drei Stunden und länger für ein Phantom Marathontraining durch die Gegend zu wetzen.“ Jetzt wurde am Sonntag halt eine kürzere Strecke ausgesucht und losgelaufen wird auch erst gegen 8.30 Uhr.

Noch finden die Veranstaltungen der Lauftreffs statt. Am Samstag kamen zum Lauf des Post SV Tübingen auf den Sand um die 35 Läufer und Läuferinnen, die zwischen 5 und 12 Kilometer unter die Schlappen nahmen. „Wie lange das noch möglich sein wird, kann ich nicht sagen“, meinte Knisel dazu. Ganz aufs Laufen verzichten wollen die meisten allerdings nicht. Falls die Laufveranstaltung von Vereinsseite untersagt wird, gemäß möglicher Anordnungen der Behörden, wollen sich manche halt in kleinen Gruppen treffen – inoffiziell. „Man kann uns Sport machen doch nicht verbieten“, so die Mehrheitsmeinung. Sonst müsse er in seinen Keller gehen und Darts werfen, meinte Knisel lachend.

Auch die LG Steinlach-Zollern meldete sich bei seinen Mitgliedern zu Corona. Der Vorsitzende Dieter Schneider verkündete in einer Mail an alle Mitglieder, dass das Osterferienlager abgesagt wurde und der Trainingsbetrieb zunächst bis Sonntag, 19. April, eingestellt wird. Über die Durchführung des Stadtlaufs wird nach erst Ostern entschieden.

Text und Bild: Werner Bauknecht

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Erstellt:
18.03.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 09sec
zuletzt aktualisiert: 18.03.2020, 01:00 Uhr

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