Panzer geben die Kultur zurück

Marc Oßwald ist der Veranstalter des „Tanks-Giving“ in der Tübinger Panzerhalle

Marc Oßwald ist Geschäftsführer der Vaddi Concerts GmbH. Der 54-jährige Manager von Dieter Thomas Kuhn organisiert mit seinem Unternehmen auch regionale Konzerte und Veranstaltungen wie das Tübinger „Tanks-Giving“-Festival im Sommer.

05.08.2020

Kulturveranstalter Marc Oßwald rechnet erst 2022 mit einer deutlichen Verbesserung für seine Branche. Bild: Dennis Duddek

Kulturveranstalter Marc Oßwald rechnet erst 2022 mit einer deutlichen Verbesserung für seine Branche. Bild: Dennis Duddek

TAGBLATT ANZEIGER: Wie geht es Ihnen zur Zeit finanziell?

Marc Oßwald: Persönlich geht es mir gut, wirtschaftlich ist es im Moment aber sehr schwierig. Wir haben bis jetzt keine Perspektive. Wir wissen nur, dass die aktuelle Unsicherheit erst mal bleiben wird. Wir haben noch Hoffnung für den Sommer 2021. Wenn da kulturell auch nichts läuft, wird es für unsere Branche wirklich sehr eng. Unsere größte Hoffnung liegt gerade auf einem Impfstoff. Mit einer deutlichen Verbesserung unserer Situation rechnen wir allerdings erst im Jahr 2022.

Was organisieren Sie mit Ihrem Unternehmen?

Wir haben verschiedene Arbeitsfelder. Wir haben zwei Büros in Freiburg und Tübingen. Als Hauptaufgabe machen wir das Management von Dieter Thomas Kuhn – schon seit 28 Jahren. Wir organisieren für ihn alle Konzerte, kümmern uns um die Werbung, veröffentlichen Songs und vieles mehr. Außerdem veranstalten wir Konzerte im südlichen Baden-Württemberg. Das reicht von kleinen Veranstaltungen, bis zu ganz großen Open-Air-Events. Wir gehören als eigenständiges Unternehmen zur CTS Eventim AG.

Wie geht es zur Zeit den Künstlern, mit denen Sie zusammenarbeiten?

Sehr erfolgreiche Künstler überstehen diese Krise zwar ohne große finanzielle Probleme. Aber sie vermissen den Auftritt von dem Publikum. Die ganzen kleinen Künstler leiden unter massiven wirtschaftlichen Existenzängsten. Für sie gibt es bis jetzt leider auch noch keine wirklichen staatlichen Hilfen. Ich kenne leider sehr viele kleine Künstler, die schon aufgegeben haben. Diese gehen jetzt wieder in ihre Berufe zurück, die sie gelernt haben, wie zum Beispiel Elektroniker.

Waren Sie schon einmal in einer solchen Situation wie jetzt?

Nein, wir mussten noch nie Konzerte wegen einer Pandemie absagen. Auch die Versicherungsprämie für Pandemie war sehr gering, da einfach keiner mit so etwas gerechnet hat.

Konnten Sie sich auf die Krise vorbereiten?

Sie hat uns komplett unvorbereitet erwischt. Im Voraus konnten wir keine Veranstaltungen absagen, da wir sonst schadensersatzpflichtig wären. Wir mussten auf das Verbot der Regierung warten, damit es als höhere Gewalt durchgeht. Diese Verbote der Politik kamen teilweise zu langsam. Ein ganz schlimmer Fall war ein Konzert am 8. März in Freiburg. Da war die ganze Woche vor der Veranstaltung bereits abzusehen, das es ernst wird. Wir haben die Stadt deshalb gebeten, das Konzert zu untersagen. Dies geschah aber leider erst am Tag des Konzerts, als wir bereits aufgebaut hatten. Dadurch haben wir knapp 35 000 Euro verloren. Auch auf die Definition einer Großveranstaltung von Seiten der Politik mussten wir sehr lange warten, bis endlich klar war, dass die Grenze in Baden-Württemberg bei 500 Teilnehmer(inne)n liegt.

Wie kam es zur Idee des „Tanks-Giving“ Festivals in der Panzerhalle?

Ich hatte Dieter Thomas Kuhn und Philipp Feldtkeller gefragt, ob sie nicht im Sommer ihr Programm „Songs From Above“ in Tübingen spielen wollen. Da die beiden im Französischen Viertel wohnen, hatten sie die Idee, in der Panzerhalle aufzutreten. Nachdem die Stadt und die Anwohner ihre Zustimmung zu dem Projekt erklärt hatten, haben wir bei weiteren Künstlern angefragt. So konnten wir 24 Veranstaltungen an 23 Tagen im August organisieren.

Was hat es mit dem Namen „Tanks-Giving“ auf sich?

„Tanks-Giving“ ist ein Wortspiel. Ich interpretiere es so, dass Panzer die Kultur zurückgeben. Somit gibt es einen Bezug zwischen dem Namen der Halle und dem Festival.

Fragen von Dennis Duddek

tanks-giving.de

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Erstellt:
05.08.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 42sec
zuletzt aktualisiert: 05.08.2020, 01:00 Uhr

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