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Mareike Dörr managt Social Media für Künstler und Veranstalter

Mareike Dörr ist Social Media Managerin. Die 25-Jährige unterstützt Künstler und Veranstalter in sozialen Netzwerken. Sie arbeitet unter anderem auch für den Tübinger Sänger Vona und den Veranstalter „Vaddi-Concerts“ aus dem Französischen Viertel.

30.09.2020

Mareike Dörr entwickelt Social Media Strategien und liebt die Abwechslung in ihrem Beruf. Bild: Dennis Duddek

Mareike Dörr entwickelt Social Media Strategien und liebt die Abwechslung in ihrem Beruf. Bild: Dennis Duddek

TAGBLATT ANZEIGER: Welche Aufgaben gehören zu Ihrem Beruf?

Mareike Dörr: Hauptsächlich helfe ich Künstlern und Veranstaltern dabei, sich professionell auf Social Media zu präsentieren. Dazu gehört unter anderem die gemeinsame Entwicklung und Umsetzung einer Strategie. In dieser werden verschiedene Ziele und Pläne für das jeweilige Projekt festgelegt. Außerdem gehört die (Mit-)Betreuung der Kanäle dazu. Bei Tourneen und Events begleite ich die Künstler und Künstlerinnen, um vor Ort alles Social-Media-Relevante zu organisieren. Das klingt zunächst vielleicht etwas banal, aber es steckt sehr viel Arbeit dahinter.

Wie kamen Sie zu diesem Beruf?

Ich war schon immer fasziniert von Konzerten und habe während meiner Schulzeit bereits angefangen, in Promotion Teams zu arbeiten und dort beispielsweise Flyer auf Konzerten verteilt. Während meines Studiums habe ich ein Praktikum bei der sehr renommierten Bookingagentur „Chimperator Live“ begonnen. Dieses Marketing-Praktikum hat sich dann zu einer dreijährigen Anstellung entwickelt. In dieser Zeit fand ich vor allem das Online-Marketing und später dann den Bereich Social Media sehr spannend. Ich habe beobachten können, dass es gerade in diesem Bereich sehr viel Nachfrage aus der Veranstaltungsbranche gibt. Ende 2019 habe ich daraufhin den Sprung in die Selbständigkeit als Social Media Managerin gewagt.

Was macht diesen Beruf aus?

Ganz klar die Abwechslung! Ich wollte nie nur am Schreibtisch sitzen. In diesem Beruf habe ich die perfekte Mischung aus Büroarbeit und Events. Ich finde es außerdem ein großes Privileg, dass ich dort arbeiten darf, wo andere ihre Freizeit verbringen. Sehr interessant ist auch, die Entwicklung von Zukunfts- und Marketingplänen von Künstlern und Veranstaltern mitgestalten zu dürfen. Es ist immer wieder einzigartig und schön, eine Idee von Anfang bis Ende mitzuverfolgen und die dahinterstehenden Menschen auf ihrem Weg zu begleiten.

Welche Fähigkeiten brauchen Sie täglich in Ihrem Beruf?

Zunächst einmal muss man allgemein Spaß an dem Ganzen haben und in meinem Fall auch für die spezielle, aber sehr schöne Veranstaltungsbranche brennen. Die regelmäßige Weiterbildung und Verfolgung von neuen Trends ist auf jeden Fall ein Muss. Man muss sich aber natürlich auch mit der ganzen Technik und den verschiedenen Programmen auskennen. Viele Menschen unterschätzen es gerne, wie viel Zeit und Konzept sich hinter einem simpel aussehenden Post versteckt. Auch sollte man kommunikativ, kreativ und authentisch sein. Denn in diesem Bereich arbeitet man immer wieder mit neuen Menschen zusammen. In meinem Fall muss man sich natürlich auch an die etwas ungewöhnlichen Arbeitszeiten gewöhnen, denn die Konzert- und Musikbranche hat definitiv keine klassischen Bürozeiten. Trotzdem macht mir mein Beruf sehr viel Spaß und ich habe mir damit definitiv einen Traum erfüllt.

Wie sieht der typische Arbeitsalltag bei Ihnen aus?

Jeder Tag sieht bei mir anders aus und das ist das Schöne! Wie mein Tag aussieht, hängt sehr davon ab, ob ich außer Haus zu einem Event muss oder nur im Büro bin. Wenn ich nicht komplett auf Tour bin, sondern nur abends außer Haus bin, dann habe ich einen einigermaßen geregelten Tag. Ich fange meistens morgens um 9 Uhr an, meine Mails zu bearbeiten sowie alle von mir betreuten Kanäle einmal zu checken und einmal wöchentlich wird auch statistisch ausgewertet. Anschließend gestalte und plane ich verschiedene Postings und Konzepte für meine Kunden. Hierbei kümmere ich mich auch darum, dass dafür professionelle Inhalte zur Verfügung stehen, beispielsweise bin ich in stetigem Kontakt zu Fotografen. Im Anschluss daran telefoniere oder treffe ich mich meist mit Künstlern oder Veranstaltern, um die jeweils nächsten Schritte und Termine zu besprechen. Wenn das alles erledigt ist, ist es fast schon Nachmittag und ich mache mich auf den Weg zu den Konzerten. Vor Ort bespreche ich nochmal alles mit dem Management, besichtige die Bühne und überlege beispielsweise wie die Fotografen am besten platziert werden können. Während den Konzerten betreue ich die Medienvertreter, werte die Fotos mit den Fotografen aus und generiere Inhalte für die jeweiligen Kanäle in Form von Stories.

Würden Sie für Ihren Beruf gerne mehr Anerkennung erhalten?

Ich würde mir für den Beruf grundsätzlich mehr Verständnis wünschen. Professionelles Social Media Management ist ein Vollzeitjob, bei dem es nicht darum geht, mal eben schnell ein Foto mit dem Handy zu posten. Es steckt viel Zeit, Wissen, Passion und Konzept dahinter. Allerdings gibt es viele andere Berufe, in denen Menschen sehr viel mehr leisten und daher auch mehr Anerkennung erhalten sollten.

Haben Sie für Ihren Beruf eine spezielle Ausbildung gemacht?

Ich habe Betriebswirtschaft und Management studiert, was mir in der Selbständigkeit sehr hilft. Außerdem habe ich bei der IHK die Ausbildung zum Social Media Manager Advanced gemacht. Des weiteren absolviere ich regelmäßig Kurse zu verschiedenen Themen, um am Ball zu bleiben. Eine Ausbildung würde ich jedem empfehlen, der im Bereich Social Media arbeiten möchte. Zwar haben die jungen Leute heute kein Problem damit, eine App zu bedienen. Diese aber professionell zu nutzen, ist allerdings etwas anderes. Es ist wichtig, die theoretischen Grundlagen zu erlernen und die praktische Anwendung zu üben. Es macht einen großen Unterschied, ob man soziale Netzwerke privat oder beruflich nutzt. Mir wurde beispielsweise erst nach einem vierstündigen Kurs im Online-Recht klar, wie breitgefächert und komplex das Thema Werbung und deren Kennzeichnung ist. Solches Wissen ist ein absolutes Muss, wenn man diesen Beruf ausüben möchte.

Was ist Ihr persönliches Erfolgsrezept auf Social Media?

Die Mischung aus Storytelling, Emotionen und Authentizität, kombiniert mit der richtigen Strategie. Nichts ist schlimmer auf Social Media als unecht zu wirken und einer Dauerwerbesendung zu ähneln. Werbung sollte immer so verpackt werden, dass sie nicht als störend, sondern als hilfreich empfunden wird. Außerdem finde ich die Interaktion mit der Community entscheidend.

Welche Rolle spielt Social Media bei der Präsenz eines Unternehmens?

Eine sehr große! Sicherlich gibt es auch Unternehmen und Marken, für die sich Social Media vielleicht etwas weniger anbietet als für andere. Doch das Thema Social Media Marketing spielt mittlerweile in jeder Branche eine wichtige Rolle. Man sollte dabei natürlich individuell schauen, ob und welche Kanäle zu einem passen und welche Ziele damit erreicht werden sollen.

Wie geht es Ihnen während Corona finanziell und beruflich?

Mir sind in dieser sehr schwierigen Zeit natürlich einige Aufträge weggefallen, dadurch, dass ja alle Tourneen abgesagt wurden und Konzerte nur sehr vereinzelt stattfinden dürfen. Trotzdem ist meine Selbständigkeit im Moment zum Glück nicht gefährdet und mir geht es soweit gut, auch wenn ich von einer Vollauslastung derzeit weit weg bin. Ich hoffe natürlich sehr, dass die Veranstaltungsbranche in Zukunft finanziell unterstützt wird und sichere Konzepte für Konzerte entwickelt werden, so dass alle meine Kollegen und ich ihrer Leidenschaft und ihrem Beruf wieder voll nachgehen können.

Fragen von Dennis Duddek

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Erstellt:
30.09.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 29sec
zuletzt aktualisiert: 30.09.2020, 01:00 Uhr

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