Narri! Narro!

Markus Beuter und Thorsten Wolff leiten die Fasnet bei der Narrenzunft Tübingen

Der 36-jährige Markus Beuter und der 38-jährige Thorsten Wolff sind die Zunftmeister der Narrenzunft Tübingen. Wir sprachen mit ihnen über die Geschichten hinter dem Häs und das Interesse der Jugend an der Fasnet.

19.02.2020

Markus Beuter (rechts) und Thorsten Wolff lieben die fünfte Jahreszeit. Bild: Dennis Duddek

Markus Beuter (rechts) und Thorsten Wolff lieben die fünfte Jahreszeit. Bild: Dennis Duddek

TAGBLATT ANZEIGER: Was mögen Sie an der fünften Jahreszeit?

Markus Beuter: Die fünfte Jahreszeit bietet sehr viel Raum, um sich auszuprobieren. Man kann in eine Rolle schlüpfen, die nicht alltäglich ist und nichts zu tun hat mit Familie und Beruf. Wenn man zu Beginn des Jahres in die Maske schlüpft, kann man noch mal eine komplett neue Identität übernehmen. Diese Erfahrung ist sehr toll und ich würde sie jedem wünschen. Außerdem hat man in dieser Zeit in der Zunft mit vielen Menschen zu tun, die man sonst nie sieht. Die Fasnetszeit ist eine perfekte Abwechslung zum Rest des Jahres.

Warum dürfen in Tübingen beim Fasnetsumzug keine Wägen fahren?

Thorsten Wolff: Meines Wissens war es noch nie erlaubt. Das liegt daran, dass die Altstadt einfach zu eng ist und es zu gefährlich wäre, mit den Wägen durch die Stadt zu fahren. Unser Anhänger ist zum Beispiel neun Meter lang und dann kommt vorne noch ein Traktor dran. Damit durch die engen Gassen zu fahren, geht einfach nicht. Auch lebende Tiere sind beim Fasnetsumzug in Tübingen verboten.

Was sind die Geschichten hinter den traditionellen Tübinger Kostümen?

Beuter: Also zuerst muss man aufpassen, das man „Häs“ sagt und nicht Kostüm. Ein Kostüm ist ein Anzug, den man Kindern im Spielzeugladen kauft und ein „Häs“ ist der schwäbisch-alemannische Begriff dafür.

Wir in Tübingen haben vier Gruppen: Die Stadthexen, die Schwarzen Männle, die Raupen und das Tübinger Närrele. Alle vier Gruppen haben einen geschichtlichen Ursprung in Tübingen. Die bekannteste ist das Tübinger Närrele. Die Vorlage dafür hängt im alten Rathaus.

Welchen Charakter Ihrer Gruppen mögen Sie am liebsten?

Wolff: Wir selber sind Schwarze Männle, daher müssen wir uns natürlich zu ihnen bekennen. Ich würde aber sagen, dass jede Gruppe ihren ganz eigenen Charme hat. Aus unserer Sicht als Zunftmeister gibt es in der Region sehr viele Hexen und nur wenige klassische Narren.

Was sagen Sie zu dem Trend, dass es in der Region immer mehr Hexen gibt?

Beuter: Diesen Trend gibt es eigentlich seit Mitte der 1990er-Jahre. Wenn sich neue Gruppen bilden, sind die Mitglieder meist sehr jung. Die wollen dann in eine Rolle schlüpfen, die sehr lebendig ist und da ist die Hexe natürlich ideal. Die Hexen sind einfach populär.

Wie ist es bei Ihnen in der Zunft mit dem Alkohol?

Beuter: Ich kann nicht leugnen, dass wir Alkohol konsumieren. Wir achten aber sehr stark auf den Jugendschutz, da sind wir sehr genau und bieten keine Schlupflöcher.

Außerdem ist es ganz klar untersagt, den Umzug betrunken zu laufen und damit sich und andere zu gefährden. Damit hatten wir intern aber auch noch nie Probleme.

Was sind Ihre persönlichen Tricks, um in der Fasnets-Zeit gesund zu bleiben?

Wolff: Ganz wichtig ist erstmal die Grippeschutzimpfung. Wichtig ist auch, sehr viel zu trinken, aber natürlich nichts alkoholisches. Gerade für uns als Zunftmeister ist es wichtig, da wir zu fast jeder Veranstaltung müssen. Man sollte auch darauf achten, dass man genügend Schlaf bekommt in der Zeit. Aber es sind eben harte Wochen.

Wie sieht es bei Ihnen in der Zunft mit dem Nachwuchs aus?

Wolff: Der beste Nachwuchs ist natürlich der, der von uns direkt kommt, etwa Kinder unserer Mitglieder. Denn wenn die Kinder gleich mit der Fasnet aufwachsen, dann kennen sie es nicht anders und dann haben wir eine sehr geringe Absprungrate. In den wilden Gruppen ist es leichter, Nachwuchs zu finden, da sich die Jungen alle auspowern möchten. Bei uns in der Zunft sind von ganz jung bis ganz alt sämtliche Altersklassen präsent. Wir machen aber auch sehr viel dafür, dass die Leute zu uns kommen.

Fragen von Dennis Duddek