Der Kommentar

Mehr Klimaschutz mit weniger Mails

23.11.2022

Von Angelika Brieschke

Um 13.04 Uhr erhielt ich eine Mail von der DB Reisebegleitung mit dem Betreff „Ihr Anschluss in Biberach ist nicht erreichbar“.

Um 13.22 Uhr verkündete eine zweite Mail der DB Reisebegleitung „Ihr Anschluss in Biberach wird wieder erreicht“.

Um 13.27 Uhr wiederholte die dritte Mail den Inhalt der ersten und die vierte Mail um 13.35 Uhr den Inhalt der zweiten.

Alle diese Mails waren ohne jeglichen Erkenntnisgewinn für mich, denn mir war schon vor Fahrtantritt klar, dass der Anschluss in Biberach von der Bahn auf den Bus sehr sportlich angelegt war: Es waren nur 2 Minuten Umsteigezeit vorgesehen. Ankunft in Biberach am Bahnhof um 13.40 Uhr, Abfahrt vom Bus-Bahnhof um 13.42 Uhr.

Dass die elektronische Fahrplan-Auskunft überhaupt eine solche Umstiegszeit ausspuckte, lag sicherlich daran, dass der nächste Bus in meine gewünschte Richtung fahrplanmäßig erst ganze zwei Stunden später vorgesehen war. So wäre die einzig relevante Info für mich gewesen: Wartet der Busfahrer auf die Fahrgäste aus dem Zug? Sprich: Auf mich.

Falls Sie jetzt meinen, Sie befänden sich hier mitten in der Lektüre eines Kommentars, der wohlbekannte Missstände in unserem Öffentlichen Personenverkehr anprangern möchte – weit gefehlt. Dieser Kommentar möchte unnötigen Mail-Verkehr anprangern.

Unnötiger Mailverkehr ist Energieverschwendung, klimaschädlich und aufmerksamkeitszerstörend. Wussten Sie, dass eine normale Mail (ohne Anhang!) allein schon 10 Gramm Kohlenstoffdioxid verursacht? Das entspricht der Klimabilanz einer Plastiktüte. Erschreckend.

Noch schlimmer als unsinnige DB-Mails aber sind unsinnige Mails zu Bestellungen, die man online getätigt hat. Alle paar Stunden erfährt man, auf welchem Laufband in welchem Paketzentrum das Paket gerade eine Runde dreht. Wozu? Hier schlummert zweifellos ein Riesen-Energiespar-Potential für Firmen, die online unterwegs sind. Falls Sie da dabei sind: Denken Sie mal drüber nach!

Im übrigen: Ich habe den Bus in Biberach erreicht. Das aber nur, weil mir die dortigen Bahn-Bus-Bahnhofs-Verhältnisse bekannt sind. Schon während der Fahrt kämpfte ich mich im Zug nach vorne durch bis zur vordersten, rechten Tür. In dieser Pole-Position verharrte ich bis zur Einfahrt im Bahnhof, öffnete sofort die Zugtür und spurtete zum wartenden Bus. Der Busfahrer bedachte mein Ticket-Vorzeigen in Atemnot mit einem gelangweilten Nicken, schloss direkt hinter mir die Bustür und fuhr ab – um 13.41 Uhr, eine Minute vor der fahrplanmäßigen Abfahrtszeit.

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Erstellt:
23.11.2022, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 10sec
zuletzt aktualisiert: 23.11.2022, 01:00 Uhr

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