Probleme mit dem Wasser

Mischbehälter auf dem Sand war die Lösung

Die Stadtwerke Tübingen feiern ein Jubiläum: Vor 70 Jahren wurde der Trinkwassermischbehälter auf dem Sand gebaut.

22.03.2023

Wasser marsch! Stadtrat Gustav Asmuß, Oberbürgermeister Dr. Wolf Mülberger, Stadtwerke-Verantwortlicher Ernst Keim und Stadtwerke-Direktor Hermann Appel (von links) bei der Übergabe des Wasserhochbehälters Sand 1954. Bild: Stadtwerke Tübingen / Göhner

Wasser marsch! Stadtrat Gustav Asmuß, Oberbürgermeister Dr. Wolf Mülberger, Stadtwerke-Verantwortlicher Ernst Keim und Stadtwerke-Direktor Hermann Appel (von links) bei der Übergabe des Wasserhochbehälters Sand 1954. Bild: Stadtwerke Tübingen / Göhner

Tübingen. 1953 – in dem Jahr, als Tübingen Gründungsmitglied der Bodensee-Wasserversorgung geworden war – wurde auf dem „Sand“ ein neuer Wasserbehälter gebaut. Er sollte die Neubaugebiete im Norden der Stadt versorgen. Seit den Nachkriegsjahren hatte es in Tübingen immer wieder Wasserknappheit gegeben und obwohl 1954 der Brunnen Unteres Neckartal erschlossen wurde, kam das Wasservorkommen der Tübinger Brunnen an seine Grenzen.

Die Lösung war der Anschluss an die geplante Fernleitung der Bodensee-Wasserversorgung. 1958 kam erstmals Bodenseewasser in Tübingen an – im Behälter auf dem Sand. Die Mischung aus Bodenseewasser und dem wesentlich härteren Grundwasser des Neckartals sollte das Tübinger Trinkwasser weicher machen. Die vielversprechende Maßnahme erwies sich zunächst als problematisch: Freigesetzte Kohlensäure griff die Leitungen an. Tübingens Wasserversorgung wurde in zwei Bereiche getrennt: Eine mit weichem Bodenseewasser, eine mit hartem Eigenwasser, was über Jahrzehnte zu Unmut in der Bevölkerung führte.

Die Lösung für Tübingens Wasserproblem brachte 1992 ein spezieller Mischturm. Um die überschüssige Kohlensäure zu entfernen, werden dem Neckartal-Wasser Luftperlen zugesetzt. So kann das Mischwasser ohne Korrosionsgefahr für das Leitungsnetz befördert werden. Das Eigenwasser und Bodenseewasser werden im Verhältnis eins zu drei zu Mischwasser des mittleren Härtebereichs 2 gemischt.

Heute speichert der in den 1990er-Jahren erweiterte Behälter in drei Kammern 6,6 Millionen Liter Mischwasser. Pumpen befördern es über weitere Hochbehälter durch das 500 Kilometer lange Leitungsnetz in verschiedene Stadtgebiete.

In den letzten Jahren haben die Stadtwerke einige ihrer Wasserbehälter von Grund auf saniert. Auch die Fliesenverkleidung im Mischwasserbehälter Sand hatte ihre Nutzungsdauer im Jahr 2018 erreicht. Bei laufendem Betrieb wurde eine Kammer nach der anderen in einem aufwändigen Verfahren grundsaniert: Die Fliesen wurden entfernt und die Oberfläche mit einem Hochdruckwasserstrahl vorbereitet. Im Anschluss konnte in der großen Kammer der Bodenestrich erneuert und eine neue, mineralische Beschichtung aufgetragen werden. Die beiden kleineren Kammern wurden mit einer Kunststoff-Auskleidung versehen. Kontinuierliche Untersuchungen der verwendeten Materialien sowie regelmäßige Trinkwasserproben sicherten jederzeit die Qualität des Trinkwassers. Nach zweijähriger Bauzeit wurde die Sanierung im September 2020 abgeschlossen. TA

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Erstellt:
22.03.2023, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 22.03.2023, 01:00 Uhr

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