Tübinger Leichtathletik lebt auf

Mit ihrem kleinen, aber feinen Meeting meldet sich die LAV Stadtwerke Tübingen

„LAV & Friends“ nannte sich die Veranstaltung, die am Samstag Live-Leichtathletik in das Stadion des SV 03 Tübingen brachte. Es gab nur strahlende Gesichter bei den SportlerInnen.

15.07.2020

Dieter Baumann, Gast im Stadion, motiviert den Nachwuchs (rechts Marius Knisel). Bild: Ulmer

Dieter Baumann, Gast im Stadion, motiviert den Nachwuchs (rechts Marius Knisel). Bild: Ulmer

Die Tübinger Spitzenveranstaltung der Leichtathletik, Soundtrack, musste nach dem Unwetter-Desaster von 2019 auc hin diesem Jahr abgesagt werden – Corona regiert. Jetzt, nach den ersten Öffnungen auch für Sportveranstaltungen, stellte die LAV Stadtwerke Tübingen ein kleines, aber feines Meeting auf die Beine.

Die Teilnehmer waren überschaubar – es sind, nach Corona-Regeln, ohnehin nur 100 zugelassen, wie Mitorganisator Michael Schramm erklärte. Die Friends der Veranstaltung kamen dabei aus der ganzen Region. Sportlerinnen und Sportler aus Pliezhausen, Gomaringen, Stuttgart, Rottweil, Unterjesingen oder Nürtingen waren angereist.

Viele kamen aus den unteren Altersklassen, nahmen die Gelegenheit wahr, sich mit der Konkurrenz zu messen. „Wir hatten ja bisher nicht viel Gelegenheit, gegeneinander zu laufen oder zu springen“, meinte eine Sprinterin der LAV. Zuschauer/innen allerdings waren nicht zugelassen.

Die erste Disziplin war das Speerwerfen. Das Gewicht der Speere war altersgemäß von 800 Gramm bei den Männern, bis zu 500 Gramm bei der WJU 16. Gesamtsieger wurde hier Jannick Mayer von der LAV mit 61,15 Meter vor Marian Spannowsky aus Metzingen (60,61 Meter). Auch Nick Thumm von der LAV war ein Siegkandidat, mit 60,27 Meter kam er noch auf den dritten Platz. Bei den Frauen siegte Lara Latz aus Merzig mit 44,53 Meter.

Beim Weitsprung der Frauen siegte Pauline Sohn (LAV) mit 5,26 Meter, auf Platz zwei katapultierte sich Amelie Gutbrod mit gerade mal zwei Zentimetern Rückstand. Beide hatten dabei Windunterstützung.

Auch bei allen anderen Disziplinen war der Wind den ganzen Tag über – die Veranstaltung begann um 15 Uhr – unterstützender oder hemmender Faktor. Für die Sportler kein Problem: „Die wissen alle, dass sie eine Freiluftsportart betreiben, das macht denen nichts aus“, so Uli Böckle, Trainer der LAV. Insgesamt bestand die gesamte Sprung-Konkurrenz aus LAV-Starterinnen. Bei der WJU 16 hingegen gewann Marit Höner aus Gomaringen mit guten 5,06 Meter.

Die 100-Meter-Sprintstrecke lieferte etliche interessante Duelle. Etwas überraschend war der deutliche Rückstand von Lukas Gärtner aus Rottenburg, der mit seiner Zeit von 11,71 Sekunden fast 60 Sekunden hinter Sieger Matteo Redinger aus Nürtingen lag (11,10 Sekunden). Beide gehören zum Jahrgang U16. Allerdings ist Gärtners Hauptdisziplin auch der Hochsprung, der am Samstag nicht im Angebot war. Bei der weiblichen Jugend U16 gewann Karina Plut aus Sindelfingen mit 13,42 Sekunden.

Es gab erstaunlich viele MehrkämpferInnen, die am Samstag auf den Einzeldisziplinen starteten. „Die wollen einfach mal wieder Wettkämpfe machen, und da nehmen sie an dem teil, was angeboten wird“, so Andrea Schneider-Wolf, Ex-Trainerin der LAV. Ein exzellentes Ergebnis lieferte der LAV-Läufer Tyrone Wild über die 200-Meter-Sprintstrecke ab. Mit deutlichem Vorsprung auf den Zweitplatzierten Timo Würschum aus Waiblingen siegte er in 11,27 Sekunden.

Dazwischen gab es noch den Kugelstoß-Wettbewerb für die Jungen. Bei den MJU18 und U16 gewann Marec Metzger (LAV) in 13,18 Meter vor Lukas Gärtner (Rottenburg) in 12,61 Meter. Bei den Mädchen siegte Soraya Sprenger aus Gomaringen mit 11,97 Meter, gefolgt von gleich vier weiteren Mädchen aus Gomaringen. Und im Jungs-Weitsprung der U15 gewann Ripke Tammes aus Sindelfingen in tollen 5,27 Meter.

Ehe dann die Mittelstrecken unter die Spikes genommen wurden, legte der Senioren-Sprinter der LAV, Zygmunt Bogdan, immerhin bereits 70 Jahre alt, eine Superzeit über die 200 Meter hin. Fast alleine stürmte er in 28,64 Sekunden über die Blaue Bahn, folgen konnte ihm keiner.

In den Pausen konnten die Sportler/innen sich Kuchen, Getränke oder Obst von einem Stand abholen. Ansonsten wurde gedehnt, eingelaufen oder einfach geratscht – man kannte sich untereinander. Die Ergebnislisten hingen immer zeitnah am Brett, die Zeiten sagten die Moderatoren nach den Rennen, Würfen oder Sprüngen durch. „Wir machen solche Veranstaltungen ja nicht zum ersten Mal“, meinte dazu der Vorstand Finanzen der LAV, Christian Wolf. Überhaupt war die gesamte LAV-Führungsriege am Event beteiligt, einschließlich Stadtlauf-Mitgründer Frieder Wenk oder der 1. Vorsitzende Claus Claussen.

Die 800-Meter-Läufe wurden im ersten Zeitlauf von den Sindelfingern Läufern dominiert, die Platz eins bis sieben belegten. Es gewann Alexander Stepanov in 2:03,96 Minuten. Bei den Frauen gewann Noa André von den Stuttgarter Kickers in 2:15,40 Minuten. Ganz erfreulich hier die erst 13-jährige Emma Thorwald, die Platz fünf von neun Starterinnen belegte.

Auf den 1500-Meter-Lauf hatten viele gewartet. Clubkollegen und viele andere Sportler, die ihre Wettkämpfe beendet hatten, wollten sehen, wie sich die Deutsche Meisterin Hanna Klein bei ihrem 1500-Meter-Rennen schlägt. Und die lieferte eine ganz famose Zeit ab. Nicht mal sechs Sekunden lag sie bei ihren 4:10,08 Minuten über ihren Bestzeit. Zum Vergleich: Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften 2020 siegte sie mit 4:22,43 Minuten.

Die LAV-Mitglieder unterstützten sie dabei lautstark mit Tröten, Rätschen und einer Trommel, die Top-Läufer Timo Göhler persönlich schlug. Es siegte bei dem Lauf Juschka Björn (4:00,08 Minuten) vor Theo Haug (4:01,36 Minuten), beide LAV Stadtwerke Tübingen. Und beides überragende Zeiten.

Bemerkenswert auch die Plätze vier und fünf für die LAV-Läufer Ben Schlichter und Tom Rinderknecht, die jeweils 4:06er und 4:07er-Zeiten ablieferten. Klein war dabei in einem reinen Männerrennen unterwegs gewesen. Die zweitbeste Frau war Natalie Frank, auch sie von der LAV, die starke 4:39,81 Minuten lief. Sie lief im zweiten Rennen von drei.

„Das schönste war für mich“, so Schneider-Wolf beim Einpacken von Tischen und Stühlen am Ende des Events, „dass ganz viele Sportler und Betreuer auf uns zukamen, und uns sagten, wie glücklich sie wären, dass diese Veranstaltung stattgefunden hat.“ Werner Bauknecht