Der Kommentar

Narrenmond und Fleischwegnahme

07.02.2018

Von Martina Fischer

Im Februar hat der Winter seinen Höhepunkt überschritten und die Tage werden länger, die Sonne steigt höher, das Licht wird heller.

Der Februar ist der kürzeste Monat, kann der kälteste sein, ebenso gut aber auch frühlingshaft warme Tage bringen. Die Bauern schätzen aber einen kalten Februar, denn ein zu mildes Wetter kommt Feld und Garten höchst ungelegen, da es bei der Tier- und Pflanzenwelt eine sehr gefährliche Erwartung auf einen baldig nahenden Frühling weckt. Tritt eine vorzeitige Blüh- und Vegetationsphase ein, können Spätfröste die ganze Arbeit des vergangenen Herbstes wieder vernichten.

Jetzt kann man den Komposthaufen ein zweites Mal umsetzen. Das erste Mal erfolgt im Dezember, dazwischen sollen rund sechs Wochen liegen. Im Garten fangen die Frühblüher zu blühen an: Schneeglöckchen, Krokus, Winterling und Heckenkirsche erwachen aus dem Winterschlaf. Blütensträucher, außer Forsythien, Magnolie und Zierkirsche, sollen nun zurückgeschnitten werden.

Als typische Arbeiten zeigen die Monatsbilder des Februars in den Kalendern Holzgewinnung, Umgraben der Erde, Beschneiden der Weinstöcke, Fischfang, Fastnachtstreiben, Schmausereien und den Aderlass. In diesem Monat muss man die Maulwürfe „vertilgen“ und die Raupennester verbrennen. Auf warmen Mistbeeten sät man die „Kukumern“ (Gurken) und Kohl, auf den kalten Monatsrettiche und Gelbrüben.

Der Februar ist die Zeit der Fastnacht, weshalb er auch „Narrenmond“ genannt wird. Ebenso wie der Abend vor dem Geburtsfest Christi „Weihnacht“ heißt, meint Fastnacht den Vorabend der früher überaus streng eingehaltenen Fastenzeit. In genau dieselbe Richtung weist auch der romanische Begriff „Karneval“: Das Kirchenlatein nannte den Eintritt der Abstinenzperiode nämlich „carnislevamen“, zu übersetzen etwa mit „Fleischwegnahme“. Aus diesem Wortfeld entwickelte sich die bereits im 10. Jahrhundert nachweisbare Variante „carnelevare“. Daraus entstand später das leichter auszusprechende „carnevale“, was oft scherzhaft als „Fleisch lebe wohl“ interpretiert wurde. Fastnacht, Karneval oder auch Fasching meint also dasselbe: Die Zeit unmittelbar vor der Fastenzeit, in der man ungestraft noch einmal die „Sau rauslassen“ konnte, bevor 40 Tage Abstinenz (auch im sexuellen Sinne) drohte.

In der Volksmedizin gilt der Februar wegen seiner bösen Feuchtigkeit als gefährlich. Der schwäbische Wetterglauben hat einen deutlichen Spruch zu bieten: „Ist der Februar sehr warm / friert man zu Ostern bis in den Darm.“