Die bedrohten Überlebenskünstler

Neue Ausstellung über Schmetterlinge im Reutlinger Naturkundemuseum

Schmetterlinge sind schön. Dass die Falter darüber hinaus auch höchst erstaunliche Wesen sind, zeigt die neue Fotoausstellung „Hochstapler, Trunkenbolde, Schnüffler . . . und andere verrückte Schmetterlinge“ im Reutlinger Naturkundemuseum.

17.06.2020

Schmetterlinge sind anpassungsfähige Tarnkünstler. Und sie können ihre Feinde mit Warnfarben abschrecken. Bild: Gabriele Böhm

Schmetterlinge sind anpassungsfähige Tarnkünstler. Und sie können ihre Feinde mit Warnfarben abschrecken. Bild: Gabriele Böhm

Mit knapp 160 000 Arten, so heißt es in der Ausstellung, sind Schmetterlinge gleich nach den Käfern die artenreichste Insektenordnung. Kaum ein anderes Insekt sei bei Menschen derartig beliebt. Und trotzdem verkleinert sich der Lebensraum der Insekten mit dem poetischen Namen „Sommervögel“ kontinuierlich: Viele ihrer Lebensräume wie Hecken, Blumen- und Magerwiesen sind bereits verschwunden. Auch Insektizide sorgten dafür, dass die Zahl der Falter in den vergangenen 30 Jahren zurückgegangen ist.

Dennoch sind Schmetterlinge echte Lebenskünstler, die sich veränderten Bedingungen anpassen können. Viele Tricks und Kniffe stehen ihnen zur Verfügung, um kalte Winter zu überstehen oder ihre Feinde zu überlisten.

Der professionelle, mit hohen Auszeichnungen versehene Tierfotograf Ingo Arndt, der nicht nur Schmetterlinge, sondern auch ihre Puppen und Raupen in Szene setzte, nannte das Fotoprojekt eine „überaus reizvolle und komplexe Aufgabe“. Es sei nicht nur darum gegangen, weltweit Falter auszuspüren, sondern auch, ihre verblüffenden Leistungen fotografisch festzuhalten. Seine Reise führte Arndt vom tropischen Regenwald bis zu den Geröllfeldern der Alpen.

Was er fand, kann man auf großformatigen Fotos in den beiden oberen Etagen des Naturkundemuseums bewundern. Da gibt es die Esparsetten-Widderchen mit ihrer blutroten Warnfarbe. Sie signalisiert Fressfeinden, dass nicht mit ihnen zu spaßen ist. Das ist kein Fake: Es sind die giftigsten Schmetterlinge überhaupt. Sie können drei Gifte, darunter Blausäure, selbst in ihren Körpern produzieren.

Den Glasflügelfalter tituliert die Ausstellung als den „Durchschaubaren“. Glasklar sind seine Flügel, die nur die Äderchen sehen lassen. Birken sind der bevorzugte Standort des Birkenspanners, eines äußerst anpassungsfähigen Tarnkünstlers, der auf der Baumrinde kaum zu erkennen ist. Ganz gerissen ist der Hornissen-Glasflügler, der auch das Ausstellungsplakat ziert. „Batessche Mimikry“ lautet der Fachbegriff für seinen Trick. Um Feinde zu täuschen und sich als besonders gefährlich auszuweisen, hat der harmlose, kleine Schmetterling das Aussehen einer Hornisse angenommen. Auch Raupen schlüpfen in das Gewand anderer Tiere oder Pflanzen oder legen sich zur Abschreckung riesige Augen zu.

Der Monarchfalter ist nicht nur farblich herrlich, er absolviert auch einen 4000 Kilometer langen Flug in sein Winterquartier. Und die Modedesigner unter den Schmetterlingen lassen ihre Flügel in einer schier unerschöpflichen Vielfalt an Farben und Mustern erstrahlen. Gabriele Böhm

Die Ausstellung ist bis zum 5. Juli 2020 in Reutlingen am Weibermarkt 4 von Dienstag bis Samstag (11 bis 17 Uhr,) Donnerstag (11 bis 19 Uhr) sowie an Sonn- und Feiertage (11 bis 18 Uhr) zu sehen. Es gelten die üblichen Coronaregeln mit Masken-und Abstandspflicht.

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Erstellt:
17.06.2020, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 17.06.2020, 01:00 Uhr

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