Kulturelles Erbe zugänglich halten

Neues Keltenmuseum und ein Grabhügel-Projekt in Engstingen-Haid

Nicht nur in Grabenstetten, Hülben und Erkenbrechtsweiler sind keltische Zeugnisse erhalten. Engstingen-Haid gilt ebenfalls als bedeutende Fundstätte. Mehr als 100 Hügelgräber konnten hier nachgewiesen und untersucht werden. Die europäische LEADER-Kulturförderung ermöglicht es, dass im Militärhistorischen Museum aktuell ein Museumsraum eingerichtet wird.

08.07.2020

Neues Keltenmuseum und ein Grabhügel-Projekt in Engstingen-Haid: Joachim Erbe zeigt einen der vier Grabhügel, der wieder aufgeschüttet werden soll. Bild: Gabriele Böhm

Neues Keltenmuseum und ein Grabhügel-Projekt in Engstingen-Haid: Joachim Erbe zeigt einen der vier Grabhügel, der wieder aufgeschüttet werden soll. Bild: Gabriele Böhm

Treibende Kraft ist Joachim Erbe, der 2006 das Militärhistorische Museum in der ehemaligen Eberhard-Finck-Kaserne aufgebaut hatte. Hier erfährt man auf zwei Etagen Fundiertes unter anderem über die „Stubengemeinschaft“ von Soldaten, die Bundeswehr auf der Haid, „Glanz und Gloria“ im damaligen Königreich Württemberg, Uniformen und Waffen. „Rund 1000 Besucher kommen, abgesehen von der Pandemiezeit, pro Jahr, darunter auch viele Schulklassen“, so der Initiator. Ihm zur Seite stehen 100 Mitglieder des 2011 gegründeten Museumsvereins.

Doch Joachim Erbe brennt noch für ein weiteres Thema. „Schon in der Schulzeit hat mich das Leben der Kelten, die hier ansässig waren, fasziniert“, berichtet er. Um auszuprobieren, wie es sich als Kelte lebt, trat Erbe der „Keltengruppe Riusiava“ bei, die sich intensiv mit Handwerk, Kochen, Bogenbau, Brettchenweberei, Druidentum oder Kampfkunst im Zeitraum etwa von 850 bis 15 vor Christus, der Eisenzeit, beschäftigt. „Uns ist es sehr wichtig, dass das nicht fantasievoll, sondern authentisch geschieht“, so Erbe. Sieben bis acht Mal im Jahr werde die Gruppe bei Veranstaltungen in ganz Baden-Württemberg angefordert, um Interessierten das keltische Leben zu veranschaulichen. Dazu gehört auch ein Vortrag von Vereinsvorstand Andrea Häussler. Um an die Bedeutung der Fundstätte Haid zu erinnern, wird derzeit im Militärhistorischen Museum eine Dauerausstellung eingerichtet. Dafür musste die Bibliothek weichen. Das Kleinprojekt „Die Kelten auf der Haid und auf der Alb“ wurde bei LEADER eingereicht, im Frühjahr 2020 kam die Zusage für eine Förderung von 80 Prozent.

„Wir haben den Zuschuss für Vitrinen und fünf bis sechs Infotafeln beantragt, die entlang der Wände über die Kelten informieren sollen“, so Erbe. Angefertigt würden sie professionell von Dieter Hagmann, der auch für die virtuellen Darstellungen im geplanten Heidengrabenzentrum in Erkenbrechtsweiler verantwortlich zeichne. Wissenschaftlich betreut werden die Maßnahmen von dem Tübinger Archäologen Dr. Gerd Stegmaier sowie Gebietsreferent Dr. Marc Heise vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart.

Die Ausstellung soll auch dem Trochtelfinger Johannes Dorn (1823-1900) ein Denkmal setzen. Sein Vater Joachim war im Auftrag Graf Wilhelms von Württemberg an den Öffnungen der Grabhügel beteiligt. Später wurde Johannes Dorn selbst zum Ausgräber. Bekannt wurde er vor allem durch die Entdeckung und Ergrabung des Merowinger-Fürstengrabes von Gammertingen. „Von den Funden, die sich im Landesmuseum Stuttgart befinden, möchte der Verein selbst Reproduktionen anfertigen“, berichtet Erbe, der als gelernter Textiltechniker und Maschinenbauer über die nötigen, handwerklichen Kenntnisse verfügt.

Indessen nimmt Erbe bereits das nächste Projekt in Angriff, das, wenn möglich, ebenfalls durch LEADER gefördert werden soll. Vier ehemalige Grabhügel aus der Keltenzeit, die auf der Haid aktuell hinter Brennnesseln und Gestrüpp verborgen liegen, sollen durch neue Wege, Bänke und Tafeln wieder Besuchergruppen zugänglich gemacht werden.

„Bereits in den 1970er-Jahren hatte der Standort-Verwaltungschef Georg Bierfreund das Areal umzäunt und Info-Schilder aufgestellt“, erzählt Joachim Erbe. Das ist rudimentär sogar noch erkennbar. Zudem soll einer der Grabhügel durch eine künstliche Aufschüttung rekonstruiert werden. Und nebenan soll auf der Magerwiese ein Biotop für Insekten entstehen. Gabriele Böhm

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Erstellt:
08.07.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 32sec
zuletzt aktualisiert: 08.07.2020, 01:00 Uhr

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