Ersatzmama für Hunde und Katzen

Nicole Kammerer päppelt verwaiste Tierkinder für das Tübinger Tierheim auf

Nicole Kammerer ist seit 37 Jahren im Tierschutz aktiv. Für das Tübinger Tierheim päppelt die 53-Jährige regelmäßig verwaiste Tierkinder auf. Darunter Hunde, Katzen, Kaninchen, aber auch Wildtiere wie Frischlinge, Füchse, Rehkitze, Marder und Waschbären.

30.11.2022

Nicole Kammerer kümmert sich um mutterlose Tierkinder, die von Spaziergängern oder Förstern gefunden wurden. Bild: Natalie Eckelt

Nicole Kammerer kümmert sich um mutterlose Tierkinder, die von Spaziergängern oder Förstern gefunden wurden. Bild: Natalie Eckelt

TAGBLATT ANZEIGER: Können Sie sich noch an das erste Tierkind erinnern, das Sie großgezogen haben?

Nicole Kammerer: Ja, damals war ich 20 Jahre alt. Das war eine mutterlose kleine Mischlingshündin, die weggeworfen in einem Mülleimer gefunden wurde. Sie war damals nur etwa fünf Tage alt. Wir haben sie dann auch selbst behalten.

Wie kommen die Tierkinder zu Ihnen?

In der Regel finden Spaziergänger, Bauern, Jäger, Förster oder oft auch Landschaftsgärtner die Tiere draußen und rufen beim Tierschutz-Nottelefon an. Der Tierschutzverein entscheidet dann, welche Pflegestellen für das verwaiste Tierkind infrage kommen und bringen die Tiere dann zu uns.

Wie zeitaufwändig ist die Aufzucht von Jungtieren?

Der Aufwand ist bei allen Säugetier-Babys in etwa gleich. Bei neugeborenen Tieren bis zur zweiten Woche muss man rund um die Uhr alle zwei Stunden füttern. Das dauert etwa 15 Minuten. Ab der 2. Woche muss man dann alle 3 Stunden ran. Zwischendrin muss man die Kleinen saubermachen, das Bäuchlein massieren und eben einfach da sein, da die Kleinen den Körperkontakt zur Ersatzmama dringend brauchen, um sich gesund zu entwickeln. Die ganz kleinen Säuglinge habe ich deshalb oft unter dem Pullover in einem Beutel.

Haben die Tiere mit den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen?

Ja, auf jeden Fall. Die Wildtiere, die wir aufziehen und wieder auswildern, wie zum Beispiel Füchse, tun sich oft schwer, im Herbst und Winter genug Futter zu finden. Füchse fressen vor allem Schnecken und Insekten, von denen es immer weniger gibt. Man muss viel länger unterstützend zufüttern als früher.

Wie sollte man als Spaziergänger reagieren, wenn man ein Tierkind findet?

Zuerst einmal sollte man das Tier nicht anfassen und schon gar nicht einfach einpacken und mitnehmen. Dank der heutigen Technik kann man ganz einfach mit dem Handy ein Filmchen machen und beim Tierschutz-Nottelefon anrufen. Bei der Kontaktperson vom Tierschutz kann man sich dann erkundigen, ob man das Tier mitnehmen muss, weil es geschwächt oder krank ist, oder ob man besser noch auf die Mutter warten soll.

Nicht jedes Tier, das irgendwo liegt, braucht Hilfe. Oft ist die Mutter in der Nähe und die Finder verscheuchen sie in Unwissenheit. Viel zu oft werden Tiere mit nach Hause genommen und dann ganz falsch gefüttert. Das hat fatale Folgen. Wenn Tierkinder unterkühlt sind, können sie die Nahrung nicht verdauen.

Fragen von Natalie Eckelt

Das Notschutztelefon des

Tübinger Tierheims ist unter der Nummer 0175 / 7 25 96 70 zu

erreichen.

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Erstellt:
30.11.2022, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 15sec
zuletzt aktualisiert: 30.11.2022, 01:00 Uhr

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