Kritik an Medizinern

Niedergelassene Ärzte nehmen sich zu wenig Zeit

Die Zufriedenheit der Deutschen mit ihrem Gesundheitswesen nimmt spürbar ab.

27.02.2019

Vor allem ältere Menschen sind immer unzufriedener mit der medizinischen Behandlung in Deutschland. Bild: Bits and Splits - Fotolia

Vor allem ältere Menschen sind immer unzufriedener mit der medizinischen Behandlung in Deutschland. Bild: Bits and Splits - Fotolia

Nur noch 55 Prozent der Bürger zählen es zu den drei besten Systemen der Welt – vor zwei Jahren lag dieser Wert noch bei 64 Prozent, vor einem Jahr immerhin noch bei 59 Prozent. Gerade bei der Altersgruppe der älteren Menschen über 55 Jahre, die naturgemäß häufiger in medizinischer Behandlung sind, ist dieser Zustimmungswert 2018 gegenüber dem Vorjahr erkennbar gesunken, von 59 auf 53 Prozent.

Das sind zentrale Ergebnisse des „Healthcare-Barometers 2019“, einer repräsentativen Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 1000 Bundesbürgern, die bereits zum fünften Mal durchgeführt wurde. „Deutschland hat noch immer eine medizinische Versorgung auf sehr hohem Niveau“, sagt Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC. „Doch im internationalen Vergleich liegen wir in puncto technologische Entwicklung weit zurück. In anderen Ländern ist die elektronische Patientenakte, die zeitlich flexible Wertemessung per App oder die ortsunabhängige Behandlung per Video-Chat längst Wirklichkeit, in Deutschland kommen digitale Technologien erst langsam beim Patienten an. Ich führe die sinkende Zufriedenheit auch darauf zurück, dass wir beim Zukunftsthema E-Health kaum vorankommen.“

Klare Unzufriedenheit äußern die Versicherten mit der Behandlung bei niedergelassenen Ärzten: Vier von zehn Deutschen bemängeln, dass ihr Arzt sich zu wenig Zeit für sie nimmt. Ein weiterer Grund für Unzufriedenheit sind die Öffnungszeiten der Praxen, die den eigenen Bedürfnissen nicht entsprechen.

Der Wunsch nach Flexibilität hat zugenommen – 24 Prozent äußern diese Kritik, während es 2017 nur 20 Prozent waren. Aber auch das Gefühl, sich vom Arzt und seinen Angestellten nicht ernst genommen zu fühlen, äußern 22 Prozent der Befragten. Rundum zufrieden mit der ärztlichen Behandlung sind lediglich 33 Prozent der Bürger. „Die Erwartungen an Zuwendung und Service sind deutlich gestiegen. Dem steht die Zeitknappheit entgegen, die sich zu einem zentralen Problem in unserem Gesundheitssystem entwickelt hat“, kommentiert Michael Burkhart. TA

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Erstellt:
27.02.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 27.02.2019, 01:00 Uhr

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