Der Kommentar

Nur auf den Regeln der Logik

31.03.2021

Von Philipp Schmidt

Der Begriff „Verschwörungstheorie“ ist insofern irreführend, als das, was gemeinhin als Verschwörungs“theorie“ bezeichnet wird, gerade nicht die Anforderungen an eine Theorie erfüllt. Mindestanforderungen einer Theorie wären Widerspruchsfreiheit und Überprüfbarkeit.

Also ist die Bezeichnung umgangssprachlich zu verstehen mit der Bedeutung von „These“. Eine These wiederum ist eine Behauptung, deren Wahrheitsgehalt bewiesen werden muss. Der Zusatz: „Verschwörung“ scheint ausdrücken zu wollen, dass eine These formuliert wird, für die keinerlei Beweise vorliegen.

Die derzeit bekannteste sogenannte Verschwörungstheorie „QAnon“ ist genau betrachtet vielmehr eine rechtspopulistische Strategie, die Donald Trump unterstützen sollte und mittlerweile zu einer Art Ideologie ausgewachsen ist. Diese Ideologie fußt auf althergebrachten Vorurteilen und stellt bewusst steile, nicht belegbare Behauptungen auf.

Mir wäre es lieber, die Dinge würden präziser beim Namen genannt. Der verunglimpfende Begriff „Verschwörungstheorie“ kann und wird auch benutzt, um einen (politischen) Gegner mundtot zu machen.

Sollten wir nicht besser von Thesen sprechen? Eine These fordert dazu auf, Beweise zu liefern. Dass uns ein globaler Klimawandel bevorsteht, ist eine starke These, insofern dafür mannigfache wissenschaftliche Beweise angeführt werden können. Dass Barack Obama und Hillary Clinton einen Putsch planten, die Verwandtschaft unserer Kanzlerin mit Adolf Hitler oder die Behauptung, Bill Gates wolle durch Impfungen Mikrochips implantieren, sind nichts anderes als schlechte, schwache Thesen.

Der psychologische Reflex, dem Establishment grundsätzlich zu misstrauen, scheint mir dabei der durchaus verständliche Pudels Kern. Jeder Skandal nährt diesen Argwohn. Wenn man verhindern möchte, dass er sich pauschalisiert und man viele Menschen nicht zurücklassen will, muss man im Gespräch bleiben und auch die schwächste, weit her geholteste These sachlich widerlegen.

Medien und Politik sollten die verquerdenkensten Querdenker zu Wort kommen lassen. Die Rolle des Internets zur Meinungsbildung wird noch immer unterschätzt. Die Zweifel sind bereits gesät und wuchern jeden Tag weiter. Nur eine offene, faire und auf den Regeln der Logik basierende Debattenkultur kann sie zerstreuen.